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Love

Love

Titel: Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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kritischer Würdigung ist; sie drif tet, driftet, driftet weg.
    »Ja, und du wirst nicht die Einzige sein. Aber mein Lektor ist davon begeistert. Er sagt, dass die Leute von Sayler House das Buch als Horrorroman herausbringen wollen. Dagegen habe ich nichts. Wie lautet die alte Redensart? Ruf mich, wie du willst, aber ruf mich nicht zu spät zum Abendessen.«
    Wegdriftend. Seine Stimme scheint aus einem langen dunk len Korridor zu kommen.
    »Ich brauche weder Carson Foray noch meinen Agenten, um zu wissen, dass Empty Devils mir einen Haufen Kohle einbringen wird. Mit dem unsteten Treiben ist jetzt Schluss, Lisey. Ich bin auf dem Weg nach oben, aber ich will ihn nicht allein gehen. Ich will, dass du mitkommst.«
    »Halmun, Ska. Schlawei.«
    Sie weiß nicht, ob er einschläft, aber ein Wunder (ein blau äugiges Wunder) geschieht: Scott Landon hält tatsächlich den Mund.
    21 Lisey Debusher erwacht am Samstagmorgen zu der unglaublich luxuriösen Zeit von neun Uhr und dem Geruch von gebratenem Speck auf. Sonnenlicht fällt in einem hellen Streifen über Bett und Fußboden. Sie steht auf und geht in die Küche. Er steht in der Unterhose am Herd, auf dem Speck-streifen in der Pfanne brutzeln, und sie sieht mit Entsetzen, dass er den Verband, den sie so sorgfältig angelegt hat, nicht mehr trägt. Als sie ihm Vorhaltungen macht, erklärt Scott ihr lapidar, dass er gejuckt hat.
    »Außerdem«, sagt er und streckt ihr die Hand hin (das er innert sie so sehr daran, wie er letzte Nacht aus den Schatten getreten ist, dass sie einen Schauder unterdrücken muss), »sieht sie bei Tageslicht gar nicht mehr schlimm aus, oder?«
    Sie nimmt seine Hand, beugt sich darüber, als wollte sie ihm aus der Hand lesen, und starrt sie an, bis er sie ihr ent zieht und sagt, der Speck würde anbrennen, wenn er ihn nicht wendet. Sie ist nicht erstaunt oder verwundert; solche Emp findungen sind vielleicht für dunkle Nächte und düstere Räu me reserviert, nicht für sonnige Wochenendmorgen, an denen das Philco auf der Fensterbank diesen Low-Rider-Song spielt, den sie nie verstanden, aber immer gemocht hat. Nicht er staunt, nicht verwundert … aber sie ist perplex . Alles, was ihr einfällt, ist, dass sie geglaubt haben muss, die Schnittwunden wären verdammt viel schlimmer, als sie es tatsächlich waren. Dass sie in Panik geraten sein muss. Denn diese Wunden sind zwar beileibe keine Kratzer, aber dennoch weit harmloser, als sie gedacht hat. Sie haben sich nicht nur geschlossen, sondern sind bereits verschorft . Wäre sie mit ihm in die Notaufnahme im Derry Home gefahren, hätte man sie wahrscheinlich raus geschmissen.
    Alle Landons besitzen erstaunliche Wundheilkräfte. Die muss ten wir haben.
    Unterdessen hebt Scott mit einer Gabel die knusprigen Speckstreifen aus der Pfanne auf eine doppelte Lage Küchen tücher. Aus Liseys Sicht mag er ein guter Schriftsteller sein, aber er ist ein großartiger Koch. Zumindest wenn er sich wirk lich darauf konzentriert. Allerdings braucht er neue Unterwä sche; der Hosenboden seines Slips hängt ziemlich durch, und der Gummizug an der Taille macht es auch nicht mehr lange. Sie wird ihn zu überreden versuchen, sich neue zu kaufen, wenn der versprochene Tantiemenscheck kommt, aber Unter wäsche ist eigentlich nicht das, was sie jetzt beschäftigt; ihr Verstand möchte das, was sie letzte Nacht gesehen hat – diese erschreckend tiefen Kiemen, deren Rosa in dunkles Leberrot überging –, mit dem vergleichen, was sich ihr heute Morgen darbietet. Dabei geht es um den Unterschied zwischen blo ßen Schnitten und klaffenden Schnittwunden, und glaubt sie wirklich, dass außerhalb von Bibelgeschichten irgendje mand solche Wundheilkräfte besitzt? Glaubt sie das wirklich? Schließlich war es keine Fensterscheibe, durch die er seine Hand gerammt hat, sondern Treibhausglas, wobei ihr wie der einfällt, dass sie wegen dieser Sache etwas unternehmen müssen, dass Scott sich …
    »Lisey.«
    Sie wird aus ihrer Träumerei gerissen und bemerkt, dass sie am Küchentisch sitzt und nervös an dem T-Shirt zwischen ihren Beinen herumnestelt. »Was?«
    »Ein Ei oder zwei?«
    Sie überlegt. »Zwei. Denke ich.«
    »Kurz gewendet oder mit dem Gelben nach oben?«
    »Gewendet«, sagt sie.
    »Werden wir heiraten?«, fragt er in genau dem gleichen Ton, während er beide Eier mit seiner gesunden Hand aufschlägt und in die Pfanne gibt, plop.
    Sie lächelt schwach – nicht über seinen nüchternen Ton, sondern über die etwas altmodische

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