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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Cassandra aufgeregt und erleichtert zugleich, von ihr zu hören. Sie sagte, sie würde Lisey mit Dr. Alberness' Privat nummer verbinden.
    »Bleiben Sie dran, ja?«, wies sie Lisey an, bevor sie in etwas verschwand, was der alte Donna-Summer-Discohit »Love to Love You, Baby« gewesen sein konnte, bevor er einer musika lischen Lobotomie unterzogen worden war. Bleiben Sie dran ließ Schlimmes ahnen, aber die Tatsache, dass Hugh Alber ness zu Hause war … das war doch bestimmt Grund zur Hoffnung, nicht wahr?
    Er kann die Cops ebenso gut von zu Hause aus angerufen haben, das weißt du. Oder der diensthabende Arzt in Green lawn kann sie verständigt haben. Und was willst du ihm er zählen, wenn er sich meldet? Was zum Teufel willst du ihm eigentlich erzählen?
    Was hätte Scott ihm erzählt, Kleine?
    Scott hätte ihm erzählt, dass die Realität Ralph ist.
    Und ja, das entsprach zweifellos der Wahrheit.
    Bei dem Gedanken daran lächelte Lisey schwach. Sie er innerte sich, wie Scott in einem Hotelzimmer auf und ab ge laufen war … in Lincoln? Lincoln, Nebraska? Vermutlich eher in Omaha, denn das Zimmer war hübsch gewesen, hatte viel leicht sogar zu einer Suite gehört. Er las die Zeitung, als ein Fax seines Lektors unter der Tür hindurchgeschoben wurde. Carson Foray, der Lektor, schlug weitere Änderungen in der dritten Fassung von Scotts neuem Roman vor. Lisey wusste nicht mehr, welcher Roman es gewesen war, nur dass er zu den späteren Büchern gehört hatte, die er manchmal als »Landons leidenschaftliche Liebesgeschichten« bezeichnete. Jedenfalls fand Carson – der Scott schon länger begleitete, »als ein toter Waschbär alt ist«, wie Dandy es ausgedrückt hätte –, die zufällige Begegnung zweier Hauptpersonen nach ungefähr zwanzig Jahren sei schwach geschildert. »Hier knarrt die Handlung ein bisschen, alter Junge«, hatte er ge schrieben.
    »Wenn's nur hier nicht knarrt, alter Junge«, hatte Scott gemurrt, wobei er sich mit einer Hand in den Schritt griff (und war ihm dabei nicht die reizend ungebärdige Locke in die Stirn gefallen? Natürlich war sie das). Und bevor Lisey irgendetwas Besänftigendes sagen konnte, hatte er sich die Zeitung geschnappt, laut raschelnd die letzte Seite aufgeschla gen und ihr eine Meldung in der Rubrik Unsere seltsame Welt gezeigt. Sie trug die Überschrift HUND FINDET HEIM – NACH 3 JAHREN . Berichtet wurde von einem Collie namens Ralph, der bei einem Familienurlaub in Port Charlotte, Florida, ab handengekommen war. Drei Jahre später war Ralph am Wohnsitz der Familie in Eugene, Oregon, aufgekreuzt. Er war mager, trug kein Halsband mehr und war etwas wund gelaufen, aber ansonsten putzmunter. Kam einfach die Einfahrt entlang, setzte sich auf die Stufen vor der Haustür und bellte, um eingelassen zu werden.
    »Was, glaubst du, würde Monsieur Carson Foray sagen, wenn das in einem meiner Bücher vorkäme?«, hatte Scott ge fragt und sich dabei die Locke aus der Stirn gestrichen (sie war natürlich sofort wieder hineingefallen). »Glaubst du, er würde mir ein Fax schicken, dass die Handlung ein bisschen knarrt, alter Junge?«
    Lisey, die sich über seine empörte Gereiztheit amüsierte und von der Vorstellung, wie Ralph nach all diesen Jahren (und weiß Gott was für Abenteuern) heimgekehrt war, fast absurd gerührt war, bestätigte, dass Carson vermutlich genau das tun würde.
    Scott hatte die Zeitung wieder an sich gerissen, das Foto von dem flott aussehenden Ralph mit neuem Halsband und Paisley-Halstuch kurz verbittert angestarrt und sie dann zu Boden geworfen. »Eins kannst du mir glauben, Lisey«, hatte er gesagt. »Schriftsteller arbeiten unter gewaltigen Handicaps. Die Realität ist Ralph, der nach drei Jahren auf völlig unerklärliche Weise heimkehrt. Aber diese Geschichte kann man nicht erzählen! Weil sie ein bisschen knarrt, alter Junge!«
    Nachdem Scott diese Schmährede losgeworden war, hatte er sich nach Liseys Erinnerung hingesetzt und die fraglichen Seiten umgeschrieben.
    Die Warteschleifenmusik brach ab. »Mrs. Landon, sind Sie noch da?«, fragte Cassandra.
    »Bin noch hier«, erwiderte Lisey, die sich schon viel ruhiger fühlte. Scott hatte recht gehabt. Die Realität war ein Betrun kener, der ein Lotterielos kauft, sage und schreibe siebzig Millionen Dollar kassiert und sich das Geld mit seiner liebs ten Barfrau teilt. Ein kleines Mädchen, das nach sechs Tagen lebend aus einem Brunnen in Texas geborgen wird. Ein Stu dent, der in Cancun aus dem fünften

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