Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)
fragte Laurie.
»Julia hat dem Doktor erklärt, dass sie keinen Fuß vor die Tür setzen würde, als er hereinkam, um nach mir zu sehen, und wissen wollte, warum sie noch da war. Sie trieb ein paar alte Zeitschriften auf und las mir die Artikel darin vor, jeden mit einer anderen Stimme. Sie kaufte mir einen Schokoriegel, als ich was zu essen wollte und die Krankenschwester mir sagte: ›Nein, jetzt noch nicht – du spuckst es ja doch nur wieder aus.‹ Die Schwester behielt recht, aber das war egal. Julia hörte mir wenigstens zu. Als Einzige. Und als ich mich so weit erholt hatte, dass ich wieder gehen konnte, brachte Juliamich zum Auto meiner Eltern, umarmte mich und flüsterte mir zu: »Sobald ich heimkomme, ruf ich Kevin an und sage ihm, dass der Typ sich nie wieder bei uns blicken lassen soll. Wenn ich gewusst hätte … Aber ich dachte wirklich, dass er nur deine Flasche auffüllt, und erst als dir so schlecht wurde … ich hatte solche Angst, Amy.« Meine Eltern waren auch da, klar. Aber Julia war wirklich da. Wie immer.
Und was sagt die blöde Laurie, nach allem, was ich ihr gerade über Julia erzählt hatte – wie wir uns kennengelernt haben und wie toll sie war?
»Aber wie kam es überhaupt dazu, dass du im Krankenhaus gelandet bist?«
Das muss man sich mal vorstellen!
Ich starrte sie an. Laurie wollte, dass wir über Julia reden, und das hatte ich getan. Und jetzt das. Mehr hatte sie nicht dazu zu sagen? Nur das? Hatte sie mir nicht zugehört, oder was? Sonst hätte sie doch mitbekommen müssen, wie toll Julia war, oder?
Diese bescheuerte Psychotante. Sie hat echt keine Ahnung.
»Wie kam es, dass du im Krankenhaus gelandet bist?«, wiederholte sie.
Ich seufzte. »Zu viel getrunken. TRINKEN wie Alkohol. Das Thema, das wir schon tausendmal durchgekaut haben, falls Sie sich erinnern.«
»Ja, natürlich«, sagte sie und klickte zweimal mit ihrem Kugelschreiber. »Julia hat also deinen Eltern eine Geschichte aufgetischt, was passiert ist, und am Endewaren sie nur froh, dass du in Ordnung warst. Was hat sie ihnen denn genau erzählt?«
»Dass ich den ganzen Abend nur Limo getrunken habe, ohne zu ahnen, dass jemand eine Menge Schnaps in meine Flasche reingekippt hatte.«
»Und das haben sie geglaubt?«
Ich lachte. »Was denn sonst. Wir sprechen von meinen Eltern, ja? Klar haben sie ihr geglaubt.«
Laurie klickte wieder mit ihrem Kugelschreiber. »Und was ist wirklich passiert?«
»Das hab ich Ihnen doch gerade erzählt. Hören Sie mir gar nicht zu?«
»Ich möchte, dass du ein bisschen mehr darüber erzählst. Du hast eine Menge getrunken, Amy, aber das hier war das erste und einzige Mal, dass du deshalb im Krankenhaus gelandet bist, oder?«
Ich zuckte die Schultern.
»Ich möchte wirklich gern wissen, was passiert ist.« Laurie redete mit gesenkter Stimme, als ob ich nichts sagte, weil ich nicht reden wollte oder konnte. Würg. Ich hasse sie!
»Also gut. Julia und ich standen mit Kevin und einem Typen herum, den er von irgendwoher kannte, okay? Und als ich aufs Klo ging, hat der Typ mir Strohrum in meinen Wodka gekippt.«
»Warum?«
»Ähm, also … vielleicht, weil er ein Arschloch ist?«
Laurie klickte wieder mit ihrem Kugelschreiber.
»Was weiß ich, warum – ich hab ihn nicht gefragt,verstehen Sie? Aber wahrscheinlich war er sauer, weil ich keine Lust hatte, mit ihm nach oben zu gehen, in eins von den Schlafzimmern. ›Vergiss es, okay?‹, hab ich zu ihm gesagt.«
»Und dann bist du also …«
»Dann bin ich vom Klo zurückgekommen und hab getrunken. Ich hab nichts gemerkt, bis … na ja, ich hab’s einfach nicht gemerkt. Ich bin umgekippt, und als Julia mich aufgeweckt hat, musste ich mich übergeben, immer wieder, ich hab gekotzt wie ein Reiher, ehrlich. Und da hat Julia mich in die Notaufnahme gebracht.«
»Ich verstehe. War Julia bei den Jungs, als du auf der Toilette warst?«
»
Typen
, nicht Jungs! Das waren doch keine Elfjährigen! Ja, Julia war bei ihnen. Aber sie war, na ja, sie war so mit Kevin beschäftigt, dass sie garantiert nichts mitgekriegt hat. Wenn sie es gemerkt hätte, dann …«
»Wenn sie es gemerkt hätte, dann was?«
»Dann hätte sie was gesagt.«
»Und wenn sie es doch gemerkt hat?«
»Was?«
»Wäre es möglich, dass sie Bescheid wusste?«
»Das ist … Sie ….« Ich konnte kaum sprechen vor Entrüstung. Und was macht Laurie? Klickt mit ihrem verdammten Kugelschreiber.
»Tut mir leid, dass dich das so aufregt, Amy, aber
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