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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gesagt hat, und denkt: Es sind die Bools. Er hat mich hergeführt, um mir von den Bools zu erzählen . Dass diese Vorstellung sie ängstigt, überrascht sie nicht.
    »Lisey«, sagt er. »Es gibt etwas, was ich dir erklären muss. Und wenn du mich dann lieber doch nicht hei…«
    »Scott, ich weiß nicht, ob ich etwas hören will, was …«
    Sein Grinsen ist müde und ängstlich zugleich. »Ich wette, dass du es nicht hören willst. Und ich weiß, dass ich es dir nicht erzählen will. Es ist so, als bekäme man beim Arzt eine Spritze … nein, schlimmer, als würde einem eine Zyste geöffnet oder ein Furunkel aufgeschnitten. Aber manche Dinge müssen einfach getan werden.« Seine glänzenden haselnussbraunen Augen lassen sie nicht los. »Lisey, wenn wir heiraten, dürfen wir keine Kinder bekommen. Daran ist nicht zu rütteln. Ich weiß, wie gern du welche hättest, du kommst aus einer großen Familie, da ist es ganz natürlich, schätze ich, dass du gern ein großes Haus mit deiner eigenen großen Familie füllen würdest. Du musst wissen, dass das nicht geht, wenn du mit mir zusammen bist. Und ich möchte nicht, dass du mir in fünf oder zehn Jahren ins Gesicht schreist: ›Du hast mir nie gesagt, dass Kinderlosigkeit mit zum Deal gehört!‹«
    Er zieht an seiner Zigarette und stößt den Rauch, der als blaugraue Qualmwolke aufsteigt, durch die Nasenlöcher aus. Dann wendet er sich wieder ihr zu. Sein Gesicht ist sehr blass, die Augen sind riesig groß. Wie Edelsteine, denkt sie stau nend. Zum ersten und einzigen Mal erscheint er ihr nicht gut aussehend (was er auch nicht ist, obwohl er im richtigen Licht attraktiv sein kann), sondern auf eine Weise schön wie man che Frauen. Das fasziniert sie, aber aus irgendeinem Grund ängstigt es sie auch.
    »Ich liebe dich zu sehr, um dich zu belügen, Lisey. Ich liebe dich mit jeder Faser meines armseligen Herzens. Eine so kom promisslose Liebe kann einer Frau vielleicht irgendwann läs tig werden, aber es ist die einzige, die ich zu geben habe. Finanziell werden wir ein ziemlich reiches Ehepaar sein, glau be ich, aber emotional bleibe ich bestimmt mein Leben lang bettelarm. Ich habe eine Menge Geld zu erwarten, aber was den Rest betrifft, besitze ich so gerade eben genug für dich, und das werde ich nie durch Lügen beschmutzen oder ver wässern. Mit gesprochenen Worten so wenig wie mit unaus gesprochenen.« Er seufzt – ein lang gezogener, zitternder Laut – und drückt den Ballen der Hand, in der er die Zigaret te hält, an seine Stirnmitte, als hätte er Kopfschmerzen. Dann nimmt er die Hand weg und sieht sie wieder an. »Keine Kin der, Lisey. Wir können keine haben. Ich kann keine haben.«
    »Scott, bist du … hat ein Arzt …«
    Aber er schüttelt den Kopf. »Das ist keine körperliche Sache. Hör mir zu, Babylove. Es sitzt hier.« Er tippt sich gegen die Stirnmitte. »Irrsinn und die Landons gehören zusammen wie Pfirsiche und Sahne, und ich rede nicht von einer Erzählung von Edgar Allan Poe oder irgendeinem affektierten vikto rianischen Tantchen-muss-auf-dem-Speicher-leben-Frauenroman; ich rede von der in der realen Welt auftretenden gefährlichen Art, die man im Blut hat.«
    »Scott, du bist nicht verrückt …« Aber sie denkt daran, wie er aus der Dunkelheit getreten ist und ihr seine zerschnittene Hand hingehalten hat – mit einer Stimme voller Jubel und Erleichterung. Verrückter Erleichterung . Und sie erinnert sich daran, was sie gedacht hat, als sie ihm ihre Bluse um die blu tende Hand gewickelt hat: dass er sie vielleicht liebt, dass er zur Hälfte aber auch in den Tod verliebt ist.
    »Doch, das bin ich«, sagt er leise. »Ich bin verrückt. Ich habe Illusionen und Visionen. Ich schreibe sie auf, das ist alles. Ich schreibe sie auf, und die Leute bezahlen dafür, sie lesen zu dürfen.«
    Einen Augenblick lang ist Lisey davon zu betäubt (oder vielleicht ist es auch die absichtlich verdrängte Erinnerung an seine verletzte Hand, die sie betäubt hat), um zu antworten. Er spricht von seinem Handwerk – so nennt er es bei Lesungen – niemals Kunst, sondern immer Handwerk – als Illusion. Und das ist verrückt!
    »Scott«, sagt sie schließlich, »das Schreiben ist dein Beruf.«
    »Du glaubst, dass du Bescheid weißt«, sagt er, »aber du kennst das Gewesene nicht. Ich hoffe, dass du auf diese Weise glücklich bleibst, kleine Lisey. Und ich werde nicht unter die sem Baum hier sitzen und dir die Familiengeschichte der Landons erzählen, denn davon weiß

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