Loved by an Angel
Philadelphia.«
Ivy hatte sich von beiden abgewandt.
»Ivy!«, kommandierte Suzanne.
»Was?« Ivy wühlte in einer Kiste mit Haarspangen herum und sah nicht auf.
»Was machst du dieses Wochenende?«
»Ich bleib zu Hause.«
Suzanne zog die perfekt gezupften schwarzen Augenbrauen hoch. »Deine Mutter erlaubt dir ernsthaft, allein zu bleiben?«
»Sie glaubt, dass du und Beth bei mir seid. Und ich zähle auf euch, dass ihr nicht petzt«, fügte Ivy hinzu.
Lacey warf Tristan einen Blick zu.
»Ich seh da kein Problem«, redete Ivy weiter. »Ich hätte das Haus zur Abwechslung gern mal für mich. Außerdem hab ich so viel Zeit, um für das Festival zu üben -und Ella leistet mir Gesellschaft.«
»Aber Ella kann dich nicht beschützen«, protestierte Tristan.
»Mir gefällt einfach der Gedanke nicht, dass du das ganze Wochenende vor dich hinbrütest«, erklärte Su-zanne.
»Außerdem ist dieses Haus zu groß und zu einsam«, fügte Beth hinzu.
»Hör auf sie, Ivy«, drängte Tristan.
»Ich hab euch beiden erklärt, dass ich nicht zum Juni-per Lake mitkomme! Ich kann nicht!«
»Das hat was mit Tristan zu tun, stimmt’s?«, fragte Suzanne.
»Ich will nicht darüber reden«, antwortete Ivy.
Es hatte was mit Tristan zu tun. Tristan fielen die Pläne ein, die sie in der Nacht geschmiedet hatten, als er verunglückt war. Ivy hatte ihm erzählt, wie sie sich im Sonnenlicht an der tiefsten Stelle des Juniper Lake treiben lassen würde. »Ich werde auch im Mondschein schwimmen«, hatte sie damals erklärt.
»Im Mondschein?«, hatte er gefragt. »Du würdest im Dunkeln schwimmen?«
»Mit dir schon.«
Lacey berührte Tristan am Arm. »Dieses Mal musst du zu ihr durchkommen.«
Er nickte.
Sie folgten den Mädchen aus dem Laden. Tristan war versucht, sofort in Beths Gedanken zu schlüpfen und sie zu einem Tisch zu führen, wo sie ihren Block hervorholen könnte, aber er wollte ihr nicht zu viele Anweisungen geben. Sonst würde sie vielleicht anfangen, sich zu wehren.
Plötzlich blieb Beth vor dem Schaufenster des Electronic Wizard stehen und Tristan folgte ihrem Blick zu den ausgestellten Computern im Laden.
»Sieh sie dir an. Sieh sie dir an!«, rief Suzanne und stieß Ivy an. »Man könnte echt denken, Beth checkt Jungs aus.«
»Da steht ein Laptop, den ich gern hätte«, erklärte Beth.
Plötzlich trat Lacey schnell hinter sie. Tristan fiel auf, dass ihre Finger nicht mehr schimmerten. Lacey stieß Beth an, sodass diese durch die Tür stolperte und sich überrascht zu Suzanne und Ivy umdrehte. Die beiden folgten Beth in den Laden, Tristan und Lacey liefen hinterher.
»Kann ich euch helfen?«, erkundigte sich ein Verkäufer freundlich.
»Ach, ich schau mich bloß um«, meinte Beth und wurde rot. »Kann ich die Modelle hier ausprobieren?«
Er deutete mit der Hand auf die Computer und entfernte sich.
»Du bist dran, Tristan«, erklärte Lacey.
Beth brauchte nicht lange, um das Textverarbeitungsprogramm zu finden. Tristan musste sich richtig anstrengen, um mit ihr Schritt zu halten und sich zu überlegen, was sie als Nächstes denken würde - denn so hatte es ihm Lacey beigebracht, in die Gedanken anderer zu schlüpfen.
Was mochte wohl jemand, der Geschichten schreibt, sehen, wenn er auf einen leeren Computerbildschirm schaut?, fragte sich Tristan. Einen Film, dem nur noch Gesichter fehlten? Einen Nachthimmel, an dem ein kleiner Stern blinkt, ein Universum, das nur beschrieben werden will?
Möglichkeiten über Möglichkeiten.
All die Wendungen, die die Liebe nehmen kann - und all das Unmögliche in der Liebe.
Beth fing zu tippen an:
Möglichkeiten
Was sah sie, wenn sie nachts zum einsamen schwarzen
Himmel hinaufsah?
Möglichkeiten.
All die Wendungen, die die Liebe nehmen kann, und, ach,
bitteres Herz, all das Unmögliche in der Liebe.
Puh!, dachte Tristan.
Puh!, tippte Beth, dann betrachtete sie den Bildschirm mit zusammengekniffenen Augen.
»Bleib in ihr drin, Tristan«, riet ihm Lacey. »Konzentrier dich.«
Speichern. Löschen.
Ach, bitteres Herz, diktierte Tristan Beth schnell in Gedanken.
Ach, bitteres Herz, einsames Herz, tippte Beth, dann hielt sie inne.
Ihnen fiel beiden nichts mehr ein, dann wurde Tristan klar, wie er anknüpfen konnte: Du solltest nicht allein zu Hause bleiben.
Du solltest nicht allein zu Hause bleiben, tippte Beth.
Allein ist es nicht sicher, dachte er.
Allein ist es nicht sicher, tippte sie.
Dann, bevor er ihr noch eine andere Nachricht schicken konnte,
Weitere Kostenlose Bücher