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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Knie nieder, um danach zu tasten, und als sie bereits verzweifeln wollte, stießen ihre Finger auf den kleinen magnetischen Kasten, der so hoch und sicher wie je zuvor unter der Stoßstange haftete.
    »Amanda, ich liebe dich. Du bist ein Genie.«
    »Keineswegs«, sagte Amanda mit so viel Würde, wie eine barfüßige Frau in einem dünnen grünen Pyjama aufbringen konnte. »Nur deine ältere Schwester. Können wir jetzt bitte einsteigen? Der Asphalt ist nämlich sehr heiß – sogar im Schatten.«
    »Klar doch«, sagte Lisey, während sie den Wagen mit dem Reserveschlüssel aufsperrte. »Wir müssen von hier verschwin den, aber … verdammt, ich hasse es …« Sie hielt inne, lachte kurz und schüttelte dann den Kopf.
    »Was?«, fragte Amanda mit der speziellen Stimme, die ei gentlich besagte: Was ist denn jetzt schon wieder los?
    »Nichts. Nun … mir ist nur gerade etwas eingefallen, das Dandy gesagt hat, als ich eben meinen Führerschein hatte. Ich hatte ein paar Freunde von White's Beach nach Hause mitge nommen und … du erinnerst dich an White's, nicht wahr?« Sie saßen jetzt im Wagen, und Lisey stieß rückwärts aus dem Baumschatten heraus. Dieser Teil der Welt war bisher noch friedlich, und das sollte er möglichst bleiben.
    Amanda schnaubte, dann schnallte sie sich an, was sie wegen ihrer verletzten Hände nur vorsichtig tun konnte. »White's! Ha! Bloß 'ne alte Kiesgrube, auf deren Boden es zufällig eine kalte Quelle gab!« Ihr verächtlicher Blick wich einem sehnsüchtigen Ausdruck. »Mit dem Sand in Südwind überhaupt nicht zu vergleichen.«
    »War das dein Name dafür?«, fragte Lisey, die unwillkürlich neugierig war. Sie hielt an der Ausfahrt des Parkplatzes, um nach links auf die Minot Avenue abbiegen und nach Castle Rock zurückfahren zu können. Der Verkehr war dicht, und sie musste gegen den Drang ankämpfen, stattdessen nach rechts abzubiegen, nur um von hier wegzukommen .
    »Natürlich«, sagte Amanda, als wäre sie über Lisey ziemlich verärgert. »Südwind war der Hafen, den die Stockrosen immer angelaufen hat, um ihre Vorräte zu ergänzen. Und dort durf ten die Piratenmädchen sich mit ihren Jungs treffen. Erin nerst du dich nicht mehr?«
    »Vage«, sagte Lisey und fragte sich, ob hinter ihr gleich ein Alarm losschrillen würde, wenn entdeckt wurde, dass Amanda verschwunden war. Wahrscheinlich nicht. Die Patienten durf ten nicht erschreckt werden. Sie sah eine kleine Lücke im Ver kehr, zwängte sich mit dem BMW hinein und erntete dafür ein Hupen von irgendeinem ungeduldigen Fahrer, der den Fuß vom Gaspedal nehmen musste, um sie hereinzulassen.
    Amanda zeigte dem Mann – bestimmt irgendein unrasier ter Kerl, der eine Baseballmütze trug – beide Stinkefinger, indem sie die Fäuste auf Schulterhöhe hob und lebhaft mit den Mittelfingern pumpte, ohne sich auch nur umzusehen.
    »Klasse Technik«, sagte Lisey. »Irgendwann wirst du deswe gen vergewaltigt und ermordet.«
    Amanda bedachte ihre Schwester mit einem listigen Blick. »Starke Worte für jemanden, der in der Tinte sitzt.« Dann fragte sie fast ohne Atempause: »Was hat Dandy gesagt, als du damals von White's zurückgekommen bist? Bestimmt was Dämliches, was immer es war.«
    »Er hat mich ohne Turnschuhe oder Sandalen aus unserem alten Pontiac steigen sehen und gesagt, dass es im Bundes staat Maine illegal ist, barfuß zu fahren.« Während Lisey das sagte, warf sie rasch einen schuldbewussten Blick auf ihre Zehen auf dem Gaspedal.
    Amanda gab einen kleinen gicksenden Laut von sich. Lisey glaubte, dass sie weinte oder es zumindest versuchte. Dann merkte sie, dass Amanda kicherte. Lisey begann selbst zu lächeln, zum Teil auch, weil dicht vor ihnen die Umgehungsstrecke der Route 202 abzweigte, auf der sie den größten Teil des Stadtverkehrs vermeiden konnte.
    »Was für ein Trottel er war!«, sagte Amanda, die Mühe hatte, sich unter weiterem Kichern verständlich zu machen. »Was für ein lieber alter Trottel! Dandy Dave Debusher! Nur Stroh im Kopf! Weißt du, was er mir mal erzählt hat?«
    »Nein, was denn?«
    »Spuck, wenn du's wissen willst.«
    Lisey fuhr ihr Fenster herunter, spuckte raus und wischte sich ihre noch immer leicht geschwollene Unterlippe mit dem Handballen ab. »Was, Manda?«
    »Er hat gesagt, dass ich schwanger werde, wenn ich einen Jungen mit offenem Mund küsse.«
    »Quatsch, hat er nicht!«
    »Doch, hat er, und ich will dir noch was sagen.«
    »Was?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass er das echt

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