Love me, angel (Junge LIebe ) (German Edition)
drückt es sich an die Nase und saugt das Koks direkt rein. In der Dunkelheit und ohne glatte Oberfläche kann er stilvolle Lines ohnehin vergessen.
Er wartet einen Moment, bis das Zeug wirkt. Irgendwie scheint er in der letzten Zeit immer länger warten zu müssen. Vielleicht hat der Steinbach ihm auch schlechte Ware angedreht, wer kann das schon wissen?
Noch mal lässt er die Szene Revue passieren, wie Steph plötzlich ins Zimmer geschossen kommt, mit Augen, so groß wie Fußbälle und der puren Panik im Gesicht. Angel spürt, dass er richtig wach wird. Und jetzt fällt ihm auch auf, dass er ohne Steph ganz sicher nicht davongekommen wäre. Es ist wie eine Fügung des Schicksals. Vielleicht gehört Steph ja wirklich nicht hierher, sondern war lediglich dazu da, ihm aus der Patsche zu helfen. Schicksal halt.
Einen Augenblick lang spürt Angel tatsächlich so was wie Mitleid. Steph ist sicher kein schlechter Typ. Aber Angel weiß, dass Steph nicht lange in seiner Welt überleben würde. Angel ist etwas Besonderes und das spürt er auch, wann immer er die Nase ins Koks steckt. Es gibt nichts, was er nicht schaffen könnte - außer das Abitur vielleicht. Aber wer braucht das schon?
Etwa eine Stunde bleibt er noch liegen und starrt in den Himmel und ab und zu auch zu Steph hinüber, der wie bewusstlos daliegt. Dann steht er auf und sucht sich einen Weg vom Grundstück hinunter. Dabei muss er vorsichtig sein, weil in dieser Gegend eigentlich jedes Plumpsklo mit einer Alarmanlage gesichert ist.
Als er wieder auf der Straße steht, tippt er eine Nummer ins Handy und wartet. Er ist zwar alles andere als frisch, aber das wird er schon geschickt ins Spiel einzubauen wissen. Notfalls erzählt er einfach die Wahrheit und Gerome wird es dem zerzausten Flüchtling mit Begeisterung besorgen und dafür gern ein paar Scheine hinlegen. Die kann Andy dann morgen einzahlen und vielleicht reicht es ja schon für Flugticket und Startgeld. Engel müssen fliegen, wenn sie nicht gerade genagelt werden.
Kapitel 24
„Hallo?", ruft eine ängstliche Frauenstimme.
Ich bin sofort hellwach. „Ja?", sage ich und richte mich auf. Mit brennenden Augen sehe ich das Gras unter mir und dass es schon Tag ist.
„Was machen Sie denn auf meinem Grundstück?"
Ich reibe mir kurz die Augen und blinzle die Frau an, die sich mir mit gehörigem Abstand und einem Telefon in der Hand zuwinkt.
„Ist alles in Ordnung mit Ihnen?" Sie sieht aus, als sei sie zwischen Ärger, Verwunderung und Besorgnis hin- und hergerissen.
„Ja", antworte ich und komme langsam auf die Beine. Erst jetzt fällt mir auf, das ich allein bin. Von Andy keine Spur. Ich schaue auf die Uhr und bekomme einen Schreck. Fast schon zehn. Das scheint zur Angewohnheit zu werden ...
„Ich hab mich verlaufen", sage ich zu der Frau, „entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht erschrecken."
Die Frau nickt eine Spur nachsichtiger.
„Wie komme ich zur Straße?"
„Einfach hier vorn vorbei", antwortet sie. „Aber es ist alles in Ordnung?"
„Bis auf dass ich zu spät zur Schule komme", sage ich und laufe los. Um zehn hab ich doch den Termin mit dem Dornfels. Wenn ich den wieder platzen lasse, kommt der noch auf die Idee, meine Eltern in die Geschichte mit reinzuziehen.
Am Bahnsteig bin ich hin- und hergerissen. Soll ich erst nach Hause? Dann komme ich aber garantiert zu spät und kann den ambitionierten Dornfels nicht mehr aufhalten. Außerdem wartet zu Hause sicher meine aufgeregte Mutter. Mir wird ganz heiß, wenn ich an das Theater denke, das mir bevorsteht. Obwohl, ich war doch im Prinzip nur einen Tag weg - einen Schultag. Oh man ...
Ich steige in die Bahn, die mich zur Schule bringt. Die Klamotten sind erst mal egal - und ich glaube, so schlimm sehen die gar nicht aus. Die Weste hat an der Brust einen Riss und das Hemd ist am rechten Ärmel ein wenig mitgenommen. Andy wird sich freuen. Und wo ist überhaupt das Jackett? Ich kann mich gar nicht erinnern, dass ich es ausgezogen habe.
Müde sitze ich im letzten Abteil und hole mein Handy aus der Hosentasche. Es dauert einen Moment, bis es eingeschaltet ist. Und dann piepsen auch schon die Nachrichten und ich sehe, dass ich insgesamt zwölf Anrufe verpasst habe. Zwölf! Viermal unser Hausanschluss, zwei mal das Handy von meinem Vater und der Rest ist von Bastian ...
Ich lese die Kurzmitteilungen. Sind nur drei, und alle von Bastian.
WO BIST DU??? KRANK??? ENGLISCH IST ÖDE
Die ist noch von Montagmorgen. Ist also aufgefallen,
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