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Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)

Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)

Titel: Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Scott
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bestünde die Welt nur noch aus Ecken und Kanten, die mich unerbittlich aufschlitzen würden.
    Ich setzte mich. Ich konnte nicht anders, weil ich Angst hatte, dass ich sonst umkippen würde. Ich wusste, dass ich eine Panikattacke hatte, so wie damals, als   … als das mit Julia passierte. Direkt nach ihrem Tod und dann noch mehrmals in den ersten Wochen in Pinewood. Aber das war jetzt eine Weile her und ich hatte vergessen, wie es sich anfühlt. Als ob alles – und ich mit – auseinanderbrechen würde. Und dass es mich daran erinnerte, wie gelähmt ich war. Gefangen.
    Ich versuchte auch, geradeaus zu starren, so wie Patrick, aber die Welt sah immer noch komisch aus. Falsch irgendwie. Ich starrte auf den Boden und redete mir gut zu, wie ich es von Laurie gelernt hatte.
Das ist nur die Panik
, sagte ich mir,
du bist gestresst und aufgeregt, aber das geht vorüber
.
    Nur leider half es nichts. Ich fühlte mich noch elender, noch weniger in Kontakt mit mir selbst, mit allem. Meine Hände zitterten und mein Herz schlug zu schnell, es raste und setzte ab und zu aus und ich konnte meine Augen nicht zumachen, weil ich sonst nur noch Julia sah, wie sie sich an mich lehnte und weinte, als wir zum Auto zurückgingen.
    »Ist wohl das erste Mal, dass du ausgegangen bist, seit Julia   …«
    »Ja«, sagte ich und stand auf. Ich wollte mich nicht rühren, wollte nicht ins Foyer zurück, aber ich wollte auch nicht über mich und Julia reden.
    »Tut mir leid wegen vorhin«, sagte Patrick. »Ich meine, dass ich mit Mel aufgekreuzt bin und das alles. Es war   … na ja, du weißt schon.«
    Ich wusste gar nichts, aber ich nickte.
    Eine Weile schwiegen wir, dann sagte Patrick unvermutet: »Es war auf dem Rummelplatz, weißt du, gleich dort unten an der Straße.« Seine Stimme klang komisch, dünn und brüchig. Vielleicht war er high oder so. Absurderweise hatte dieser Gedanke etwas Tröstliches für mich. Zugedröhnte Typen sind pflegeleichter.
    »Klar, ich weiß«, sagte ich, obwohl es nicht stimmte.
    Patrick warf mir einen Blick zu.
    »Nein, weißt du nicht«, sagte er und er war kein bisschen high. Ich sah es an seinen Augen, die hell und klar und schmerzerfüllt waren, und plötzlich erinnerte ich mich an den Rummelplatz. Ich erinnerte mich, wie der Jahrmarkt in die Stadt kam und auf dem Parkplatz eines verlassenen Großmarkts aufgebaut wurde. Und jetzt wusste ich auch wieder, was dort passiert war.
    Kein Wunder, dass Patrick aus dem Film geflüchtet war.
    »Wie geht’s deinem Dad?«, fragte ich.
    Patrick zuckte die Schultern. »Immer gleich.« Vor zwei Jahren, als Patrick gerade in die Stadt gezogen war – derneue Shootingstar der Schule, hochbegabt und trotzdem ein super Sportler, vor dem selbst die Jocks aus den oberen Klassen Respekt hatten   –, war sein Dad fast an einem Schlaganfall gestorben, mitten auf dem Rummelplatz. Ich hatte das alles vergessen.
    »Die Leute vergessen so schnell«, sagte Patrick, als hätte er meine Gedanken erraten. »Kapieren einfach nicht, wie schlimm es für dich ist, dass dein ganzes Leben auf den Kopf gestellt wurde. Anfangs sind sie noch verständnisvoll, reden mit dir und sagen dir, wie leid es ihnen tut und so, aber nach ’ner Weile hast du das Gefühl, dass du der Einzige bist, der sich noch daran erinnert. Das wirst du auch noch merken. Die Leute vergessen, was mit Julia passiert ist. Und sie vergessen Julia.«
    »Ich nicht.«
    »Nein«, sagte er. »Du nicht. Selbst wenn du es wolltest, wenn du vergessen wolltest, erinnerst du dich. Immer. Ich seh jetzt noch das Gesicht von meinem Dad vor mir. Er war sauer, weil der Eintritt so teuer war, und hat sich fürchterlich drüber aufgeregt. Alle haben uns schon angestarrt. Ich hab nicht hingehört, ich wollte nur weg, zu meinen Kumpeln, und plötzlich   … hat er mich so angeschaut. So ein komischer Blick, als würde er mich gar nicht erkennen, als wüsste er überhaupt nichts mehr, und dann   … dann lag er auf dem Boden   …« Patrick verstummte. Sein Blick war starr und fern, als sei er wieder dort, auf dem Rummelplatz, gefangen in diesem schrecklichen Moment. Ich weiß, wie sich das anfühlt.
    »Der Film hat dich daran erinnert, stimmt’s?«
    Patrick lachte und ich hätte mir am liebsten auf die Zunge gebissen, weil es kein fröhliches Lachen war. Sondern mehr wie ein Aufschrei, der reine Schmerz.
    »Was denkst du denn? Alles erinnert mich dran. Ich weiß, das ist dumm. Dad ist nicht tot. Er lebt noch, er kommt irgendwie klar,

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