love sheriffs
zurückgerufen. Vielleicht habe ich mehr Glück, wenn ich von einem neutralen Handy aus anrufe.
»Gollenberg«, meldet sich Max schon beim dritten Klingeln. Na, also! Dann hat er wahrscheinlich meine vorigen Anrufe absichtlich ignoriert, als er meine Nummer auf dem Display gesehen hat. »Hallo? Hier Max Gollenberg. Wer ist da?«
»Überraschung! Ich bin‘s!«, rufe ich und bin selber überrascht, denn eigentlich wollte ich gleich auflegen.
»Oh«, macht Max in einem Tonfall, der nicht verrät, ob er jetzt erfreut, verärgert, erleichtert oder sonst was ist.
»Pia.«
»Du weißt meinen Namen noch«, sage ich. »Das ist schön.«
»Den habe ich auf dem Display gesehen.«
»Kann gar nicht sein«, widerspreche ich. »Tanjas Handy.«
»Na gut, du hast recht. Ich weiß deinen Namen noch. Ich habe sogar deine Stimme erkannt.«
»Ich habe schon ein paar Mal angerufen, aber du hattest wohl keine Lust, mit mir zu sprechen.«
»Ich arbeite viel zurzeit«, sagt Max. »Du weißt, dass ich kein Telefon mit ins Atelier nehme.«
»Fleißiger Junge«, lobe ich ihn. »Immer noch die Exkremente einer Stadt?«
»Sedimente«, korrigiert Max. »Doris plant eine eigene Ausstellung nur mit diesem Bilderzyklus. Und du? Wie machst du dich so als Love Sheriff?«
»Läuft super. Ich hatte schon zwei Einsätze und die Teuser einen und es gab noch keine Toten.«
»Ihr müsst euch eben mehr anstrengen«, sagt Max lachend. Er hat ein so schönes Lachen. Ich stelle mir seinen Mund beim Lachen vor. Und seine Augen vor allem. Seine Augen lachen lauter als sein Mund.
Im Hintergrund höre ich das Stimmengemurmel von mehreren Leuten. »Wo bist du?«, frage ich.
»Nicht zu Hause. Wie sieht‘s aus? Sollen wir uns nicht einmal treffen und reden und ... na ja, was uns sonst noch so einfällt. Ich bin sicher, Deborah und Nancy vermissen ihre Freundinnen schon.«
Ich staune. Dass Max auffällt, wenn zwei meiner Puppen fehlen, hätte ich nie gedacht. Und er kennt sogar ihre Namen. Süß.
»Du weißt, wie meine Puppen heißen?«
»Nur mit Vornamen.«
»Ich dachte, du magst meine Puppen nicht.«
»Die, die uns im Schlafzimmer immer beim Sex zugucken, mag ich nicht so«, gibt Max zu. »Mit den anderen komme ich prima aus. Wenn du weg bist, lästern wir über dich. Du würdest staunen, was sie alles über dich sagen.«
»Und du würdest staunen, was sie so alles über dich sagen«, kontere ich. »Besonders die im Schlafzimmer.«
»Ich mache sie heiß, richtig?«
»Du machst ihnen Angst mit deinem Gegrunze.«
»Hoho, jetzt aber! Verleumdung! Ich grunze überhaupt nicht. Wenn jemand ... Du, Pia, ich mache jetzt Schluss. Mit unserem Telefonat, meine ich. Ich rufe dich später an. Oder kommst du heute Abend wieder nach Hause?«
Ich muss an Tanja denken, meinen persönlichen Bodyguard, der mir einen ganzen Tag lang nicht von der Seite weichen wird. Und Max hat schon Probleme, mit mir zu schlafen, wenn nur ein paar Puppen zuschauen.
»Geht nicht«, muss ich Max‘ verlockendes Angebot daher ausschlagen. »Die nächsten vierundzwanzig Stunden stehe ich unter Bewachung. Ein ehemaliger Fremdenlegionär hat einen Killer auf mich angesetzt und deshalb ...«
»Ja, sehr schön. Wir reden später«, unterbricht mich Max. Gleichzeitig höre ich im Hintergrund eine Frauenstimme sagen: »So, da bin ich wieder. Gerade rechtzeitig.« Und eine vertraute Männerstimme ruft: »Ein Cappuccino, ein Latte.«
»Ja, aber ...«, stammele ich.
»Tschüs, Pia.« Und dann legt Max einfach auf.
Während ich nachdenklich auf das Handy starre, kommt Tanja ins Zimmer. »Bist du so weit? Hast du dir überlegt, wo wir hin sollen? Es muss übersichtlich sein und möglichst menschenleer, außerdem ...«
»Ins Ku‘Kaff«, falle ich ihr ins Wort und Tanja versucht erst gar nicht, mich wegen irgendwelcher Sicherheitsbedenken umstimmen zu wollen. Dafür kennt sie mich einfach zu gut.
Vor dem Café steht der BMW von Max. Also ist er noch da, und zwar zusammen mit dieser Frau, die ich am Telefon kurz gehört habe. Tanja habe ich nur gesagt, dass mein Freund gerade im Ku‘Kaff sei und ich deshalb unbedingt dorthin möchte. Sie versteht das natürlich. Im Ku‘Kaff habe ich Max damals kennengelernt. Das ist der ideale Ort für eine Versöhnung.
»Du bleibst im Wagen«, sagt Tanja zu mir, als sie aussteigt. »Ich sondiere erst die Umgebung. Wenn alles sicher ist, hole ich dich. Vergiss nicht, hinter mir die Türen zu verriegeln. Falls etwas ist, hupst du.«
»Und wenn ein
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