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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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loslassen. Würgen … und loslassen. Und jedes Mal brauchte das Wesen, das sich Scott-und-Lisey nannte, etwas länger, um sich wieder zu erholen. Schließlich verließen sie Deutschland. Sie fuhren mit der QE2 von Southampton nach New York zurück, und als sie am zweiten Tag von einem Spaziergang zurück an Deck gekommen war, war sie mit dem Schlüssel in der Hand vor ihrer Kabinentür stehen ge blieben und hatte mit schief gelegtem Kopf gehorcht. Von drinnen war das langsame, aber gleichmäßige Klappern seiner Schreibmaschine zu hören gewesen, und Lisey hatte gelächelt.
    Sie hatte nicht zu glauben gewagt, dass nun alles wieder im Lot war, aber als sie vor dieser Tür stand und ihn wieder arbeiten hörte, hatte sie gewusst, dass es wieder gut werden konnte . Und das wurde es auch. Als er ihr erzählte, dass er die Verschiffung des deutschen »Mein Gott«-Bettes, wie er es nannte, in die Vereinigten Staaten in Auftrag gegeben hatte, sagte sie nichts dazu, obwohl sie wusste, dass sie darin nie wieder schlafen oder mit ihm schlafen würde. Hätte Scott ihr das vorgeschlagen – Bloß eima, kleine Lizzy, um der gu'n al'n Zeit willen –, hätte sie strikt abgelehnt. Stattdessen hätte sie ihn aufgefordert, sich ins Knie zu ficken. Falls es je ein Spuk möbel gegeben hatte, dann war es dieses hier.
    Lisey trat darauf zu, sank auf die Knie, hob den Saum des Überwurfs hoch, mit dem das Bett abgedeckt war, und spähte darunter. Und dort, in diesem muffigen, geschlossenen Raum, in dem der Geruch nach altem Hühnermist wieder hervorge krochen war ( wie ein alter Landstreicher auf der Suche nach einer milden Gabe, dachte sie), stand, was sie gesucht hatte.
    Dort im Halbdunkel stand Good Ma Debushers Zedernholz schatulle.

VIII LISEY UND SCOTT
    (Unter dem Lecker-Baum)
    1 Sie hatte gerade erst mit der Zedernholzkiste in den Armen ihre sonnige Küche betreten, als das Telefon zu klin geln begann. Sie stellte die Schatulle auf den Tisch und mel dete sich mit einem geistesabwesenden Hallo, weil sie Jim Dooleys Stimme nicht länger fürchtete. Falls er es war, würde sie ihm einfach mitteilen, dass sie die Polizei verständigt hat te, und dann auflegen. Im Augenblick war sie zu beschäftigt, um Angst zu haben.
    Es war nicht Dooley, sondern Darla, die aus dem Emp fangsbereich in Greenlawn anrief, und Lisey überraschte es eigentlich nicht, dass Darla ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie Canty in Boston angerufen hatte. Und im entgegen gesetzten Fall, wenn Canty in Maine und Darla in Boston gewesen wäre? Lisey vermutete, dass das Ergebnis gleich aus gefallen wäre. Sie wusste nicht, wie sehr Canty und Darla sich noch mochten, aber die beiden brauchten einander weiterhin, wie Trinker Alkohol brauchen. In ihrer Kindheit hatte Good Ma oft gesagt, wenn Cantata sich eine Grippe holt, hat Dar lanna ihr Fieber.
    Lisey bemühte sich, auf alles die richtigen Antworten zu geben, genau wie sie es zuvor bei Canty getan hatte, und aus genau demselben Grund: damit sie diesen Scheiß hinter sich lassen und sich wieder um ihren eigenen Kram kümmern konnte. Vermutlich würde sie sich irgendwann wieder etwas aus ihren Schwestern machen – das hoffte sie zumindest –, aber im Augenblick war Darlas schlechtes Gewissen ihr so egal wie Amandas katatonischer Zustand. Übrigens auch so egal wie Jim Dooleys gegenwärtiger Aufenthaltsort, solange er sich nicht ein Messer schwingend in einem Raum mit ihr befand.
    Nein, versicherte sie Darla, es sei nicht falsch gewesen, Canty anzurufen. Ja, sie habe recht daran getan, Canty aufzu fordern, in Boston zu bleiben. Und ja, natürlich würde Lisey im Lauf des Tages vorbeikommen, um Amanda zu besuchen.
    »Es ist schrecklich«, klagte Darla, und obwohl Lisey mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt war, hörte sie die Trübsal in Darlas Stimme. »Sie ist schrecklich.« Dann fügte sie sofort hastig hinzu: »Ich meine nicht, dass sie schrecklich ist, das ist sie natürlich nicht, aber es ist schrecklich, sie zu sehen . Sie sitzt nur da, Lisey. Die Sonne schien auf ihr Gesicht, als ich bei ihr war, die Morgensonne, und ihre Haut sieht so grau und alt aus …«
    »Nimm es nicht so schwer, Schätzchen«, sagte Lisey und ließ ihre Fingerspitzen über die glatte, lackierte Oberfläche von Good Mas Schatulle gleiten. Selbst in geschlossenem Zustand roch sie ihren unverkennbaren Duft. Wenn sie später den Deckel aufklappte, würde sie sich nach vorn beugen, um ihn tief einzuatmen, und dabei das Gefühl haben, die

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