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Love

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Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nicht im Kino oder sonst wo ist, hat sie es immer eingeschaltet. Ich telefoniere fast täglich mit ihr – oft sogar zweimal, wenn Matt zu einer seiner Vortragsorgien unterwegs ist. Metzie ruft sie nämlich manchmal an, weißt du, und Darla erzählt mir, was sie gesagt hat. Heutzutage ist Darla das einzige Familienmitglied, mit dem Metzie überhaupt noch redet.«
    Diese Mitteilung faszinierte Lisey. Sie hätte nicht für mög lich gehalten, dass Amanda und Darla sich über Amandas Problemkind austauschten – Darla hatte jedenfalls nie ein Sterbenswörtchen davon erzählt. Sie hätte die Angelegenheit gern weiterverfolgt, schätzte aber, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war. »Was erzählst du ihr, wenn du sie erreichst?«
    »Hör einfach zu. Ich hab mir alles zurechtgelegt, aber ich fürchte, wenn ich's dir im Voraus erzähle, verliert es etwas von seiner … ach, ich weiß nicht. Frische. Glaubwürdigkeit. Ich will die beiden nur weit genug wegschicken, damit sie nicht versehentlich aufkreuzen und …«
    »… in Max Silvers Kartoffelsortierer geraten?«, fragte Lisey. Im Lauf der Jahre hatten sie alle bei Mr. Silver Kartoffeln ge lesen: pro Zentner gab es zehn Cent, und anschließend muss te man bis Februar die Hände scheuern, um den Dreck unter den Fingernägeln rauszukriegen.
    Amanda musterte sie scharf, dann lächelte sie. »Irgendwas in dieser Art. Darla und Canty können einem echt auf die Ner ven gehen, aber ich liebe sie nun mal trotzdem. Ich will je denfalls nicht, dass ihnen etwas zustößt, bloß weil sie zur fal schen Zeit am falschen Ort waren.«
    »Ich auch nicht«, sagte Lisey leise.
    Ein kurzer Hagelschauer prasselte auf Autodach und Front scheibe herab; danach regnete es nur wieder stark.
    Amanda tätschelte ihre Hand. »Das weiß ich, Kleine.«
    Kleine . Nicht kleine Lisey. Wie lange hatte Amanda sie nicht mehr so genannt? Und sie war die Einzige gewesen, die das getan hatte. »Ruf jetzt an, Manda.«
    Wegen ihrer Hände tippte Amanda die Nummer un ter einigen Schwierigkeiten ein, vertat sich einmal und muss te von vorn anfangen. Beim zweiten Anlauf schaffte sie es, drückte die grüne Taste und hielt das kleine Motorola an ihr Ohr.
    Der Regen hatte etwas nachgelassen. Lisey stellte fest, dass sie den ersten Picknicktisch wieder sehen konnte. Wie viele Sekunden waren vergangen, seit Amanda gewählt hatte? Mit hochgezogenen Augenbrauen sah sie zu ihrer Schwester hinüber. Amanda begann den Kopf zu schütteln, dann setzte sie sich in ihrem Schalensitz auf und hob den rechten Zeige finger, als würde sie in einem Luxusrestaurant einen Ober herbeizitieren.
    »Darla? … Kannst du mich hören? … Weißt du, wer an ruft? … Ja! Ja, wirklich!«
    Amanda streckte die Zunge heraus, machte Glupschaugen und imitierte so stumm und ziemlich grausam Darlas Reak tion: eine Kandidatin in einer Gameshow, die gerade die Bo nusrunde gewonnen hat.
    »Ja, sie sitzt hier neben m… Darla, beruhige dich! Erst konnte ich nicht reden, und jetzt komme ich überhaupt nicht zu Wort! Mit Lisey kannst du glei…«
    Diesmal hörte Amanda länger zu, nickte dabei und machte gleichzeitig mit Daumen und Fingern ihrer rechten Hand eine Quak, quak, quak- Geste.
    »Mhm, ich sag's ihr, Darl.« Ohne sich die Mühe zu ma chen, die Sprechmuschel des Handys zuzuhalten – ver mutlich wollte sie, dass Darla hörte, wie sie ihre Mitteilung weitergab –, sagte Amanda: »Sie ist mit Canty zusammen, Lisey, aber noch auf dem Jetport. Cantys Abflug in Boston hat sich wegen eines Gewitters verzögert. War das nicht Pech?«
    Amanda reckte zu Lisey gewandt den Daumen hoch, wäh rend sie das sagte, und konzentrierte sich dann wieder auf das Handy.
    »Ich bin froh, dass ich euch beide erreicht habe, bevor ihr losfahrt, weil ich nicht mehr in Greenlawn bin. Lisey und ich sind im Arcadia Mental Health in Derry … richtig, in Derry.«
    Sie hörte zu, nickte dabei.
    »Ja, das ist wohl eine Art Wunder. Ich weiß nur, dass ich ge hört habe, wie Lisey mich ruft, und dann bin ich aufgewacht. Das Letzte, woran ich mich davor noch erinnere, ist, wie ihr beiden mich ins Stephens Memorial gebracht habt. Dann bin ich einfach … ich hab gehört, wie Lisey meinen Namen ruft, und das war, als würde man aus einem tiefen Schlaf geweckt … und die Docs in Greenlawn haben mich hier raufgeschickt, um alle möglichen Gehirnuntersuchungen machen zu lassen, die bestimmt ein Vermögen kosten werden …«
    Sie hörte wieder zu.
    »Ja, Schätzchen, natürlich

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