Love
Ausdrucksweise – und erkennt, dass sie keineswegs überrascht ist. Sie war auf diese … diese Wie-sagt-man-gleich-wieder, diese Wiederaufnahme ge fasst und muss selbst im Schlaf mit irgendeinem Teil ihres Unterbewusstseins weiter darüber nachgedacht haben.
»Ist das dein Ernst?«, fragt sie.
»Aber sicher«, sagt er. »Was denkst du, Babylove?«
»Babylove denkt, dass das nach einem guten Plan klingt.«
»Gut«, sagt er. »Das ist gut.« Er macht eine Pause. Dann: »Danke.«
Ein bis zwei Minuten lang sagt keiner von ihnen etwas. Auf der Fensterbank spielt das alte Philco mit dem Sprung im Gehäuse die Art Musik, die Dad Debusher sich nie angehört hat. In der Pfanne brutzeln die Eier. Sie ist hungrig. Und sie ist glücklich.
»Im Herbst«, sagt sie.
Er nickt, greift nach einem Teller. »Gut. Oktober?«
»Vielleicht ein bisschen zu früh. Sagen wir, um Thanks giving. Sind noch Eier für dich übrig?«
»Eins ist noch da, und mehr will ich nicht.«
Sie sagt: »Ich heirate dich nur, wenn du dir neue Unter wäsche kaufst.«
Er lacht nicht. »Dann werde ich mich gleich darum küm mern.«
Er stellt ihr den Teller hin. Speck mit Spiegelei. Sie hat sol chen Hunger. Sie beginnt zu essen, und er schlägt das letzte Ei in die Pfanne.
»Lisa Landon«, sagt er. »Was hältst du davon?«
»Kann man sich gut merken, finde ich. Es ist … wie heißt das noch mal, wenn Wörter mit demselben Buchstaben anfangen?«
»Alliteration.«
»Genau, das meine ich.« Dann sagt sie es selbst. »Lisa Lan don.« Schmeckt gut – wie die Eier.
»Little Lisey Landon«, sagt er und schleudert sein Ei in die Luft. Es dreht sich zweimal und landet mitten im Schinken-fett, platsch.
»Versprichst du, Scott Landon, es umzuschnallen und im merdar umgeschnallt zu lassen?«, fragt sie.
»In guten wie in schlechten Tagen umgeschnallt«, antwor tet er, und dann lachen sie wie zwei Verrückte, während das Radio im Sonnenschein spielt.
22 Mit Scott hat sie immer viel gelacht. Und schon eine Woche später waren die Schnittwunden an seiner Hand, sogar die am Unterarm, einigermaßen verheilt.
Sie hinterließen nicht einmal Narben.
23 Als Lisey erneut aufwacht, wusste sie nicht, wann sie war – damals oder jetzt. Vom ersten Morgenlicht war jedoch genügend ins Zimmer gesickert, dass sie die kühle blaue Tape te und das Seestück an der Wand sehen kann. Dies war also Amandas Schlafzimmer, und das kam ihr richtig vor, aber es scheint auch falsch zu sein; sie hat den Eindruck, dies wäre ein Zukunftstraum, den sie in ihrem Apartment in dem schmalen Bett träumt, das sie sich in den meisten Nächten mit Scott teilt, wie sie es bis zu ihrer Hochzeit Ende November tun wird.
Was hat sie geweckt? Amanda kehrte ihr den Rücken zu, und Lisey lag weiter wie Löffel an Löffel hinter ihr, ihre Brüste an Mandas Rücken, ihr
Bauch an Mandas magerem Gesäß, aber was genau hatte sie geweckt? Sie muss nicht pinkeln … wenigstens nicht drin gend, also was …?
Amanda, hast du irgendwas gesagt? Willst du etwas? Viel leicht einen Schluck Wasser? Ein Stück Treibhausglas, um dir die Pulsadern damit aufzuschneiden?
Diese Fragen gingen ihr durch den Kopf, aber Lisey wollte nicht wirklich etwas sagen, weil ihr eine seltsame Idee ge kommen war. Die Idee, dass sie, obwohl sie Amandas rasch ergrauenden Haarschopf und den Rüschenkragen ihres Nacht hemds sehen kann, in Wirklichkeit mit Scott im Bett liegt. Ja! Irgendwann nachts muss Scott … was getan haben? Durch die Linse von Liseys Erinnerungen hindurch- und in Amandas Körper hineingekrochen sein? Irgendwas in dieser Art. Das ist eine verrückte Idee, keine Frage, aber sie will nichts sagen, weil sie fürchtet, in diesem Fall könnte Amanda mit Scotts Stimme antworten. Und was täte sie dann? Würde sie krei schen? Würde ihr Schrei Tote wecken, wie man so schön sagt? Natürlich ist das eine absurde Vorstellung, aber …
Aber sieh sie dir an. Sieh dir an, wie sie schläft: mit hoch gezogenen Knien und nach vorn gerecktem Kopf. Wäre dort eine Wand, würde ihre Stirn sie berühren. Kein Wunder, dass sie dich an …
Und dann, im ersten schwachen Tagesschimmer um fünf Uhr morgens, sprach Amanda mit abgewandtem Gesicht, so dass Lisey es nicht sehen konnte.
»Baby«, sagt sie.
Eine kurze Pause.
Dann: »Babylove.«
Sowie Liseys Körpertemperatur am Abend zuvor schlagartig um zwanzig Grad gefallen war, scheint sie jetzt um vierzig Grad zu fallen, denn obwohl hier eindeutig eine Frauen stimme gesprochen
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