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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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viel leicht –, schrak vor dieser Vorstellung zurück.
    »Amanda«, sagte sie, »wir kehren jetzt heim, aber du musst mithelfen.«
    Zunächst nichts. Dann sehr schwach, sehr leise, wie im Schlaf gesprochen: »Lisey? Hast du den … beschissenen Punsch getrunken?«
    Lisey musste unwillkürlich lachen. »Ein paar Schlucke. Aus Höflichkeit. Sieh mich jetzt an.«
    »Ich kann nicht. Ich betrachte die Stockrosen . Ich will Pira tin werden … und die sieben Meere …« Ihre Stimme wurde schwächer. »… befahren … Schätze … die Kannibaleninseln …«
    »Das war nur eine Fantasie«, sagte Lisey. Sie hasste die Schärfe in ihrer Stimme; ein wenig kam es ihr so vor, als zöge sie ein Schwert, um einen Säugling zu töten, der friedlich im Gras lag und niemandem etwas tat. Denn war ein Kindheits traum nicht ähnlich harmlos? »Was du siehst, ist nur ein Trick dieser Welt, um dich zu fesseln. Es ist nur … nur ein Bool.«
    Manda überraschte sie – und traf sie schmerzlich –, indem sie sagte: »Scott hat mir erzählt, dass du versuchen würdest, zu kom men. Falls ich dich jemals brauche, würdest du es versuchen.«
    »Wann, Manda? Wann hat er dir das erzählt?«
    »Er hat diese Welt geliebt«, sagte Amanda. Sie seufzte tief. »Er hat sie Boolja-Mund oder so ähnlich genannt. Er hat ge sagt, es ist leicht, sie zu lieben. Zu leicht.«
    »Wann, Manda, wann?« Lisey hätte sie am liebsten gepackt und durchgerüttelt.
    Amanda schien sich gewaltig anzustrengen … und lächelte dann. »Als ich mich zuletzt geschnitten habe. Scott hat mich heimgeschickt. Er hat gesagt … dass ihr mich alle sehnsüchtig erwartet.«
    Damit war Lisey plötzlich vieles klar. Natürlich zu spät, als dass es noch einen Unterschied gemacht hätte, aber es war trotzdem besser, alles zu wissen. Und warum hatte er seiner Frau nie davon erzählt? Weil er wusste, dass die kleine Lisey schreckliche Angst vor Boo'ya-Mond und manchen seiner Bewohner – besonders vor einem ganz bestimmten Wesen – hatte? Ja. Weil er gespürt hatte, dass sie es eines Tages selbst herausbekommen würde? Wieder ja.
    Amanda hatte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Piraten schiff in dem Hafen zugewandt, der ihre Version von Scotts Pool war. Lisey rüttelte sie an der Schulter. »Du musst mir hel fen, Manda. Es gibt einen Verrückten, der mir was antun will, und du musst mir helfen, ihm einen Knüppel in die Speichen zu stecken. Ich brauche sofort deine Hilfe!«
    Amanda wandte sich Lisey mit einem fast komischen Aus druck der Verwunderung zu. Unter ihnen drehte eine Frau in einem Kaftan, die das Foto eines mit Zahnlücken lächeln den Kindes in der Hand hielt, sich um und verlangte mit langsamem, zögerlichem Tadel in der Stimme: »Seid … still … während … ich darüber nachdenke … warum … ich es getan habe.«
    »Versuch's mit Bienenwachs, Betty«, empfahl Lisey ihr forsch und drehte sich dann wieder Amanda zu. Zu ihrer Erleichte rung sah Amanda sie weiter an.
    »Lisey, wer …?«
    »Ein Verrückter. Einer, der wegen Scotts verdammter Papiere und Manuskripte aufgekreuzt ist. Aber jetzt interessiert er sich nur noch für mich. Er hat mir heute Morgen wehgetan, und er tut es wieder, wenn ich ihn nicht … wenn wir ihn nicht …« Amanda wollte sich wieder dem Schiff zuwenden, das unter ihnen im Hafen vor Anker lag, aber Lisey nahm ih ren Kopf energisch zwischen die Hände, sodass sie einander wieder ansahen. »Pass gefälligst auf, Bohnenstange.«
    »Nenn mich nicht Bohnen…«
    »Wenn du aufpasst, hör ich auf damit. Du kennst mein Auto? Meinen BMW ?«
    »Ja, aber Lisey …«
    Amanda versuchte weiter, zum Wasser hinüberzusehen. Lisey hatte gute Lust, ihren Kopf wieder zurückzudrehen, aber irgendein Instinkt sagte ihr, dass das bestenfalls eine proviso rische Lösung gewesen wäre. Wenn sie Amanda hier wirk lich rausholen wollte, musste sie es mit ihrer Stimme, ihrem Willen und letzten Endes damit schaffen, dass Amanda selbst mitkommen wollte.
    »Manda, dieser Kerl … dem genügt es nicht, mir nur wehzu tun. Wenn du mir nicht hilfst, traue ich ihm zu, dass er mich umbringt.«
    Jetzt starrte Amanda sie erstaunt und verwirrt an. »Um bringt …?«
    »Ja. Ja. Ich verspreche dir, dass ich dir alles erklären werde, aber nicht hier. Wenn wir noch länger hierbleiben, tue auch ich bald nichts anderes mehr, als gemeinsam mit dir die Stockrosen zu betrachten.« Das war vermutlich nicht einmal gelogen. Sie konnte die Anziehungskraft des Schiffes spüren, wie es ihren Blick

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