Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)
hier konnte man wirklich nicht als normal bezeichnen. Ganz und gar nicht.
Und dann Mels pausenloses Gerede sobald wir aus dem Haus waren. Zuerst fragte er mich, wie es mir ging.
»Gut«, sagte ich.
»Gut«, wiederholte Mel und räusperte sich wieder. Patrick schaute aus dem Fenster.
»Was ist los mit dir, Patrick?«, fragte Mel und Patrick murmelte etwas, aber so leise, dass ich es nicht verstehen konnte.
»Okay, Mann, dann lass ich dich vielleicht doch Benzingeld bezahlen«, seufzte Mel.
In diesem Moment wusste ich, dass ich diese Farce nicht lange mitmachen würde, was immer das hier auch sein sollte, und ich spielte einen Augenblick mit dem Gedanken, Bauchschmerzen vorzutäuschen, sobald wir Patrick abgesetzt hatten.
Aber Mel dachte gar nicht daran, Patrick abzusetzen.
Stattdessen gingen wir zu dritt ins Kino. Mel, ich und Patrick. Es war also eindeutig kein Date.
Und es wurde noch viel schlimmer, weil praktisch meine ganze Klasse da war. Jemand rief Mels Namen und winkte uns herüber, sobald wir aus dem Auto ausgestiegen waren.
Es war die Hölle. Mel reihte sich in die Schlange ein, um Eintrittskarten zu kaufen. Patrick schlenderte davon und starrte auf die Vorschau-Poster, als sei es das Interessantesteauf der Welt, und ich stand plötzlich mit Beth und ihrem Gefolge da, darunter auch Corn Syrup.
Beth schaute mich an und sagte etwas von »nicht gesellschaftsfähig«. Gerade so laut, dass ich es hören konnte, und dann fügte sie hinzu: »Mel ist einfach zu nett, ehrlich.«
Ich stellte mich taub – und wäre es nur zu gern gewesen –, weil Beth jetzt ihre ganze Zicken-Clique in eine Diskussion hineinzog, wer von ihnen den dicksten Arsch hatte. (»Also meiner ist eindeutig der dickste.« »Nein, meiner!« »Ach, vergiss es, meiner ist echt voll dick!«)
Schließlich kam Mel mit den Eintrittskarten zurück und wir stellten uns am Eingang an. »He, du schuldest mir ’n Zehner für deine, okay?«, sagte er.
Ich wühlte in meinen Taschen, tastete nach dem Geld, von dem ich wusste, dass es nicht da war, und schwor mir, mich nie wieder auf Mel einzulassen, egal, was er sagte, während Patrick auf der anderen Seite von Mel stand, die Hände in den Hosentaschen, und auf den Boden starrte. Beth, die direkt hinter mir war, schnaubte verächtlich und flüsterte Corn Syrup etwas zu. Mel musste es gehört haben, obwohl ich mir das nicht vorstellen konnte, aber jedenfalls flüsterte er Patrick etwas zu und sagte dann zu mir: »Vergiss das Geld, ich hab’s schon bekommen.«
Als wir endlich reingelassen wurden, saßen Mel und ich noch nicht mal nebeneinander. Ich landete auf dem zweitletzten Platz vor dem Mittelgang, zwischen Corn Syrup und Patrick. Patrick und ich mussten uns eine Armlehne teilen, was aber kein Problem war, weil wirbeide keinen Gebrauch davon machten. Ich saß mit verschränkten Armen da und fühlte mich wie früher in der Mittelschule, wenn Beth und ihre Clique sauer auf mich waren und ich mit mulmigen Gefühlen darauf wartete, was sie sich für mich ausgedacht hatten. Patrick hatte sich auf seinem Sitz umgedreht und starrte den Gang hinauf zur Tür, als hätte er vergessen, wo er war.
Mel saß neben Caro und natürlich fingen sie sofort Streit wegen der Armlehne an.
»Ich hab meinen Arm zuerst draufgelegt«, sagte Caro.
»Nein, hast du nicht, und außerdem ist das noch lange nicht deine Armlehne, nur weil du mal hingefasst hast«, schoss Mel zurück.
Dann fetzten sie sich nach Strich und Faden, so wie in Englisch, und jeder konnte sehen, dass ihr Gestreite nichts anderes als eine verkorkste Art von Flirten war. Dafür sprach auch, dass sie sich dauernd zueinander vorbeugten, bis Beth, die auf Mels anderer Seite saß, ihm etwas ins Ohr flüsterte. Caro schleuderte prompt ihre Haare zurück, als hätte sie jetzt genug von Mel. Aber es war nicht überzeugend. Corn Syrup sah vor allem unglücklich aus.
Beth lehnte sich zurück und stieß Mel neckisch gegen den Arm, dann flüsterte sie ihm wieder etwas zu. Mel lachte und ich fragte mich, warum er sich nicht mit Beth verabredet hatte, aber dann begannen die Previews, und als Caro bei der Vorschau von einem total ungruseligen Horrorfilm zusammenzuckte, sah ich, wie Mel eine Hand nach ihr ausstreckte, aber dann im letzten Moment innehielt.
Und okay, mag ja sein, dass ich »nicht gesellschaftsfähig« bin, wie Beth mich freundlicherweise abgestempelt hatte, aber selbst ich konnte an Mels Verhalten ablesen, dass er auf Corn Syrup stand. Die
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