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love sheriffs

love sheriffs

Titel: love sheriffs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Paura
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Schrei aus und rennt davon. Kreischend laufen der Vampir und der Werwolf hinterher.
    »Hey, wartet!«, rufe ich. »Euer Korb! Kommt zurück!«
    Niemand wartet, niemand kommt zurück. Wie die kleinen Wiesel flitzen sie um ihr Leben. Fluchend klemme ich mir den Korb unter den Arm und renne hinterher.
    »Bleibt stehen, Kinder!«, schreie ich keuchend. »Ich will euren Korb nicht! Wartet auf mich, ihr Monster! Wartet!«
    Aber das Einzige, was Anstalten macht, stehenzubleiben, ist mein Herz. Wieso können diese Zwerge eigentlich schneller rennen als ich, frage ich mich und gebe mir gleich selbst die Antwort: Todesangst.
    Als ich Seitenstechen bekomme, bleibe ich japsend stehen. »Kommt her!«, schreie ich aus Leibeskräften. »
    Ich will euren Scheißkorb nicht! Kommt zurück oder ich reiße euch die Köpfe ab!«
    Ich gebe auf. Mehr kann man nicht tun, um ihr Vertrauen zurückzugewinnen. Geschlagen kehre ich um. Auf dem Nachhauseweg überlege ich mir, dass ich keinen Schlüssel eingesteckt habe. Falls die Tür zugefallen sein sollte, habe ich mich ausgesperrt. Das wäre wieder mal typisch.
    Aber manchmal habe sogar ich Glück. Die Tür steht offen. Ich hebe meine Schokolade vom Boden und packe sie in den Korb. Bei Kindern bin ich großzügig, da kann man mir nichts nachsagen.
    Erschlagen lasse ich mich im Wohnzimmer auf die Couch fallen. Ein Ninja-Krieger kommt nach Hause, müde von der Schlacht. Am liebsten würde ich eine Woche schlafen. Aber nein, ich muss gleich auf die Party. Das wird ein Spaß.
    »Du hast es gut, Rosina«, rufe ich. »Niemand erwartet etwas von dir. Du kannst tun, was du willst. Rosina?«
    Ich schaue mich um. Das Haus kommt mir auf einmal sehr leer vor. Ich lausche. Eine unheimliche Stille wabert durch die Luft, liegt wie ein dickes Tuch über den Möbeln, zieht wie warmes Öl in meine Haut.
    Ein schrecklicher Verdacht treibt mich von der Couch. Mit einem Satz stehe ich auf den Beinen und rufe, so laut ich kann: »ROSINA?«
    Sie hockt in einer Tanne, zu deren Erkletterung man Himalaya-Erfahrung und ein Sauerstoffgerät benötigen würde. Da oben liegt vielleicht noch Schnee von der letzten Eiszeit oder Flugsaurier kreisen um ihre hohen Nester herum. Wie soll man das wissen?
    Nachschauen scheidet definitiv aus. Ninjas sind zwar für ihre Kletterkünste bekannt, aber ich bin ja nur eine Sumo-Ninja mit Hüftspeck und Höhenangst. Und es ist einfach viel zu gefährlich. Aus meiner Warte hat Rosina gerade mal die Größe einer Ein-Cent-Münze - und da kriege ich sogar noch was raus. Wenn sie nicht so laut und jämmerlich quäken würde, als säße sie mir direkt im Ohr, hätte ich sie nie gefunden.
    Und was mache ich jetzt?
    Leiter!
    Diesmal denke ich sofort an das Naheliegende. Aber nachdem ich sie geholt und an den Baum gestellt habe, muss ich erkennen, dass es so nicht geht. Sie ist viel zu kurz und steht zu wackelig, da man sie aufgrund der vielen Äste nicht direkt an den Stamm lehnen kann. Dennoch versuche ich, Rosina auf diese Weise näher zu kommen und sie so vielleicht wie beim letzten Mal zum Herunterklettern zu bewegen. Aufgrund akuter Schwindelgefühle muss ich die Aktion allerdings nach der fünften Sprosse abbrechen.
    Mist! Mist! Mist! Warum habe ich bloß diese blöde Tür offen gelassen? Warum musste ich unbedingt die »Heiligen drei Könige« durch die Straßen hetzen? Ich hätte mich dabei wenigstens aussperren sollen, das wäre vernünftig gewesen.
    Die nächsten zwei Stunden verbringe ich damit, beruhigende, lockende, tröstende und wütende Worte zu Rosina hinaufzuwerfen. Aber sie erreichen sie nicht. Wie Steine fallen sie wieder zurück vor meine Füße. Ich schleppe kiloweise Futter heran, werfe mit Leckerli um mich, hole Rosinas Lieblingsschlafplätze, das alte Stuhlkissen, den Katzenkorb und den Quellekarton, zeige ihr ihre Spielangeln und Bälle und Mäuse, säusle, miaue, singe und tanze. Es nützt alles nichts. Die Kleine hockt unverändert da oben und maunzt sich die Seele aus dem Leib.
    Mittlerweile ist es dunkel geworden, kalt sowieso. Seufzend richte ich den Strahl der Taschenlampe auf meine Armbanduhr. Partytime.
    Aber ich kann die arme Rosina doch jetzt unmöglich alleine da oben sitzen lassen. Ich muss etwas unternehmen. Ich muss die Feuerwehr anrufen.
    Dort bekomme ich gesagt, dass sie heute Nacht nichts ausrichten könnten. Sie würden gleich morgen früh anrücken. Aber wahrscheinlich wäre bis dahin meine Katze bereits von alleine heruntergekommen. Dann solle ich

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