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love sheriffs

love sheriffs

Titel: love sheriffs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Paura
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Tanja übertreibt ihre Wachsamkeit. Wie misstrauisch sie die herumwuselnden Kellner mit ihren Pfeffermühlen anschaut! Zum Glück wagt sich keiner mit dieser Mordwaffe an unseren Tisch. Nach einer Stunde wird Tanja immer nervöser, weil die Gefahr eines Angriffs auf mich mit zunehmender Verweildauer an ein und demselben Ort natürlich wächst. Also verzichte ich auf Nachtisch und wir düsen zurück zu Rosina und meinem Erste-Hilfe-Korb.
    Eigentlich hätte ich mir gerne noch ein bis fünf Biere genehmigt, aber Tanja will nichts trinken, weil sie erstens fahren muss und zweitens mein Leben retten. Das mit dem Fahren sehe ich ein. Aber mein Leben retten? Wozu?
    Mir fällt ein, was Ilonas Mann mir damals geraten hat. Wenn man verzweifelt und unzufrieden mit seinem Leben ist, soll man in ein Katastrophengebiet gehen und dort helfen. Das würde die Perspektiven wieder zurechtrücken. Schön, aber was macht man, wenn man selbst dieses Katastrophengebiet ist? Ich glaube, ich schließe einfach die Augen und warte auf einen lebensmüden Helfer.
    Als wir am Haus meiner Eltern ankommen, liegt die Tanne noch genauso da wie zuvor. Und auch dem Wintergarten wurde keine Scherbe gekrümmt. Dabei hat mir Kowalski in die Hand versprochen, sich heute um alles zu kümmern. Dafür habe ich ihm in die Hand zweihundert Euro versprochen und das Geld, das er für das Holz der Tanne bekommt.
    Auf dem Anrufbeantworter sind zwei Nachrichten. Die eine ist von meiner Mutter, die fragt, ob bei mir alles in Ordnung sei, und mich auffordert, sie zurückzurufen -aber zu einer vernünftigen Zeit. Mal sehen. Wenn ich genug Fatalismus entwickeln kann, rufe ich sie heute Nacht /
    um vier an und teile ihr mit, dass ihr Mercedes fort, die Tanne gefällt und der Wintergarten nur noch ein Scherbenhaufen ist. Das mit der Lampe und dem Tisch würde ich ihr dann verschweigen, um sie zu schonen. Mütter neigen ja manchmal leider zur Hysterie.
    Die zweite Nachricht ist von Max. Sie ist kurz und schmerzhaft.
    »Hallo, Pia«, sagt er in einem Tonfall, als wäre er sehr müde. »Ich bin enttäuscht, wie wenig Vertrauen du mir entgegenbringst. Und ständig läufst du weg und erwartest, dass man dir hinterherläuft. Wie ein kleines Kind. Sandra hat dich eine Zicke genannt und ich habe dich verteidigt. Aber eigentlich, finde ich, hat sie recht. Dir gefällt nicht, wenn ich mich mit meiner Exfreundin unterhalte? Dann schau mal in den Spiegel, wenn du von deinem neuen Chef redest. Wie deine Augen dabei leuchten, gefällt mir auch nicht. Gute Nacht, Pia. Ach ja, und komm gefälligst nach Hause!«
    Wow! Jetzt muss ich mich erst einmal setzen. Was soll ich denn davon halten? Das ist ja wohl die vorwurfsvollste, beleidigendste, unverschämteste Liebeserklärung, die mir je untergekommen ist.
    Als ich am nächsten Morgen mein Zimmer verlasse, um ins Bad zu gehen, sitzt Tanja vor der Tür in einem Stuhl, in der rechten Hand ein Glas, auf dem Schoß eine Modezeitschrift, und schläft. Ich hatte ihr zwar die Wohnzimmercouch hergerichtet und ihr sogar das Bett meiner Eltern angeboten, aber sie hat es sich in den Kopf gesetzt, die vierundzwanzig Stunden durchzumachen. Wie damals, als die Zeiten noch gut und alt und man selbst böse und jung war. Tanjas Gehirn ist zwar immer noch böse und jung, aber ihr Restkörper braucht seinen Schlaf.
    Auf Zehenspitzen schleiche ich an ihr vorbei und werde von einem scharfen: »Halt! Keinen Schritt weiter!« aufgehalten.
    Ich drehe mich um. »Guten Morgen, Tanja. Ausgeschlafen?«
    »Ach, du bist es, Pi. Ich habe nicht geschlafen. Deshalb halte ich das volle Wasserglas. So werde ich wach, wenn ich einschlafe. Alter Trick.«
    »Das Glas ist aber leer«, sage ich.
    »Oh.« Tanja springt auf. Ihre Hose ist nass, der Stuhl ist nass und unter dem Stuhl glänzt eine kleine Pfütze. »Das verstehe ich nicht«, meint Tanja.
    »Das Glas wird undicht sein«, vermute ich spöttisch.
    »Ja, schon gut, vielleicht bin ich für eine Sekunde ... Was schleichst du überhaupt hier herum, mitten in der Nacht?«
    »Es ist sieben Uhr morgens. In zwei Stunden muss ich in der Redaktion sein.«
    »Du meinst, wir müssen in der Redaktion sein.«
    Ich deute auf ihre nasse Hose. »Dann wirst du wohl eine Hose von mir anziehen müssen.«
    »Ach was! Bis dahin ist das längst trocken. Außerdem sind mir deine Hosen bestimmt zu weit.«
    Für jemanden, der keinen Bodyguard hat, ist Tanja ganz schön mutig.
    Gestern Abend haben wir noch lange über Max´ Anruf gesprochen. Tanja

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