love sheriffs
schreit seine Frau und zieht ihm den Besen über den Scheitel. Und gleich noch einmal in der Wiederholung.
Mit offenem Mund schaue ich mich um. Die Hexe drischt auf ihren Mann ein. Mirko und Joy schreien sich an. Sascha schimpft mit Igor. Und alle werfen mir abwechselnd böse Blicke zu. Überall nur Getrampel und Getröte. Igor hat recht: alles arme Elefanten!
»Und was machen wir jetzt?«, fragt mich der ehemalige Fremdenlegionär und Kriegsheld.
Seufzend zucke ich mit den Achseln. »Das sollen die unter sich ausmachen. Ich muss nach Hause. Ich habe eine Katze in der Tanne.«
»Und was heißt das?«, fragt Igor, der wohl glaubt, das sei eine Redewendung, die er nicht kennt.
»Dass ich eine Katze in der Tanne habe und jetzt nach Hause muss«, erkläre ich und gehe.
Auf dem Weg nach draußen kommt mir Daniel entgegen.
»Wo warst du denn?«, frage ich.
»Mein Auto wegfahren. Ich hatte jemanden zugeparkt. Hast du die Durchsage nicht gehört?«
»Muss mir wohl entgangen sein.«
»Egal, wir können jetzt jedenfalls loslegen.«
»Schon geschehen. Alles liegt lose.«
»Wie?« Daniel macht ein enttäuschtes Gesicht. »Dann habe ich den ganzen Spaß verpasst?« Ich nicke und er schlägt sich mit der Faust in die flache Hand. »Verdammt!«
»Ein paar Spaßkrümel habe ich dir übriggelassen«, sage ich.
»Wie war es?«, fragt er aufgeregt. »Ich hoffe, Igor hat es nicht vermasselt. Ich hatte zuletzt ein paar Bedenken wegen ihm. Ist alles nach Plan gelaufen?«
»Es gab ein paar winzige Änderungen«, sage ich. »Igor oder Joy sollen es dir erzählen. Ich muss mich jetzt unbedingt um Rosina kümmern. Wir reden morgen.«
»Rosina ist deine Katze, ja? Kann ich dir dabei irgendwie helfen?«
Ich schüttele den Kopf. »Wenn du nicht klettern kannst und nicht Hubschrauber fliegen, wüsste ich nicht, wie.«
»Ich drücke die Daumen, dass die Feuerwehr Erfolg hat. Und es reicht, wenn du erst morgen Nachmittag in die Redaktion kommst, oder du bleibst gleich ganz zu Hause.«
»Morgen ist Feiertag«, erinnere ich ihn. »Allerheiligen.«
»Ach so, stimmt ja. Trotzdem. Bleib ruhig zu Hause. Aber rufe mich auf jeden Fall an, wenn deine Katze wieder in Sicherheit ist, in Ordnung?«
Das verspreche ich ihm und hoffe, dass seine Daumen, mein Glücksstein und die Männer der Feuerwehr mir meine Kleine mit vereinten Kräften wieder wohlbehalten zurück in ihr Katzenklo setzen.
Tanne, Katze und Kowalski sind noch an ihren Plätzen, als ich zurückkomme. Mein Catsitter hat eine Bierflasche in der Hand und blättert im Licht der Taschenlampe in einem Männermagazin. Als er mich sieht, steht er auf, reckt seine Arme und sagt gähnend: »Alles so gemacht, wie Sie gesagt haben. Bis aufs Singen. Das mach ich nicht. Gut, dass Sie kommen. So langsam wird mir nämlich kalt.«
»Das glaube ich. Und vielen Dank noch mal. Ich schulde Ihnen was.« Dann denke ich an sein Sexmagazin und an die Blicke, mit denen er auf meinen Busen starrt, und verdeutliche mein Angebot: »Ich meine, Sie bekommen etwas von mir.«
»Ach ja?«
»Ein Geschenk, meine ich. Ein schönes Geschenk.«
»Na, was das wohl sein wird?«
»Weiß ich noch nicht. Aber auf jeden Fall ein Ding, eine Sache.«
»Und was für eine Sache wollen Sie mir noch nicht verraten, wie?«
»Geld«, sage ich. »Ich gebe Ihnen fünfzig Euro. Ist das okay?«
Kowalski winkt lässig ab. »Nein, dafür nehm ich nichts. Das war eine Gefälligkeit unter Nachbarn. Wenn Sie noch mal jemanden brauchen für Ihre Muschi - ich helfe gerne.«
»Äh, ja, schön, danke«, stammele ich, lege meinen Kopf in den Nacken und starre den Baum hinauf. Aber natürlich ist es zu dunkel, um etwas zu erkennen. »Rosina«, rufe ich. »Ich bin wieder da. Jetzt bleibe ich bei dir, versprochen.«
Ein heiseres Maunzen antwortet mir.
»Oh«, mache ich. »Dann ist sie nicht runtergekommen?«
»Doch, sie war kurz unten, hat mit mir ein Bierchen gezischt und dann ist sie wieder hoch.« Kowalski lacht so laut, dass die Tanne zu nadeln anfängt.
Geschieht mir recht. Was frage ich auch so blöd!
»Die Feuerwehr wird nichts machen können«, sagt Kowalski.
»Warum nicht?«
»Die Hochleitungen sind im Weg. Da kommen sie nicht hin mit ihrer Leiter. Die wollen ja keinen Stromschlag riskieren.«
Mühsam schlucke ich meinen Ärger und meine Angst hinunter. »Abwarten«, mache ich mir Mut. »Denen wird schon etwas einfallen.«
»Da bin ich mal gespannt. Wenn Sie wollen, säge ich Ihnen den Baum um.«
Was für eine
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