love sheriffs
und lächerlich an. Aber für Sascha klingt es anscheinend echt.
»Wie lange? Eine Minute vielleicht. Aber da war nichts. Wirklich nicht, Mann! Sagen Sie es ihm, äh, ... Da, sehen Sie? Ich weiß noch nicht mal, wie Ihre Frau heißt. Aua, Sie tun mir weh!«
Ich versuche nochmals eindringlich, Igor klarzumachen, dass der Mann, den er gerade im Schwitzkasten hält, nicht Mirko ist. Aber Igor ist darauf programmiert, mir nichts zu glauben.
»Zu dir komme ich noch, putain«, brüllt er mich an. »Aber zuerst prügle ich aus deinem Liebhaber die Wahrheit heraus!«
Dass er mit mir herumschreit, finde ich nicht schlimm. Dass er mich eine Hure nennt, finde ich auch nicht schlimm. Aber dass ich einen brutalen Kämpfer, der zudem noch so doof ist, als hätte er statt eines Gehirns einen alten Camembert im Schädel, auf den Freund einer unserer Leserinnen gehetzt habe, erscheint mir jetzt als eine richtig blöde Idee. Die letzte blöde Idee dieses Kalibers hat mich einen Mercedes gekostet. Ich hoffe nur, ich komme heute billiger davon.
Ein paar umstehende Ungeheuer schauen interessiert zu, wie Igor mit meinem Liebhaber Powerpetting macht. Es greift aber niemand ein. Feiges Monsterpack! Kinder und Jungfrauen erschrecken, das können sie! Aber wenn es ernst wird, klappt jeder von ihnen den Sargdeckel zu und spielt toter Untoter.
Wenn ich nur Daniel irgendwo sehen würde. Vielleicht könnte er Igor dazu bringen, das Ganze abzubrechen. Sonst macht der wild gewordene Gorilla so lange weiter, bis Joy auftaucht und die erlösenden Worte spricht. Aber Joy wird nicht auftauchen, weil das hier ja nicht ihr Mirko ist. Sie wird sich höchstens wundern, warum ich mich nicht an den Plan halte, und irgendwann die Geduld verlieren und mit ihrem Freund und ihrer Diddlmaus die Stätte des Grauens verlassen.
Warum ist nur immer alles so kompliziert? Warum geht nie etwas glatt? Es heißt zwar: Wenn Gott lachen will, lässt er jemanden einen Plan machen. Aber so langsam dürfte er sich doch genug auf meine Kosten amüsiert haben, oder?
Gerade habe ich mich dazu durchgerungen, das Risiko einzugehen, Igor und Sascha einen Moment sich selbst zu überlassen, um in der Damentoilette nach Joy zu suchen, als Mirko aus dem Männer-WC kommt. In der Nähe der Toiletten bleibt er stehen, wahrscheinlich um auf Joy zu warten, und schaut sich amüsiert die Darbietung der beiden Streithähne an, nicht ahnend, dass der schmächtige Vampir, der von dem bulligen Frankenstein herumgezerrt wird wie eine Stoffpuppe, eigentlich er selbst sein sollte.
Da kommt mir eine Idee. Vielleicht kann ich Igors Fehlprogrammierung aufheben, indem ich das System neu starte. Was bei meinem Computer funktioniert, könnte ja auch bei ihm klappen. Er ist zwar nicht so schlau wie mein Rechner, aber genauso kastig.
Ich zupfe Mirko am Umhang und sage: »Hallo, Dracula. Wenn du so spitz bist wie deine Zähne, darfst du mich zu einer Bloody Mary einladen.«
»Haben Sie das gesehen?«, fragt Sascha, der das mitbekommen hat, aufgeregt. »Genauso hat Ihre Frau es bei mir auch gemacht. Die fragt jeden, der von der Toilette kommt, glaube ich. Das ist wohl ihr Jagdrevier.«
»Halt‘s Maul, du ... du Flittchen!«, schnauzt Igor ihn an und dreht ihm den Arm auf den Rücken.
Mirko schaut mich unterdessen verwundert an. »Ich warte auf meine Freundin«, sagt er abweisend. »Ah, da kommt sie ja.«
Er will gerade zu ihr laufen, als er von Sascha aufgehalten wird. »Erzählen Sie diesem Verrückten, was seine Frau gerade zu Ihnen gesagt hat«, fordert er ihn auf. »Mir glaubt er es nicht.«
Ich nutze die Gelegenheit und stehle mich zu Joy, die auf die beiden Raufenden starrt, sichtlich verwundert, dass keiner davon ihr Mirko ist. Mit ein paar knappen Sätzen kläre ich sie über die Verwechslung auf und bitte sie, einfach so zu tun, als ob alles wie geplant laufen würde, und Igor mit der ausgemachten Frau-kommt-Mann-zu-Hilfe-Szene zu stoppen, bevor er Sascha noch etwas Schlimmeres zufügt als ein paar blaue Flecken.
Joy versteht sofort und mit einem scharfen »Hey, lassen Sie meinen Freund los!« stürzt sie auf Igor zu.
»Ihr Freund stellt meiner Frau nach«, erklärt dieser, während Sascha die schwangere Frau, die sich plötzlich als seine Freundin bezeichnet, verwirrt anstarrt. Seine Augen sind noch größer als die Monsteraugen auf Joys Bauchkugel.
»So etwas würde er nie tun«, behauptet Joy. »Da vertraue ich ihm völlig, denn ich weiß, dass er mich liebt. In seinem Herzen ist
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