love sheriffs
einer Kölner Bar statt. Ich habe also jede Menge Zeit, mir noch einmal alles durch den Kopf gehen zu lassen. Gestern haben Daniel und ich uns zuerst mit Joy getroffen, um unser Vorgehen zu bereden. Es war gar nicht so einfach, sie persönlich zu sprechen, ohne dass ihr Freund es mitbekommt. Er bringt sie jeden Tag zum Reisebüro und holt sie abends wieder ab. Und Joy hat uns erzählt, dass er der Verkäuferin aus der Boutique neben dem Reisebüro hundert Euro gegeben hat, wenn die ein Auge auf sie hat und ihm alles Verdächtige berichtet. Die Frau ist mit Joy befreundet und die beiden haben sich dann einfach einen halben Tag frei genommen und das Geld auf den Kopf gehauen. Aber Joy befürchtet, dass Mirko vielleicht noch mehr Spione angeheuert haben könnte. Warum sie sich so etwas gefallen lässt, ist mir allerdings ein Rätsel.
Oder vielleicht auch nicht. Joy habe ich als einen äußerst fröhlichen Menschen kennengelernt, jemand, der zum Lachen nicht in den Keller geht, sondern sich auf den Marktplatz stellt. Seht alle her, ich lache und ihr sollt mit mir lachen und das Leben ist schön und ich sowieso! Und wenn ihr etwas widerfährt, das nicht so schön ist, wird es nicht beklagt, sondern aufgehübscht. Ein bisschen Farbe, eine Schleife, ein süßer Aufkleber mit einem Welpenmotiv und so hässlich ist das gar nicht. Ich glaube, Mirko muss sich schon einiges erlaubt haben, bevor Joy den Brief an uns geschrieben hat. Ich glaube, Mirko ist ein Riesenarschloch, und insgeheim hoffe ich, dass Igor heute Abend seine Reflexe nicht vollständig unter Kontrolle hat und dem Kerl die Abreibung verpasst, die er verdient.
Joy hat mir ein Bild von ihrem Freund gezeigt (ein blasses Milchgesicht mit kalten Augen - mein Typ wäre es nicht) und verraten, dass er auf der Halloweenparty als Graf Dracula erscheinen wird. Auf dem Foto hatte er leider den Mund geschlossen, sodass ich nicht sagen kann, ob er bei der Aufnahme schon als Vampir geschminkt war. Jedenfalls werde ich mich während der Party ganz unschuldig mit ihm über das Wetter in Transylvanien unterhalten, bis dann Igor auf der Bildfläche erscheinen und Mirko vorwerfen wird, er habe seine Freundin, nämlich mich, angemacht. Ich werde es abstreiten, aber Igor wird mir nicht glauben, und kurz bevor Igor ihm einen Pfahl ins Herz rammt, kommt Joy herbeigeeilt und rettet ihren Freund aus der Misere. Vielleicht überlegt Mirko sich dann einmal, welchen Part er bei ähnlichen Begebenheiten bisher immer gespielt hat, und leitet die negativen Gedanken, die er bestimmt auf Igor abgeschossen hat, auf sich selbst um.
Ich überlege gerade, wie ich Mirko am besten ansprechen soll, und gerade als mir ein guter Spruch einfällt, klingelt es an der Haustür. Rosina spitzt die Ohren und blickt mich fragend an.
»Mich darfst du nicht fragen«, sage ich. »Du bist hier zu Hause, nicht ich. Ich bin nur eine Weile zu Besuch, höchstens ein, zwei Jahre.«
Als ich öffne, stehen ein Vampir, eine Hexe und ein Werwolf vor mir, wobei Letzterer auch ein Wookie sein könnte und Ersterer ein Finanzbeamter. Die drei Monster schauen erwartungsvoll zu mir auf, denn es sind nur kleine Monster, die schätzungsweise noch die Grundschule besuchen, wenn sie nicht gerade Süßigkeiten erpressen. Die kleine Hexe hält mit beiden Händen einen großen Korb, fast randvoll gefüllt mit Naschzeug.
Gott sei Dank bin ich Daniel sei Dank vorbereitet. Eine ganze Ladung Schokolade liegt griffbereit neben mir auf dem Briefkasten.
»Na, wen haben wir denn da?«, rufe ich mit gespielter Überraschung. »Die Heiligen drei Könige! Ihr seid spät dran dieses Jahr.«
Die Kinder schauen sich verunsichert an. Und während der kleine Vampir seinen Blick nicht von dem Schwert auf meinem Rücken abwenden kann, fasst die kleine Hexe Mut und krächzt: »Süßes oder Saures!«, wobei sie mir den Korb entgegenhält.
»Dann nehme ich lieber Süßes«, sage ich und greife mir den Korb. »Was habt ihr denn so anzubieten?«
Die Kinder starren mit offenen Mündern auf mein schwarzes Gesicht. Ich glaube fast, ich kann ihre Herzen schlagen hören. Es wird wohl besser sein, ich höre auf, sie zu veralbern, bevor sie Angst bekommen.
»Nein, passt auf, ihr Monster, hier hab ich was für euch.« Ich lächle die drei Kleinen an, greife blind nach den bereitliegenden Süßigkeiten und stoße dabei den ganzen Packen vom Briefkasten. Mit einem satten Klatschen fällt er auf den gefliesten Boden. Das Hexenmädchen stößt einen spitzen
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