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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Dann antwortete ihr neuer Freund: »Ich kann Ihnen nicht folgen, Missus.«
    Lisey fühlte Zorn in sich aufsteigen und hieß ihn willkommen. »Ich denke, Sie können mir ziemlich gut folgen. Professor Joseph Woodbody, König der Inkunks, hat Sie angeheuert, damit Sie mich anrufen und versuchen, mich dazu zu überreden … ja, wozu? Dass ich ihm einfach die Schlüssel zum Büro meines Mannes gebe, damit er Scotts Manuskripte durchwühlen und mitnehmen kann, was ihm gefällt? Ist das, was er … glaubt er wirklich, dass …« Sie riss sich zusammen. Leicht fiel ihr das nicht. Ihr Zorn war bitter, aber auch süß, und sie wollte ihn auskosten. »Sagen Sie mir nur eines, Zack. Ja oder nein. Arbeiten Sie für Professor Joseph
    Woodbody?«
    »Geht Sie nichts an, Missus.«
    Darauf konnte Lisey nicht antworten. Die bloße Unver schämtheit dieser Antwort hatte sie zumindest vorübergehend sprachlos gemacht. Durch ihre schaurig rihiesige
    (geht Sie nichts an)
    Lächerlichkeit, wie Scott sie vielleicht genannt hätte.
    »Und kein Mensch hat mich angeheuert, damit ich versu che, nix zu tun.« Eine Pause. »Irgendwas, mein ich. Also, Mis sus. Sie sollten jetzt den Mund halten und mir zuhören. Hör’n Sie mir zu?«
    Sie stand da, den Telefonhörer ans Ohr gepresst, dachte darüber nach – Hör'n Sie mir zu? – und sagte nichts.
    »Ich kann Sie atmen hören, also weiß ich, dass Sie's tun. Das ist gut. Werd ich angeheuert, Missus, versucht's dieser Mutter Sohn nicht, sondern tut's einfach. Ich weiß, dass Sie mich nicht kennen, aber das ist Ihr Problem, nicht meins. Dies ist keine … ich hab nicht bloß angegeben. Ich versuch's nicht, ich tu's. Sie geben diesem Mann, was er will, hab ich recht? Er wird mich anrufen oder mir auf unsere spezielle Weise mailen und sagen: ›Alles in Ordnung, ich hab, was ich wollte.‹ Passiert das nicht … bleibt diese Mitteilung auch nach bestimmter Zeit aus, komme ich dorthin, wo Sie leben, und tue Ihnen weh, ich tue Ihnen an Stellen weh, die Sie die Jungs auf Schulbällen in der Junior High nie haben anfassen lassen.«
    Scham? Konnten das wirklich Tränen der Scham sein? Ja, es hatte etwas Schamvolles an sich, wenn ein Fremder so mit einem sprach. Als ob man in eine neue Schule gehen und gleich am ersten Tag vom Lehrer ausgeschimpft würde.
    Schluss damit, Babylove, sagte Scott. Du weißt, was du zu tun hast.
    Natürlich wusste sie das. In einer Situation dieser Art schnall te man's entweder um – oder eben nicht. Lisey war noch nie in einer solchen Situation gewesen, aber das lag auf der Hand.
    »Missus? Haben Sie verstandn, was ich gesagt hab?«
    Sie wusste, was sie ihm antworten wollte, aber das würde er vielleicht nicht verstehen. Deshalb entschied sich Lisey für eine volkstümlichere Ausdrucksweise.
    »Zack?« Sie sprach sehr leise.
    »Ja, Missus.« Er verfiel augenblicklich in den gleichen Ton fall. Vielleicht weil er glaubte, sie wären plötzlich durch eine gemeinsame Verschwörung verbunden.
    »Können Sie mich hören?«
    »Sie reden ein bisschen leise, aber … ja, Missus.«
    Sie holte tief Luft. Hielt kurz den Atem an und stellte sich diesen Kerl vor, der Missus und Ehmann und verstandn sagte. Stellte sich vor, wie er den Telefonhörer fest ans Ohr presste, um jedes noch so leise Wort zu verstehen. Als ihr dieses Bild klar und deutlich vor Augen stand, kreischte sie in dieses Ohr, so laut sie nur konnte: » DANN FICK DICH SELBST INS KNIE! «
    Lisey knallte den Hörer mit solcher Gewalt auf die Gabel, dass vom Telefon der Staub aufflog.
    5 Der Apparat begann fast sofort wieder zu klingeln, aber Lisey hatte kein Interesse an weiteren Gesprächen mit »Zack McCool«. Sie beschlich der Verdacht, dass sie jegliche Chance auf einen Dialog, wie die sprechenden Köpfe im Fern sehen das nannten, vertan hatte. Nicht dass sie Verlangen nach einem gehabt hätte. Und sie hatte auch keine Lust, seine Stimme auf dem Anrufbeantworter zu hören und zu erfahren, ob er seine matte Gutmütigkeit abgelegt hatte und sie jetzt vielleicht Schlampe, Fotze oder Miststück nannte. Sie ging der Telefonschnur zur Wand nach – der Anschluss befand sich neben dem Kartonstapel – und zog den Stecker heraus. Das Telefon verstummte mitten im dritten Klingeln. So viel zu »Zack McCool«, zumindest vorläufig. Sie würde sich womöglich später wieder mit ihm herumschlagen müssen – ob direkt oder indirekt –, aber im Augenblick musste sie sich vor allem um Manda kümmern. Ganz zu schweigen von Darla, die

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