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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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bleischwer zu sein – jedenfalls kommt es ihr so vor –, aber er schafft es. »Telepathie, nehm ich an.«
    »Wird er jetzt geheilt?«
    Eine lange Pause. Als Lisey schon denkt, er antwortet nicht, tut er es doch. »Vielleicht«, sagt Scott. »Er … es ist tief … hier drin.« Er berührt seinen Kopf, als wollte er damit eine Gehirn verletzung andeuten. »Manchmal ist der Schaden … einfach zu groß.«
    »Dann kommen sie und sitzen hier?«
    Keine Regung von Scott. Jetzt hat sie Angst, dass sie das wenige verlieren könnte, was sie von ihm gefunden hat. Ihr muss niemand erzählen, wie leicht das passieren könnte; sie kann es spüren. Jeder Nerv in ihrem Körper weiß über diese Tatsache Bescheid.
    »Scott, ich glaube, du möchtest zurückkommen. Ich vermu te mal, dass du dich den ganzen letzten Dezember verzweifelt gegen diese Sache gewehrt hast. Und ich glaube, dass du des halb die gelbe Häkeldecke mitgenommen hast. Sie ist kaum zu übersehen, auch in der Dämmerung nicht.«
    Er blickt auf sie herab, als sähe er sie zum ersten Mal, dann lächelt er tatsächlich ein bisschen. »Du bist immer … meine Retterin, Lisey«, sagt er.
    »Ich weiß nicht, was du …«
    »Nashville. Ich wäre untergegangen.« Er wirkt mit jedem Wort lebhafter. Zum ersten Mal gestattet sie sich, wirklich zu hoffen. »Ich hatte mich im Dunkeln verirrt, und du hast mich gefunden. Mir war heiß – so heiß –, und du hast mir Eis gege ben. Weißt du noch?«
    Sie erinnert sich an die andere Lisa
    (von der Cola ist die Hälfte verschüttet)
    und wie Scotts Zittern schlagartig aufhörte, als sie ihm ein Stück Eis auf seine blutige Zunge legte. Sie erinnert sich, wie von Cola gefärbtes Wasser aus seinen Augenbrauen tropfte. Sie erinnert sich an alles. »Natürlich weiß ich das noch. Komm, wir verschwinden von hier.«
    Er schüttelt langsam, aber nachdrücklich den Kopf. »Das ist zu schwer. Geh du allein, Lisey.«
    »Ich soll ohne dich zurückgehen?« Sie blinzelt heftig und merkt erst, als sie ein Brennen spürt, dass sie angefangen hat zu weinen.
    »Du schaffst das – mach es wie damals in New Hampshire.« Er spricht geduldig, aber noch immer sehr langsam, als besäße jedes einzelne Wort großes Gewicht, und versteht sie absichtlich falsch. Das weiß sie fast sicher. »Schließ einfach die Augen … konzentrier dich auf den Ort, von dem du ge kommen bist … sieh ihn … und dann kehrst du dorthin zu rück.«
    »Ohne dich?«, wiederholt sie aufgebracht, und auf einer Bank unter ihnen dreht sich ein Mann in einem roten Flanell hemd langsam um, als bewegte er sich unter Wasser, und sieht zu ihnen auf.
    Scott sagt: »Pssst, Lisey – hier musst du still sein.«
    »Was, wenn ich aber nicht still sein will? Das hier ist kein verdammter Lesesaal, Scott!«
    Tief im Märchenwald heulen die Lacher, als wäre dies das Komischste, was sie je gehört haben – ein todsicherer Gag, den der Auburn Novelty Shop in sein Sortiment aufnehmen sollte. Vom Pool her ist ein einzelnes kurzes Platschen zu hören. Lisey sieht flüchtig hinüber und stellt fest, dass der stämmige Gentleman jetzt … nun, anderswo ist. Allerdings ist ihr das scheißegal, ob er unter Wasser oder in der Dimension X ist; sie ist jetzt ausschließlich mit ihrem Mann beschäftigt. Er hat recht, sie rettet ihn dauernd, man sollte sie U.S. Cavalry nennen. Und das ist in Ordnung, denn als sie Scott geheiratet hat, hat sie gewusst, dass das Praktische nicht sein Ding ist, aber sie hat doch wohl Anspruch auf etwas Unterstützung, oder etwa nicht?
    Sein Blick ist wieder aufs Wasser gerichtet. Lisey ahnt, dass sie ihn endgültig verlieren wird, wenn die Nacht kommt und der Mond dort unten wie eine abgesoffene Lampe zu brennen beginnt. Das ängstigt sie, macht sie erst recht wütend. Sie steht auf und schnappt sich Good Mas Häkel decke. Die stammt schließlich aus ihrer Familie, und wenn dies ihre Scheidung sein soll, will Lisey sie zurückhaben, auch wenn ihm das wehtut. Erst recht, wenn es ihm weh tut.
    Scott betrachtet sie mit einem Ausdruck schläfriger Über raschung, der sie noch wütender macht.
    »Okay«, sagt sie mit spröder Leichtigkeit in der Stimme. Dieser Ton ist nicht nur für sie, sondern anscheinend auch für diesen Ort fremdartig. Mehrere Leute sehen sich um, sind offensichtlich verstört und – möglicherweise – verärgert. Nun, scheiß auf sie und all die Pferde (oder Leichenwagen oder Krankenwagen), auf denen sie hergeritten sind. »Du willst hier bleiben und Lotos

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