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love sheriffs

love sheriffs

Titel: love sheriffs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Paura
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Realität wären Sie jetzt tot.«
    Diese Bemerkung findet Igor offenbar nicht sehr amüsant. Er wendet sich abrupt ab und herrscht Daniel an, was, zum Teufel, er eigentlich von ihm wolle.
    Mein Chef lässt sich nicht einschüchtern. Wahrscheinlich redet er sich ein, dass Igor im Grunde genommen nur geträumt ist, gealpträumt. Jedenfalls erklärt er dem Riesen mit fester Stimme und ohne zu zittern, was, zum Teufel, er eigentlich von ihm will.
    Igor hört ungeduldig zu und brummt, nachdem Daniel geendet hat: »Kein Interesse. Au revoir.«
    »Sie würden gut bezahlt werden«, versucht Daniel ihn umzustimmen.
    Igor spuckt ihm direkt vor die Füße. »Ich sagte: Au revoir. Auf Wiedersehen.«
    »Hey, das ist kein Grund, unhöflich zu werden«, fahre ich den Rüpel an. »Wir gehen ja schon. Komm, Daniel, der Kerl ist sowieso ungeeignet. Falls der überhaupt je einen Tom-Hanks-Anteil besessen hat, dann hat sein Godzilla-Anteil ihn gefressen.«
    Wir verabschieden uns kurz von Tanja und machen uns auf den Rückweg. Aber schon nach ein paar Schritten kommt Tanja uns hinterhergelaufen. »Wartet!« Sie reicht mir einen Schlüssel. »Den braucht ihr doch. An der Anmeldung gebt ihr ihn wieder ab. Sagt Tom nochmals danke von mir. Eigentlich hätte er euch ohne Schutzkleidung nämlich nicht reinlassen dürfen.« Sie zwinkert mir zu. »Aber weil er ein Auge auf mich geworfen hat, sieht er nicht mehr so gut. Hey, ihr wolltet doch mal schießen! Hätte ich fast vergessen.«
    Sie gibt mir ihren Markierer und ich bin gerade dabei, mir ein Ziel zu suchen, als plötzlich Igor heranstürmt.
    »Seine Waffe gibt man nicht aus den Händen!«, blafft er Tanja an. »Her damit!«
    Er will mir das Ding wegnehmen, aber meine Waffe gebe ich nicht aus den Händen. Er zieht. Ich klammere. Er zieht fester. Ich klammere fester. Wenn ich etwas nicht hergeben will, verwandle ich mich in einen Pitbull oder noch besser: in eine Fünfjährige. Da hat er eigentlich keine Chance.
    Aber die nutzt er. Mit einem Ruck reißt er den Markierer an sich und mich fast von den Beinen.
    »Jetzt reicht es aber!«, höre ich plötzlich Daniel rufen. Wütend packt er Igor an der Schulter. »Finger weg von meiner Freundin!«
    Der ehemalige Fremdenlegionär und derzeitige Oberblödmann macht eine lässige Armbewegung, als verscheuche er eine Fliege, und im nächsten Moment liegt Daniel am Boden. Sofort stürze ich zu ihm. Er tastet nach seiner Brille, die einen halben Meter neben ihm an einem Stein liegt. Ich hole sie und gebe sie ihm. Mit einem dankbaren Lächeln setzt er sie wieder auf. Das linke Glas hat einen Riss. Aus Daniels Nase rinnt ein dünner Blutfaden.
    Wenn ich Blut sehe, hält mich nichts mehr. Entweder kippe ich um oder drehe durch. »Raaazongaaa!«, schreie ich und trete dem Monster, das gerade lautstark mit Tanja diskutiert, zwischen die Beine. Aber diesmal funktioniert mein Überraschungsangriff nicht so gut. Mühelos fängt Igor meinen Fuß ab und hält ihn fest.
    »Sie blödes Arschloch!«, schreie ich, auf einem Bein hüpfend. »Lassen Sie mich sofort los! Ich warne Sie! Ich kann Mikado! Und ich kann beißen und kratzen.«
    Mein Sparringspartner kümmert sich überhaupt nicht um mein Gezeter. Auch Tanjas eindringliche Deeskalationsversuche verhallen wirkungslos in seinem leeren Schädelgewölbe. Ohne mein Bein freizugeben, marschiert er auf Daniel zu, der sich gerade fluchend aufrappelt.
    »Pardon, Monsieur«, sagt Igor und hilft Daniel mit der linken Hand beim Aufstehen. »Ich wollte das nicht. Das war nur ein Reflex. Die Brille bezahle ich Ihnen.«
    »Schon gut«, sagt Daniel und klopft sich den Staub von der Hose. »Ich brauche ohnehin eine neue.«
    »Sag ihm, er soll mich loslassen«, fordere ich Daniel auf.
    »Würden Sie sie bitte loslassen?«, sagt Daniel.
    »D‘accord. Aber sie soll aufhören, mich zu treten.«
    »Würdest du aufhören, ihn zu treten?«
    »Ich versuche«, sage ich. Von dem blöden Herumgehüpfe sind meine Beinmuskeln sowieso zu ermattet, um jemanden zu treten, selbst wenn er es noch so sehr verdient hat. Meine Gummitwistzeiten liegen schließlich schon ein Weilchen zurück. Und damals war ich eigentlich mehr stehend als hüpfend im Einsatz und wurde irgendwann von einem Pfosten wegrationalisiert.
    Erleichtert atme ich auf, als Igor endlich meinen Fuß loslässt. Hallo, Houston, schön, wieder auf der Erde zu sein.
    »Also gut, ich tue es«, sagt Igor.
    »Was?«, fragen Daniel und ich gleichzeitig.
    Igor schaut mich an und seufzt.

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