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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Eine Menge Szenen habe ich verdrängt. Aber meine Erinnerung an diese eine auf dem Tisch ist glasklar. Und wie ich schon gesagt habe, steht sie stellvertretend für alle anderen.«
    »War er … war er betrunken?« »Nein. Getrunken hat er fast nie. Bist du bereit für Kapitel zwei, kleine Lisey?« »Falls es so ist wie Kapitel eins, weiß ich nicht, ob ich dem gewachsen bin.«
    »Keine Angst, Kapitel zwei handelt von Paul und dem Guten Bool. Nein, das nehme ich zurück, es handelt von Paul und dem Besten Bool, und das war, nur wenige Tage nachdem der alte Mann mich dazu gezwungen hatte, vom Tisch zu springen. Dad wurde von der Firma zur Arbeit angefordert, und sobald sein Pick-up außer Sichtweite war, hat Paul mich gebeten, brav zu sein, während er zu Mulie's fuhr.« Er macht eine Pause, lacht und schüttelt den Kopf, wie es Leute tun, die sich bei etwas Närrischem ertappt haben. »Mueller's . So hieß der Laden. Ich hab dir doch erzählt, wie ich nach Mar tensburg zurückgekommen bin, als die Bank unsere Farm versteigert hat, nicht wahr? Kurz bevor wir uns kennengelernt haben?«
    »Nein, Scott.«
    Er wirkt erstaunt – einen Moment lang fast erschreckend vage. »Nein?«
    »Nein.« Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt, ihm zu sagen, dass er ihr nahezu nichts über seine Kindheit erzählt hat …
    Nahezu nichts? Überhaupt nichts. Erstmals heute, hier un ter dem Lecker-Baum.
    »Nun«, sagt er (leicht zweifelnd), »ich hab einen Brief von Daddys Bank erhalten – von der First Rural of Pennsylvania, als ob es irgendwo eine Second Rural gäbe –, die mir geschrie ben hat, dass das Insolvenzverfahren nun abgewickelt wäre und ich Anspruch auf einen Teil des Versteigerungserlöses hätte. Also hab ich mir scheiß drauf gesagt und bin hin gefahren. Zum ersten Mal seit sieben Jahren. Die Martens burg Township High habe ich schon mit sechzehn absolviert. Hab mich einer Menge Tests unterzogen und eine Sonderge nehmigung gekriegt. Aber das hab ich dir bestimmt erzählt.«
    »Nein, Scott.«
    Er lacht unbehaglich. »Nun, jedenfalls hab ich's getan. Fort, ihr Raben, pickt sie und schmückt sie.« Er stößt ein Krächzen aus, lacht noch unbehaglicher und nimmt einen großen Schluck aus der Flasche, die danach fast leer ist. »Die Farm ist schließlich für siebzig Riesen weggegangen, irgend was in dieser Art, von denen ich dreitausendzweihundert Dollar bekommen habe. Großartig, was? Jedenfalls bin ich vor der Versteigerung noch ein bisschen in unserer Gegend von Martensburg herumgefahren, und der Laden war noch da – eine Meile von der Farm entfernt, aber wenn du mir als klei nem Jungen erzählt hättest, der Laden wäre nur eine Meile weit weg, hätte ich dich ausgelacht. Er war leer, alle Fenster mit Brettern vernagelt, das Schild ZU VERKAUFEN an der Ladentür so verwittert, dass man es kaum lesen konnte. Aber die Dachbeschriftung war viel besser erhalten, sodass man deutlich MUELLER'S GENERAL STORE lesen konnte. Nur haben wir ihn immer Mulie's genannt, weißt du, weil Daddy ihn so genannt hat. Wie U. S. Steel für ihn U. S. Beg, Borrow and Steal war … und er The Burg als Pittsburgh Shitty bezeichnet hat … und … o verdammt, Lisey, weine ich etwa?«
    »Ja, Scott.« Ihre Stimme klingt in ihren eigenen Ohren, als käme sie aus weiter Ferne. Fast erwartet sie, dass jeden Mo ment Blut aus seinen Augenwinkeln quillt.
    Er greift nach einer der Papierservietten, die man ihnen mitgegeben hat, und fährt sich über die Augen. Als er sie sinken lässt, lächelt er. »Paul hat mich gebeten, brav zu sein, während er zu Mulie's fuhr, und ich hab gemacht, was Paul gesagt hat. Das hab ich immer getan, weißt du.«
    Sie nickt. Man ist brav für die Menschen, die man liebt. Man will brav für sie sein, weil man weiß, dass die Zeit mit ihnen zu kurz sein wird – egal, wie lange sie dauert.
    »Okay, er ist also zurückgekommen, und als ich gesehen habe, dass er zwei Flaschen RC dabeihatte, wusste ich, dass es ein gutes Bool werden würde, und das hat mich glücklich gemacht. Er hat mich aufgefordert, in mein Zimmer zu gehen und mich mit meinen Büchern zu beschäftigen, damit er es vorbereiten konnte. Das hat lange gedauert, und ich wusste, dass es ein langes gutes Bool werden würde, und auch das hat mich glücklich gemacht. Schließlich hat er gerufen, ich sollte in die Küche kommen und auf den Tisch sehen.«
    »Hat er dich jemals Scooter genannt?«, fragt Lisey.
    »Paul nicht, niemals. Als ich in die Küche gekommen bin, war

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