love sheriffs
Wahrscheinlich nicht einmal jemanden aus meinem Kurs. Es könnte also jeder oder jede sein. Wir müssen extrem ... Oh, mein Gott!«
»Was ist los?« Erschrocken halte ich ein Kissen vor mich.
Tanja zeigt kopfschüttelnd nach draußen. »Da liegt eine riesige Tanne halb in eurem Wintergarten.«
»Ich weiß.«
»Was ist passiert? Sieht aus, als hätte hier draußen ein Tornado gewütet.«
Ich deute auf die schlafende Rosina. »Das war sie.«
»Die Katze?«
»Die Katze.«
»Wow!«, macht Tanja und betrachtet das friedlich daliegende rötliche Fellknäuel mit neuen Augen. »Du solltest ihr vielleicht anderes Futter geben. Apropos Futter - was futterst du da eigentlich dauernd?«
Sie stellt sich neben mich und wirft einen Blick in den großen Korb, der trotz meines fortgeschrittenen Frühstücks noch fast randvoll mit Süßigkeiten ist. Tanja zieht eine Augenbraue hoch und sieht mich an.
»Frag nicht«, sage ich.
»Auf diese Weise löst du deine Probleme mit Max auch nicht«, meint Tanja vorwurfsvoll. »Warum rufst du ihn nicht endlich an?«
Seufzend angle ich mir ein Milky Way aus dem Korb. »Weil er dann gewonnen hat und ich immer diejenige sein werde, die anruft.«
»Oh, du spielst auf die harte Tour.«
»Allerdings«, sage ich. »Außerdem nimmt er sowieso nicht ab. Und zu deiner Information: Die Süßigkeiten habe ich mir nicht aus Liebeskummer gekauft. Die haben ein paar Kinder für mich gesammelt.«
Und dann erzähle ich Tanja die ganze Geschichte: Kinder, Katze, Konifere.
Meine Freundin hört aufmerksam zu und schüttelt dabei immer wieder den Kopf. »Vielleicht sollte ich mir doch jemand anderen als Schutzperson suchen«, meint sie, nachdem ich geendet habe.
»Nur zu.«
»Nein, du brauchst mich. Und das hier ist meine erste Schutzmaßnahme.« Sie packt den Korb und entfernt ihn aus meiner Reichweite. »Wie wäre es, wenn du ihn den Kindern zurückgibst?«
»Wenn ich wüsste, wo sie wohnen oder wie sie heißen, hätte ich das schon längst getan.«
»Würdest du sie wiedererkennen?«
Ich überlege. »Der eine hatte ein weißes Gesicht und lange, spitze Eckzähne. Das Mädchen hatte eine Hakennase mit einer Warze. Und der dritte hatte Haare überall.«
»Das ist keine große Hilfe«, findet Tanja. »So sehen Kinder nun mal aus.«
»Dann weiß ich auch nicht«, gebe ich auf. »Wann fängt das mit dem Rund-um-die-Uhr-Schutz eigentlich an?«
Statt zu antworten, drückt Tanja eine Kurzwahltaste auf ihrem Handy. »Hier ist Blaumeise«, sagt sie ins Telefon. »Habe das Päckchen empfangen um«, sie wirft einen Blick auf ihre Armbanduhr, »fünfzehnhundert.« Dann legt sie wieder auf.
»Was für ein Päckchen?«, frage ich.
Sie holt ein zweites Handy aus ihrer Jackentasche und wirft es mir zu. »Du bist das Päckchen, Pi. Ab sofort passe ich auf dich auf, meine Liebe. Und jetzt hebst du deinen traurigen Popo von der Couch und ziehst dich an! Wir brauchen fünf Ortswechsel und mindestens sechs Stunden in der Öffentlichkeit, damit es gilt. Das Handy musst du immer bei dir tragen. Es ist ortbar, also wissen sie jetzt wahrscheinlich schon, wo du dich aufhältst. Los, los, beeil dich! Und bleib von den Fenstern weg!«
Eigentlich bin ich ganz froh, dass Tanja mich hier rausholt. Um vier Uhr will Kowalski nämlich vorbeikommen, um die Tanne zu tranchieren und abzutransportieren. Das muss ich nicht unbedingt sehen. Er wird ein paar Helfer mitbringen, die die zerbrochenen Glasscheiben entfernen und eine transparente Abdeckung über den halb zerstörten Wintergarten legen, sodass die Pflanzen geschützt sind, bis der Schaden behoben wird. Mit der Firma, die den Wintergarten gebaut hat, habe ich mich schon in Verbindung gesetzt. Vor Anfang Dezember können sie niemanden schicken. Aber egal, Hauptsache das Ding wird repariert, bevor meine Eltern zurückkehren.
In meinem ehemaligen Jugendzimmer, das immer noch so aussieht, als warte es nur darauf, dass ich den Rucksack mit meinen Schulbüchern in die Ecke pfeffere, mich aufs schmale Bett werfe und die Musik von Take That oder Michael Jackson voll aufdrehe, ziehe ich mir eine Jeans, einen dunkelblauen Pulli und Stiefeletten an. So langsam muss ich mir neue Klamotten von zu Hause holen, wenn ich mich nicht mit der Waschmaschine meiner Eltern anfreunden will.
Mein Blick fällt auf das Handy von Tanja, das ich auf meinem Bett abgelegt habe. In den letzten Tagen habe ich Max bestimmt schon viermal zu erreichen versucht, aber nie hat er abgenommen oder
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