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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gewusst. Wir haben uns erkannt, Lisey – wie sich die beiden Leute kennen, die bei einem großen Besäufnis als Einzige nichts trinken. Ich glaube, dass er sich deshalb um mich gesorgt hat. Und ich weiß noch etwas anderes.«
    »Was?«
    »Überhol den Laster lieber, bevor ich an seinen Auspuff gasen ersticke.«
    »Ich kann nicht weit genug sehen.«
    »Du siehst locker weit genug. Außerdem hasst Gott Feiglin ge.« Eine kurze Pause. »Auch darüber wissen Leute wie Scott und ich Bescheid.«
    »Manda …«
    »Überhol ihn! Ich ersticke hier!«
    »Ich glaube wirklich nicht, dass ich genug …«
    »Lisey hat 'nen Fro-heund! Lisey und Zeke haben sich lieb …«
    »Manda, du bist widerlich!«
    Amanda, lachend: »Aufs Schnüsschen gibt’s ein Küsschen für die kleine Lisey!«
    »Wenn uns jemand entgegenkommt …«
    »Vor der Ehe kommt die Liebe, bis ich den Kinderwagen schiebe …«
    Ohne lange darüber nachzudenken, trat Lisey barfuß aufs Gaspedal und riss das Steuer nach links. Sie waren auf Höhe des Fahrerhauses des Langholzwagens, als auf der Kuppe des nächsten Hügels ein weiterer Langholzwagen erschien, aus der Gegenrichtung.
    »O Scheiße, reich mir mal jemand die Bong, jetzt sind wir gefickt!«, rief Amanda aus. Das war kein gicksendes Kichern mehr; jetzt lachte sie schallend laut. Und Lisey lachte mit. »Gib Gas, Lisey!«
    Lisey trat das Gaspedal durch. Der BMW beschleunigte über raschend agil, und sie reihte sich weit vor dem anderen Lang holzwagen wieder auf ihrer eigenen Fahrbahnseite ein. Darla, dachte sie, hätte sich längst zu Tode geschrien.
    »So«, sagte sie zu Amanda, »bist du jetzt zufrieden?«
    »Ja«, sagte Amanda und legte ihre linke Hand auf Liseys rechte, streichelte sie und löste damit den verkrampften To desgriff ums Lenkrad. »Froh, dass ich hier bin, sehr froh, dass du mich heimgeholt hast. Nicht alles von mir wollte zurückkommen, aber so viel von mir war einfach … ich weiß nicht … traurig darüber, dass ich fort war. Und voller Angst, dass mir das bald egal sein würde. Deshalb danke ich dir, Lisey.«
    »Du solltest Scott danken. Er hat gewusst, dass du Hilfe brauchen würdest.«
    »Er hat gewusst, dass auch du welche brauchen würdest.« Amandas Stimme klang jetzt sehr sanft. »Und ich möchte wetten, dass er gewusst hat, dass nur eine deiner Schwestern verrückt genug sein würde, sie dir zu gewähren.«
    Lisey nahm den Blick lange genug von der Straße, um sie anzustarren. »Hast du mit Scott über mich gesprochen, Amanda? Habt ihr dort drüben über mich gesprochen?«
    »Wir haben miteinander geredet. Hier oder dort, ich hab's vergessen, und es ist auch unwichtig. Wir haben darüber ge sprochen, wie sehr wir dich lieben.«
    Lisey konnte nicht antworten. Ihr Herz war zu voll. Sie wollte weinen, aber dann hätte sie die Straße nicht mehr ge sehen. Und vielleicht hatte es ohnehin schon genügend Trä nen gegeben. Was aber nicht hieß, dass es nicht noch mehr geben würde.
    3 So fuhren sie eine Zeit lang schweigend weiter. So bald sie den Campingplatz Pigwockit hinter sich gelassen hatten, gab es praktisch keinen Verkehr mehr. Der Himmel über ihnen war noch blau, aber die Sonne war schon von aufziehenden Wolken umgeben, was ihr Licht gleichzeitig grell und seltsam schattenlos machte. Jetzt fragte Amanda in einem Ton, der untypisch neugierig klang: »Hättest du mich auch heimgeholt, wenn du keine Komplizin gebraucht hättest?«
    Lisey dachte darüber nach. »Das möchte ich gerne glau ben«, sagte sie schließlich.
    Amanda ergriff die Lisey-Hand, die ihr am nächsten war, und drückte einen Kuss darauf – wahrhaftig leicht wie der Flügelschlag eines Schmetterlings –, bevor sie sie aufs Lenk rad zurücklegte. »Ich möchte es auch gern glauben«, sagte sie. »Ein seltsamer Ort, Südwind. Wenn man dort ist, wirkt er so real wie alles auf dieser Welt … und besser als alles auf dieser Welt. Wenn man jedoch hier ist …« Sie zuckte mit den Schul tern. Bedauernd, fand Lisey. »Dann ist er nur ein aus Mond schein gewebtes Traumgebilde.«
    Lisey dachte daran, wie sie im Antlers mit Scott im Bett gelegen und zugesehen hatte, wie der Mond herauszukom men versuchte. Wie sie sich seine Geschichte angehört hatte und dann mitgekommen war. Ihn begleitet hatte.
    Ihre Schwester fragte: »Wie hat Scott ihn genannt?«
    »Boo'ya-Mond.«
    Amanda nickte. »Dann war ich wenigstens nahe dran, nicht wahr?«
    »Das warst du.«
    »Ich denke, dass die meisten Kinder einen Ort haben, an den sie

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