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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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kräuselt, scheint zu rufen: Ja, dies ist der Kerl, wirklich, genau der, der losgeschickt wurde, um von einer Kugel aus dem Gewehr des Scherenmanns tödlich getroffen zu werden. Selbst sein Name, finde ich, gehört zu der Art, die man in der Zeitung unter der Schlagzeile ERMORDET liest.
    »Hallo, mein Junge«, sagt er, »du musst einer von Sparkys Jungs sein. Ich bin Frank Halsey aus der Fabrik. Personalchef.« Und er streckt mir seine Hand hin.
    Ich fürchte, dass ich es nicht schaffe, sie zu ergreifen, aber ich tu’s trotzdem. Und ich fürchte, dass ich nicht reden kann, aber auch das schaf fe ich. Und meine Stimme klingt normal. Ich bin alles, was zwischen die sem Mann und einer Kugel ins Herz steht, also sollte meine Stimme lie ber normal klingen. »Ja, Sir, das bin ich. Ich heiße Scott.«
    »Freut mich, dich kennenzulernen, Scott«, sagt er, indem er an mir vorbei ins Wohnzimmer späht, und ich versuche zu erkennen, was er sieht. Gestern habe ich versucht, ein bisschen aufzuräumen, aber weiß der Teu fel, wie gute Arbeit ich geleistet habe … ich bin schließlich bloß ein kleiner Scheißer. »Irgendwie ist uns dein Vater abhandengekommen.«
    Nun , denke ich, Sie sind verdammt dicht davor, dass Ihnen alles abhandenkommt, Mr. Halsey – Ihr Job, Ihre Frau, Ihre Kinder, falls Sie welche haben.
    »Hat er Sie nicht aus Philly angerufen?«, frage ich. Ich habe keine Ahnung, wie ich darauf gekommen bin oder in welche Richtung das Gespräch gehen soll, aber ich habe keine Angst. Nicht vor diesem Teil. Irgendwelchen Scheiß kann ich mir den ganzen Tag lang ausdenken. Angst habe ich nur davor, dass Daddy die Beherrschung verliert und einfach anfängt, durch die Tür zu ballern. Vielleicht trifft er dabei Halsey; wahr scheinlich trifft er uns beide.
    »Nein, mein Junge, das hat er nicht getan.« Es graupelt aufs Dach der kleinen Veranda, aber wenigstens steht er im Trockenen, sodass ich ihn nicht unbedingt reinbitten muss , aber was ist, wenn er ohne Aufforderung reinkommt? Wie soll ich ihn aufhalten? Ich bin nur ein kleiner Junge, der in Hausschuhen dasteht: mit einem Teller in einer Hand und einem Geschirrtuch über der Schulter.
    »Nun, er hat sich schrecklich Sorgen um seine Schwester gemacht«, sage ich und denke an die Baseballspielerbiografie, die ich gerade lese. Sie liegt oben auf meinem Bett. Ich denke auch an Daddys Auto, das um die Ecke unter dem Schuppenvordach abgestellt ist. Wenn Mr. Halsey ans andere Ende der Veranda gehen würde, müsste er’s sehen. »Sie hat die Krankheit, an der dieser berühmte Baseballspieler der Yankees gestor ben ist.«
    »Sparkys Schwester leidet an der Lou-Gehrig-Krankheit? Ach, Schei ße … ich meine Schiet. Ich wusste nicht einmal, dass er eine Schwes ter hat.«
    Ich auch nicht , denke ich.
    »Mein Junge – Scott – das tut mir schrecklich leid. Wer kümmert sich um euch Jungs, während er fort ist?«
    »Mrs. Cole, eine Nachbarin.« Jackson Cole ist der Name des Mannes, der Iron Man of the Yankees geschrieben hat. »Sie kommt jeden Tag vor bei. Außerdem kennt Paul vier verschiedene Rezepte für Hackbraten.«
    Mr. Halsey schmunzelt. »Gleich vier, was? Wann kommt Sparky wieder zurück?«
    »Nun, sie kann nicht mehr gehen, und sie atmet so.« Ich hole keu chend tief Luft. Das ist leicht, weil mein Herz plötzlich wie verrückt häm mert. Als ich mir ziemlich sicher war, dass Daddy Mr. Halsey erschießen wird, hat es langsam geschlagen, aber als ich jetzt eine Chance sehe, dass es vielleicht ohne Schießerei abgeht, rast es wie außer Kontrolle geraten.
    »Ach, Mist «, sagt Mr. Halsey, der jetzt alles zu verstehen glaubt. »Nun, das ist ungefähr das Schlimmste, was ich je gehört habe.« Er greift unter seine Lederjacke und zieht seine Geldbörse heraus. Er klappt sie auf und entnimmt ihr einen Eindollarschein. Dann erinnert er sich, dass ich offiziell einen Bruder habe, und nimmt noch einen heraus. Und plötzlich ist etwas ganz Verrücktes passiert, Lisey. Plötzlich habe ich mir gewünscht, mein Vater würde ihn erschießen.
    »Hier, mein Junge«, sagt er, und ebenso plötzlich weiß ich, als könnte ich seine Gedanken lesen, dass er meinen Namen vergessen hat, und hasse ihn noch mehr. »Nimm! Einen für dich, einen für deinen Bruder. Kauft euch in dem kleinen Laden unten an der Straße was Leckeres.«
    Ich will sein Scheißgeld nicht (und Paul kann nichts mehr damit anfan gen), aber ich nehme die Scheine und sage danke, Sir, und er sagt nichts zu danken, mein Junge,

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