Loved by an Angel
angeschaut, wie du mir geraten hast.«
»Vielleicht hättest du auf die Zeitung von heute schauen sollen«, bemerkte Lacey spitz. »Es ist Dienstag und fast ein Uhr. Ivy macht gleich Pause.«
Tristan sah zu dem Laden hinüber. Ivy war mit zwei Kunden beschäftigt, einem glatzköpfigen alten Mann,, der einen Supermanumhang anprobierte, und einer Oma mit rosa Korb und Hasenohren. Er wusste, dass Tis the Season Kostüme und Dekoartikel verkaufte - allerdings hinkte das Warenangebot dem Kalender meist hinterher. Die Dunkelheit, die zwei Kunden in ihrer schrägen Aufmachung und die dicke Frau, die sich mit einem Bagel und Kaffee bewaffnet gerade auf Tristan niedergelassen hatte, machten alles ausgesprochen verwirrend.
Lacey tätschelte ihm den Arm. »Ich hab dir gesagt, dass du zu müde bist. Ich hab dich gewarnt.«
»Rück mal ein Stück«, knurrte er. Er konnte das Gewicht der Frau nicht spüren, aber es war ein komisches Gefühl, dass jemand - noch dazu in einem weiten, gestreiften Kleid - auf ihm hockte.
Lacey rutschte rüber und sagte: »Ich muss dir was sagen. Während du in der Dunkelheit warst, habe ich alles Mögliche erledigt.«
»Ich weiß schon.«
Die Montagsausgabe war ihm wegen eines Artikels über Menschen aufgefallen, die sich auf dem Times Square versammelten und ein Bild von Barbra Streisand anbeteten, das auf einer elektronischen Werbetafel flimmerte und auf dem sie in einem pummeligen rosa Engelskörper durch die Gegend flatterte.
»Hat das was mit den Staus auf der zweiundvierzigsten Straße zu tun?«, fragte er.
Diesen Vorfall tat sie mit einer Handbewegung ab.
»Ich hab gelesen, dass die Streisand nun einen Rechts-streit in Betracht zieht und dass die New Yorker Taxifahrer inzwischen -«
»Barbra hätte besser nicht sagen sollen, dass ich mich wie eine Gans anhöre, die Warnschreie von sich gibt. Ich hätte zwar noch ein paar Gesangsstunden vertragen können-«
»Lacey, wie willst du je deinen Auftrag erfüllen?«
»Meinen Auftrag? Heute helf ich dir bei deinem«, erklärte sie und sprang von der Bank.
Tristan schüttelte den Kopf und folgte ihr.
»Ich war Sonntag auf dem Friedhof, um Gregorys Mutter einen Besuch abzustatten«, sagte Lacey, während sie und Tristan sich unter die Einkäufer mischten. »Während ich dort war, kam jemand vorbei, ein großer dürrer Typ mit dunklen Haaren. So um die vierzig, denk ich. Er hat Caroline ein paar Blumen aufs Grab gelegt.«
»Er war schon mal da«, erwiderte Tristan. »Ich hab ihn an dem Tag gesehen, als wir in der Kapelle waren.« Ihm fiel ein, dass er den Besucher - bis er sich schließlich umdrehte - von hinten zunächst für Gregory gehalten hatte. Er konnte das schmerzerfüllte Gesicht des Mannes noch vor sich sehen.
»Wie heißt er?«, fragte sie.
»Keine Ahnung.«
Sie entfernten sich von Tis the Season. Tristan drehte sich noch einmal sehnsüchtig zu Ivy um, aber Lacey marschierte weiter.
»Das sollten wir herausfinden. Vielleicht kann er uns helfen.«
»Helfen, wobei?«, fragte Tristan.
»Herauszufinden, was an dem Abend passiert ist, als Caroline starb.«
Sie blieben vor einem Brunnen stehen, um die Kaskaden herabfallender rosa und blauer Tropfen zu betrachten. Eines Tages, als niemand hinsah, hatte Tristan hier eine Münze ins Wasser geworfen und sich gewünscht, dass Ivy ihn heiraten würde.
»Ich habe Carolines Adresse im Telefonbuch nachgeschlagen«, erzählte Lacey weiter. »Fünfhundertachtundzwanzig Willow Street. Ihr Todesdatum stand auf dem Grabstein. Heute Morgen hab ich hier im Laden die Lieferscheine von diesem Tag überprüft.« Sie redete nicht weiter und sah Tristan erwartungsvoll an.
Als er nichts erwiderte, stichelte sie: »Du bist wirklich ein Engel, Lacey, dass du mir so hilfst!«
»Was hast du herausgefunden?«, fragte er und überhörte ihre sarkastische Bemerkung.
»Zum einen, dass Lillian und ihre Schwester keine Ahnung von Buchführung haben. Aber nachdem ich eine Weile herumgesucht und alles durchgesehen habe, bin ich darauf gestoßen: eine Lieferung am achtundzwanzigsten Mai an eine Mrs Abromaitis in der Willow Street - ohne Angabe der Hausnummer. Ich hab im Telefonbuch nachgeschlagen. Rate mal! - Fünfhundertdreißig.«
»Genau nebenan«, stellte Tristan fest, seine Stimme war nur noch ein Flüstern, er hatte Angst. »Ich wusste es. Ivy hat etwas gesehen.«
»Sieht so aus«, stimmte Lacey zu. Sie fing eine Münze auf, mit der eine Frau nach dem Brunnen zielte, und warf sie zurück. Die Frau
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