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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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tu's endlich! Daddy zieht seine Oberlippe so weit hoch, dass die Zähne sichtbar werden. Seine Augen rollen in ihren Höhlen, sie rollen rollen rollen, als hielte er Ausschau nach Leuten, die sich in den Ecken versteckt haben, und viel leicht tut er das wirklich, scheinlich tut er es, weil sie ihn manchmal mit Leuten reden hören, die überhaupt nicht da sind. Scott und sein Bruder nennen sie die Bösmüll-Leute, manchmal auch die Blut-Bool-Leute.
    Los jetzt, Scooter. Ab mit dir, du oller Scoot! Ruf Geronimo, und dann Fallschirmjäger von Bord! In dieser Familie gibt's keine Hosenscheißer! Also los!
    GEROMINO! , schreit er, doch obwohl seine Füße zittern und seine Beine zucken, kann er sich noch immer nicht zum Sprung überwinden. Feige Beine, feige Hosenscheißerbeine. Daddy gibt ihm keine weitere Chance. Daddy schneidet tief in Pauls Arm, dass das Blut in Strömen fließt. Ein Teil davon läuft auf Pauls Shorts, und ein Teil läuft auf seine Turnschu he, und das meiste tropft auf den Fußboden. Paul verzieht das Gesicht, gibt aber keinen Laut von sich. Seine Augen flehen Scott an, dieser Sache ein Ende zu bereiten, aber sein Mund bleibt geschlossen. Sein Mund will nicht betteln.
    Bei U. S. Gypsum (im Sprachgebrauch der Jungen U. S. Gyppum, weil ihr Daddy die Firma so nennt) wird Andrew Landon von den Männern Sparky genannt, manchmal auch Mister Sparks. Jetzt ragt sein Gesicht über Pauls Schulter auf, und sein weißer Haarflaum sträubt sich, als wäre all die ’lektrizität, mit der er arbeitet, in ihn übergegangen, und sein schiefes Halloween-Grinsen lässt seine schiefen Zähne sicht bar werden, und sein Blick ist leer, weil Daddy weg ist, er ist verschwunden, in seinen Schuhen befindet sich nur noch der Bösmüllige, er ist kein Mann oder Daddy mehr, nur noch ein Blut-Bool mit Augen.
    Bleibst du diesmal wieder oben, schneid ich ihm ein Ohr ab, sagt das Ding mit dem ’lektrischen Haar ihres Daddys, das Ding in den Schuhen ihres Daddys. Bleibst du nächstes Mal wieder oben, schneide ich ihm seine verdammte Kehle durch, das ist mir scheißegal. Hängt allein von dir ab, Scooter, oller Scoot. Du behauptest, dass du ihn liebst, aber du liebst ihn nicht genug, um mich daran zu hindern, ihn zu schneiden, stimmt's? Obwohl du bloß von diesem beschissenen einen Meter hohen Tisch zu springen brauchst! Was hältst du da von, Paul? Was hast du jetzt zu deinem hosenscheißerigen kleinen Bruder zu sagen?
    Aber Paul sagt nichts, sieht nur seinen Bruder an, dunkel blaue Augen, die die haselnussbraunen nicht mehr loslas sen, und diese Hölle wird noch zweieinhalbtausend Tage an dauern: sieben endlose Jahre. Tu, was du kannst, und lass den Rest geschehen, sagen Pauls Augen zu Scott, dem fast das Herz bricht, und als er endlich vom Tisch springt (in den sicheren Tod, wie ein Teil seines Ichs fest glaubt), tut er das nicht wegen der Drohungen seines Vaters, sondern weil der Blick seines Bruders ihm die Erlaubnis erteilt hat, zu bleiben, wo er ist, falls er doch zu viel Angst vor dem Sprung hat.
    Auf dem Tisch stehen zu bleiben, selbst wenn es Paul Lan don das Leben kostet.
    Er landet und fällt mitten in dem Blut auf dem Fußboden, dem Blut seines Bruders, auf die Knie und beginnt vor Schock darüber, dass er noch lebt, zu weinen, und dann umarmt sein Vater ihn, die starken Arme seines Vaters heben ihn hoch – jetzt liebevoll, nicht mehr zornig. Die Lippen seines Vaters berühren seine Wange, dann werden sie fest gegen seinen Mundwinkel gepresst.
    Siehst du, Scooter, alter Scooter, oller Scoot? Ich hab ge wusst, dass du's schaffen würdest.
    Dann sagt Daddy, dass es vorbei ist, das Blut-Bool ist vor bei, und Scott darf sich um seinen Bruder kümmern. Sein Vater sagt ihm, dass er tapfer ist, ein tapferer kleiner Schei ßer, sein Vater sagt, dass er ihn liebt, und in diesem Augen blick des Sieges stört Scott nicht einmal mehr das Blut auf dem Fußboden, er liebt seinen Vater ebenfalls, das ist das Schlimmste daran, wie er seinen verrückten Blut-Bool-Daddy dafür liebt, dass er für diesmal Schluss macht, obwohl er weiß – schon mit seinen drei Jahren –, dass es ein nächstes Mal geben wird.
    9 Scott macht eine Pause, sieht sich um, erspäht den Wein. Er hält sich nicht mit dem Glas auf, sondern trinkt gleich aus der Flasche. »Wirklich kein besonderer Sprung«, meint er schulterzuckend. »Aber für einen Dreijährigen hat er sehr hoch ausgesehen.«
    »Himmel, Scott!«, sagt Lisey. »Wie oft war er so?«
    »Oft genug.

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