Love me, angel (Junge LIebe ) (German Edition)
gestern. Bastian hängt plötzlich mit Maike zusammen und ist somit nicht zu gebrauchen. Und von Andy fehlt jede Spur. Damals wäre mir das sicher nicht mal aufgefallen, oder ich hätte wie die anderen ein wenig schadenfreudig gelacht, weil bei so vielen Fehlstunden die Konsequenzen nicht lange auf sich warten lassen. Jetzt mache ich mir aber ernsthaft Gedanken. Wie will der Kerl denn sein Abi schaffen, wenn er so gut wie nie da ist? Na ja, ist ja eigentlich nicht mein Problem, ich hab nämlich meine eigenen. Der Dornfels will tatsächlich noch mal ein Gespräch mit mir. Das sagt er mir einfach so auf dem Flur. Angeblich geht es doch noch mal um die Sache mit den Typen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass er von mir wissen will, ob ich schwul bin. Aber was geht den das eigentlich an?
An diesem Abend ist mir noch langweiliger als gestern. Sven hat noch immer nicht auf meine SMS geantwortet und taucht auch nicht im Chat auf. Und bei Sven anrufen will ich nicht. Er kann doch sicher sehen, welche Nummern ihn angerufen haben. Ich will ja nicht wie ein Stalker wirken ...
Vor lauter Verzweiflung fange ich tatsächlich an, das Referat auszuarbeiten. Das Beste an diesem Tag ist noch, dass ich nicht wieder in meinen Klamotten einschlafe. Na, herzlichen Glückwunsch.
Und am nächsten Tag geht es genauso weiter! Ich könnte ausrasten! Aber dann ist Freitag und ich suche mir die Bahnverbindung zur Disco raus. Meiner Mutter erzähle ich, dass ich zu Bastian gehe. Das ist sie gewöhnt.
Sicherheitshalber schaue ich mir im Internet noch mal die Strecke an, die ich anschließend noch zu Fuß gehen muss. Dann mach ich mich ausgehfertig und fahre los.
In der Bahn sitzen mir ein paar Halbstarke gegenüber, die sich gegenseitig auf Prolldeutsch anschreien. Ab einem gewissen IQ fehlt einem halt die Fähigkeit, seine Stimme in Sachen Lautstärke den Gegebenheiten anzupassen.
Als ich ankomme, bin ich natürlich wieder viel zu früh. Es hätte meine Mutter aber misstrauisch gemacht, wenn ich mich erst gegen Mitternacht auf die Socken gemacht hätte.
Ein komisches Gefühl ist es schon, jetzt allein zu sein, ohne Sven, der mich schützend durch diese fremde Welt dirigiert. Aber ich schaff das schon!
Und dann bin ich zum ersten Mal ganz allein in einem Schwulen-Club. Obwohl ich natürlich schon alles kenne, habe ich das beklemmende Gefühl, mich verlaufen zu haben. Irgendwie gehöre ich nicht hier her. Unwohl stelle ich mich in eine Ecke und beobachte das spärliche Treiben.
Nach zehn Minuten gucke ich zum ersten Mal auf die Uhr. Bis Mitternacht ist es noch eine ganze Weile. Oh man, was für eine unterhaltsame Aktion.
Nach zwanzig Minuten gehe ich zur Bar und bestelle mir eine Bacardi-Cola. Der Typ hinter der Theke will tatsächlich meinen Ausweis sehen! Prüfend schaut er sich das Dokument an und meint dann mit düsterem Blick: „Der ist doch gefälscht, oder?"
Ich muss wohl so doof gucken, dass er in lautes Lachen ausbricht. Okay, das war wohl ein Witz. Ein wenig gezwungen lache ich mit. Eigentlich finde ich den Gag sogar ziemlich gut, aber irgendwie kann ich hier nicht lockerlassen.
Mit dem Gesöff in der Hand verschwinde ich schnell wieder in meine Ecke und warte. Und warten macht durstig. Nach der zweiten Bacardi-Cola rechne ich kurz hoch, was der Abend kosten wird, wenn es so weitergeht. Leisten kann ich mir das zwar nicht, aber ich besorge mir trotzdem Nachschub.
Es dauert Ewigkeiten, bis endlich mal genügend Leute da sind, dass sich die ersten auf die Tanzfläche trauen. Ich leere gerade mein viertes Glas Bacardi-Cola. Obwohl die Mischung nicht ganz so stark ist, wie die von Mausi, spüre ich den Alkohol schon ziemlich doll. Und auf Klo muss ich natürlich auch. Daran habe ich ja gar nicht gedacht. Letzte Woche habe ich sämtliche Getränke ja sofort auf der Tanzfläche wieder ausgeschwitzt ...
Ein wenig torkelig mache ich mich auf zu den Toiletten. Auf meinem Weg gucken mich mehrere Kerle an, als wollten sie mich anspringen. Ich versuche das zu ignorieren. Blöderweise schaffe ich das aber nicht, weil einer mir zulächelt und ich, freundlich wie ich bin, zurücklächle. Und als ich an ihm vorbeigehe, zwinkert er mir zu und ich bin auch noch so dämlich und schaue noch mal zurück. Als ich auf die Klotür zusteure, sehe ich aus den Augenwinkeln, dass der Kerl mir tatsächlich folgt. Ach du Scheiße! Schnell laufe ich durch den Vorraum zu den Kabinen. Ein Schrank von einem Mann steht an der Pissrinne und schaut mich
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