Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)
Julia: »Warte, Amy«, und schickte den Typ zum Teufel.
Mir blieb die Spucke weg. Ein Neuntklässler! Und Julia hatte ihn einfach abserviert! Danach gingen wir ins Badezimmer und Julia zog ein Minifläschchen Pfirsichlikör aus ihrer Tasche. Wir tranken abwechselnd und nach einer Weile gingen wir auf die Party zurück. Und es machte Spaß! Ich habe sogar mit ein paar Leuten geredet. Julia bekam ihren ersten Knutschfleck.
Und dann, zu meiner großen Überraschung, wurden wir beide – nicht nur Julia, sondern auch ich – zu einer anderen Party eingeladen. Diesmal trank ich schon, bevor wir hingingen, und war überhaupt nicht mehr nervös.
»Trinken war also gleichbedeutend mit Spaß haben?«, fragte Laurie.
»Ich dachte, wir reden über Julia«, herrschte ich sie an, viel schärfer, als ich gewollt hatte, aber Laurie hatte doch gesagt, dass wir über Julia reden würden. »Und mit Julia, das war Spaß pur, verstehen Sie? Julia konnte keine Langeweile ertragen. Bevor sie ihren Führerschein machte, sind wir überall mit dem Bus hingefahren. Wirklich überall. Und als sie ihr Auto bekam, wussten wir längst, wo die Hotspots von Lawrenceville und Millertown waren, und alles, was auch nur im Geringsten interessant war. Und Julia ließ mich auch nicht fallen, als sie später mit Jungs ausging, so wie das viele Mädchen machen, wenn sie sich einen Typen geangelt haben. Ich hab das noch nie kapiert: Nach drei Dates geben sie alles andere auf, weil sie angeblich verliebt sind. Julia hat sich auch dauernd verknallt und trotzdem hat sie mich nicht fallen lassen. Für keinen von diesen Typen.«
»Auch nicht für Kevin?«
Verdammte Laurie. »Nein, nicht mal für den.«
»Glaubst du …«
Ich schnitt ihr einfach das Wort ab, bevor sie ihren blöden Kommentar, worauf immer sie auch hinauswollte, zu Ende bringen konnte. »Damals, als ich im Krankenhaus gelandet bin, sechs Wochen bevor sie … bevor sie gestorben ist, war Julia bei mir, war da, als ich die Augen aufgemacht habe. Sie ist die ganze Zeit keinen Schritt von meiner Seite gewichen und hat allen dort erzählt, dass ich ihre Schwester sei.«
Und dann, als ich zu mir kam und sie mir das erzählte, legte sie ihren Kopf an meine Schulter und sagte: »Und das bist du ja auch, Amy, oder?«
»Du hast nie gesagt …« Laurie räusperte sich. »Und was war mit deinen Eltern? Wo waren die?«
»Ach, die waren auch da, soweit man bei ihnen von ›da sein‹ sprechen kann«, sagte ich. »Aber Julia hat das alles in die Hand genommen. Mom und Dad waren natürlich ganz aufgelöst und wollten wissen, was passiert war, und da hab ich sie mit der Frage ausgebremst, warum sie sich nicht mal die Zeit genommen hätten, mit dem Arzt zu sprechen? Julia ging dazwischen und sagte: ›Bitte lassen Sie mich Ihnen erklären, was wirklich passiert ist‹. Sie hat ihnen die ganze Geschichte erzählt und am Ende war Mom so erleichtert, dass sie über eine Campus-Party redete, von der sie mal gehört und wo es einen ähnlichen Fall gegeben hatte. Das Mädchen, um das es ging, hatte eine Menge hochprozentigen Alkohol getrunken, weil sie das Zeug für Punsch hielt, und kam dann ins Krankenhaus, wo ihr der Magen ausgepumpt wurde.«
»Hat sie noch was gesagt?«
»Sie meinte, sie sei froh, dass ich nicht so krank geworden sei wie dieses Mädchen, und ich sollte in Zukunft besser aufpassen und keine Getränke von Fremden annehmen. Und damit Sie sich die Frage sparen können: Dad nickte zu allem, was Mom sagte, und ich musste ihm versprechen, vorsichtiger zu sein.«
Laurie kritzelte etwas auf ihren Block und ich dachtean Julia, wie sie mir zugezwinkert hatte, als Mom und Dad gegangen waren, wie immer Hand in Hand, um sich mit einem Kaffee ins Wartezimmer zu setzen, bis ich entlassen wurde. »Sie waren echt besorgt«, sagte Julia.
Ich verdrehte nur die Augen und da setzte sie sich zu mir und sagte: »Ehrlich«, und dann lachten wir über die Geschichte, die sie ihnen aufgetischt hatte.
Julia sagte: »Mensch, Amy, deine Eltern sind so viel pflegeleichter als meine Mom!«, und das stimmte. Julias Mutter hätte geweint und geschrien und wäre auf Julia losgegangen, sobald sie die Augen aufgemacht hätte. Sie hatte keinerlei Vertrauen in ihre Tochter und wollte immer wissen, wo sie hinging und mit wem sie zusammen war. Sie fragte ihr Löcher in den Bauch, bis Julia losbrüllte: »Also gut, sag, was du willst, ich gehe!«, und die Tür hinter sich zuknallte.
»Was ist danach passiert?«,
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