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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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und er zerzaust mir das Haar, und während er das tut, blicke ich zufällig nach links und sehe hinter dem Türspalt ein Auge meines Vaters glitzern. Ich kann auch die Mündung seines Gewehrs erkennen. Dann geht Mr. Halsey endlich wieder die Stufen hinunter. Ich schließe die Haustür, und mein Vater und ich beobachten, wie er in den Firmenwagen steigt und anfängt, rückwärts die lange Einfahrt hinunterzu lenken. Ich überlege mir: Falls er stecken bleibt, kommt er wieder herauf, fragt, ob er telefonieren kann, und wird dann doch erschossen. Aber er bleibt nicht stecken und wird seine Frau abends beim Heimkommen mit einem Kuss begrüßen und ihr erzählen, dass er heute zwei armen Jungen ein paar Dollar geschenkt hat, damit sie sich was Gutes kaufen können. Ich sehe nach unten, stelle fest, dass ich die Scheine noch in der Hand halte, und gebe sie meinem Vater. Er schiebt sie in seine Hosentasche, ohne sie auch nur anzusehen.
    »Er kommt zurück«, sagt Daddy. »Er oder ein anderer. Das hast du gut gemacht, Scott, aber Klebsetreifen halten ein nasses Paket nicht lange zusammen.«
    Ich starre ihn prüfend an und stelle fest, dass er wieder mein Daddy ist. Während ich mit Mr. Halsey gesprochen habe, ist irgendwann mein Daddy zurückgekehrt. Dies ist das letzte Mal, dass ich ihn wirklich zu Gesicht kriege.
    Er sieht meinen Blick und nickt leicht. Dann betrachtet er sein .30-.06. »Dieses Gewehr muss weg«, sagt er. »Mit mir geht’s zu Ende, dagegen ist …«
    »Nein, Daddy …«
    »… ist nichts zu machen, aber der Teufel soll mich holen, wenn ich ein paar Leute wie diesen Halsey mitnehm, damit sie mich in den Abend nachrichten anprangern können, damit die Gomer was zu sabbern haben.
    Paul und dir würd’s nicht besser ergehen. Bestimmt nicht! Lebend oder tot, ihr wärt die irren Brüder.«
    »Daddy, du kommst wieder in Ordnung«, behaupte ich und versuche, ihn zu umarmen. »Im Augenblick fehlt dir doch auch nichts!«
    Er stößt mich mit einer Art Lachen weg. »Ja, und manchmal können Malariakranke Shakespeare zitieren«, sagt er. »Du bleibst hier, Scotty. Ich hab was zu erledigen. Dauert nicht lange.« Er durchquert die Diele, geht an dem Tisch vorbei, von dem ich vor so vielen Jahren schließlich doch noch gesprungen bin, und verschwindet in der Küche. Mit gesenk tem Kopf, das Jagdgewehr in der Hand. Sobald er zur Hintertür hinaus ist, folge ich ihm und sehe aus dem Fenster über der Spüle, als er den Hof überquert: ohne Jacke im Graupelschauer, den Kopf noch immer gesenkt, das .30-.06 weiter in der Hand. Er legt das Gewehr nur lange genug auf den gefrorenen Boden, um den Deckel von dem ausgetrockne ten Brunnen zu heben. Dafür braucht er beide Hände, weil die Abdeckung durch Schnee und Eis mit dem gemauerten Rand verbunden ist. Dann greift er wieder nach seinem Gewehr, betrachtet es eine Sekunde lang – fast als nähme er Abschied davon – und schiebt es dann in den von ihm geschaffenen Spalt. Danach kommt er ins Haus zurück – weiter mit hän gendem Kopf, die Hemdschultern von Eisregen dunkel durchnässt. Erst jetzt fällt mir auf, dass er barfuß ist. Ich glaube nicht, dass er das über haupt gemerkt hat.
    Er scheint nicht mal überrascht zu sein, mich in der Küche anzutref fen. Er zieht die beiden Dollarscheine heraus, die Mr. Halsey mir gege ben hat, betrachtet sie nachdenklich, sieht zu mir auf. »Willst du die wirklich nicht?«, fragt er.
    Ich schüttle den Kopf. »Nicht mal, wenn’s die letzten Dollarscheine der Welt wären.«
    Ich kann sehen, dass ihm diese Antwort gefällt. »Gut«, sagt er. »Aber ich will dir was erzählen, Scott. Du kennst das Büfett deiner Oma im Ess zimmer?«
    »Klar.«
    »In dem blauen Krug im obersten Fach findest du eine Rolle Geld scheine. Mein Geld, nicht Halseys – du verstehst den Unterschied?«
    »Ja.«
    »O ja, darauf möchte ich wetten. Du bist alles Mögliche, aber dumm warst du nie. An deiner Stelle, Scotty, würd ich das Geld nehmen – es sind ungefähr siebenhundert Dollar – und damit losziehen. Steck dir zehn in die Tasche und den Rest in deinen Stiefel. Zehn ist zu jung, um auf der Straße zu sein, sogar für kurze Zeit, und die Chancen, dass jemand dich um dein Geld erleichtert, noch bevor du über die Brücke nach Pittsburgh reinkommst, dürften bei fünfundneunzig Prozent liegen, aber wenn du hierbleibst, passiert irgendwas Schlimmes. Weißt du, wovon ich rede?«
    »Ja, aber ich kann nicht weggehen«, sage ich.
    »Es gibt viele Sachen, die

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