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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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… dass du aufstehst … dass du AUFSTEHST … und ins Scheißhaus gehst … und dich aufs KLO hockst! Geh aufs KLO , Manda-Bunny! Auf drei! EINS! … und ZWEI! … und DREI! « Bei DREI riss Lisey sie erneut in eine aufrechte Position hoch, aber Amanda wollte nicht sitzen bleiben.
    Einmal, gegen zwanzig nach sechs, bekam Lisey sie tat sächlich vom Bett und in eine bescheuerte Hockstellung. Dabei fühlte sie sich wie bei ihrem ersten Auto, einem 1974er Pinto, wenn der Motor nach endlos langem Orgeln dann doch angesprungen war, kurz bevor die Batterie endgültig den Geist aufgegeben hätte. Aber anstatt sich aufzurichten und sich von Lisey ins Bad führen zu lassen, fiel Amanda wieder rückwärts aufs Bett – noch dazu ganz schief, sodass Lisey hinhechten, sie unter den Armen packen und unter Flüchen hochwuchten musste, damit sie nicht auf den Boden knallte.
    »Du simulierst doch, du Miststück!«, brüllte sie Amanda an, obwohl sie genau wusste, dass Amanda das nicht tat. »Mach nur weiter so! Bleib von mir aus …« Sie merkte, wie laut sie geworden war – wenn sie nicht aufpasste, würde sie Mrs. Jones von gegenüber wecken –, und zwang sich dazu, ihre Stimme zu senken. »Bleib von mir aus so liegen. Aber wenn du dir einbildest, dass ich den ganzen Morgen um dich her umwusele, hast du dich geirrt. Ich gehe jetzt runter und mache mir Kaffee und Hafergrütze. Sollten Ihrer Königlichen Majestät die Düfte appetitlich in die Nase steigen, brauchst du nur zu rufen. Oder vielleicht einen verdammten Lakaien schi cken, der eine Portion zum Mitnehmen holt.«
    Sie wusste nicht, ob Big Sissa Manda-Bunny die Düfte appetitanregend fand, aber für Lisey roch alles gut, besonders der Kaffee. Sie trank eine Tasse schwarz, bevor sie ihre Hafer grütze aß, danach eine zweite mit Doppelrahm und Zucker. Während sie diesen Kaffee schlürfte, dachte sie: Jetzt nur noch einen Glimmstängel, dann könnte ich diesen Tag wie ein Pony reiten. Eine gottverdammte Salem Light.
    Ihr Verstand wollte sich ihren Träumen und Erinnerungen aus der eben vergangenen Nacht zuwenden ( natürlich SCOTT UND LISEY! DIE FRÜHEN JAHRE!, dachte sie), aber das ließ sie nicht zu. Ebenso blockte sie den Versuch ab, zu analysieren, was beim Aufwachen mit ihr passiert war. Darüber konnte sie vielleicht später nachdenken, aber nicht jetzt. Jetzt musste sie sich um Big Sissa kümmern.
    Und was ist, wenn Big Sissa ganz oben im Spiegelschrank einen hübschen rosa Einmalrasierer gefunden und beschlos sen hat, sich damit die Pulsadern aufzusäbeln? Oder sich die Kehle durchzuschneiden?
    Lisey stand hastig vom Tisch auf und fragte sich dabei, ob Darla daran gedacht hatte, alle scharfen Gegenstände aus dem Bad zu entfernen … hoffentlich aus allen Räumen im Obergeschoss. Sie lief die Treppe hinauf, rannte den Flur entlang, bereits voller Furcht, was sie im großen Schlaf zimmer entdecken könnte, und machte sich darauf gefasst, auf dem Bett nur zwei Kopfkissen mit leichten Dellen vorzufinden.
    Amanda war noch immer da, starrte immer noch zur Zim merdecke. Sie schien sich keinen Zentimeter bewegt zu ha ben. Liseys Erleichterung wich bösen Vorahnungen. Sie setz te sich auf die Bettkante und nahm die Hand ihrer Schwester in ihre. Die Hand war warm, reagierte jedoch auf keine Berüh rung. Lisey versuchte, Mandas Finger durch Willenskraft zu zwingen, sich um ihre zu schließen, doch sie blieben schlaff. Wächsern.
    »Amanda, was sollen wir bloß mit dir machen?«
    Keine Antwort.
    Und dann, weil sie bis auf ihre Spiegelbilder allein waren, fragte Lisey: »Es war nicht Scott, der das ausgelöst hat, nicht wahr, Manda? Bitte sag, dass es nicht Scott war, indem er … ach, ich weiß nicht … indem er in deinen Körper geschlüpft ist?«
    Amanda äußerte sich weder zustimmend noch ablehnend, und nach einer Weile machte Lisey sich daran, im Bad nach scharfen Gegenständen zu fahnden. Anscheinend hatte auch Darla schon einen Kontrollgang gemacht, denn sie entdeckte lediglich eine winzige Nagelschere ganz hinten in der unteren Schublade von Mandas kleinem Toilettentisch. Natürlich hät te sogar die in entschlossenen Händen ausgereicht. Schließ lich hatte Scotts eigener Vater
    (pst Lisey nein Lisey)
    »Schon gut«, sagte sie, alarmiert durch die Panik, die ihren Mund mit einem kupfrigem Geschmack füllte, das purpurrote Licht, das hinter ihren Augen aufzublühen schien, und die Art und Weise, wie ihre Hand die winzige Nagelschere umklammerte. »Okay, lassen wir

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