Loved by an Angel
schrieb sie weiter: Doch ist mein Herz sicher, wenn ich mit ihm allein bin?
Nein, dachte er.
»Ja«, murmelte Beth.
Nein!
»Ja!«
Nein!
»Ja!« Beth runzelte die Stirn.
Tristan seufzte. Logisch, sie wollte eine gute Liebesgeschichte schreiben, deshalb sollte das Mädchen, das in den Nachthimmel starrte, nicht mehr allein sein. Doch Tristan wollte eine Warnung loswerden. Wenn Ivy mit dem falschen Typen allein war ...
»Stimmt was nicht?«, fragte Ivy.
»Ich hab wieder dieses komische Gefühl«, meinte Beth. »Es ist echt merkwürdig, es kommt nur so vor, als wäre jemand in meinem Kopf und würde mir Sachen diktieren.«
»Oje, ihr Schreiberlinge!«, schnaubte Suzanne.
Ivy beugte sich hinunter, um einen Blick auf den Bildschirm zu werfen. »>Nein! Ja! Nein! Ja!<«, las sie, dann lachte sie traurig. »Es klingt wie am Anfang bei Tristan und mir.«
Ich bin es, Tristan, tippte Beth schnell.
Ivys Lächeln gefror.
Tristan drängte und Beth tippte im Tempo seiner Gedanken: Sei vorsichtig, Ivy. Es ist gefährlich, Ivy. Bleib nicht allein. Ich liebe dich, Tristan.
Ivy richtete sich auf. »Das ist nicht lustig, Beth! Das ist dumm und fies!«
Beth starrte ungläubig auf den Bildschirm.
Suzanne beugte sich über sie, um es zu lesen. »Beth!«, rief sie. »Was soll das? - Ivy, warte!«
Aber Ivy war schon halb aus dem Laden heraus. Suzanne rannte hinter ihr her. Beth starrte auf den Bildschirm und zitterte am ganzen Körper, während Tristan erschöpft aus ihren Gedanken schlüpfte.
»Möchtest du das jetzt ausdrucken?«, fragte der Verkäufer und kam auf sie zu.
Beth schüttelte langsam den Kopf und löschte die Seite. »Dieses Mal nicht«, antwortete sie mit Tränen in den Augen.
Einfach jeder Versuch, den Tristan in dieser Woche unternahm, um mit Ivy Verbindung aufzunehmen, schlug fehl. Noch schlimmer, seine Versuche, sie zu warnen, entfernten sie noch weiter von ihm und allen, denen etwas an ihr lag. Sie ging Beth aus dem Weg, und nun auch Philip - nachdem ihr der kleine Junge erzählt hatte, dass sein Engel ihr ausrichten ließ, sie solle nicht allein bleiben. Tristan hätte es noch einmal über Will versuchen können, aber er wusste, Ivy würde einfach noch eine Mauer errichten, und dieses Mal eine, die umso höher war.
Donnerstagnacht machte er sich zum Friedhof Riverstone Rise auf, wo er sich ein wenig ausruhen wollte, um die traumlose Dunkelheit hinauszuzögern. Dann könnte er das lange Wochenende über Ivy wachen. Auf dem Weg zu seinem eigenen Grab beschloss Tristan, bei Caroline vorbeizugehen und nachzuschauen, ob frische Blumen dort lagen. Vermutlich hatte Lacey recht: Sie mussten herausfinden, wer Carolines Besucher war und was er über ihren Tod wusste.
Tristan schlich den Friedhofsweg entlang, als wäre er noch immer aus Fleisch und Blut und hätte Angst, die friedlichen Toten zu wecken. Im Mondschein wirkten die weißen Steine wie eine kahle Stadtlandschaft: Obelisken ragten wie Wolkenkratzer empor. Mausoleen ähnelten Villen und die niedrigen abgerundeten Grabsteine und die glänzenden Vierecke deuteten Viertel an, in denen gewöhnliche Menschen lebten. Es war eine ruhige und unheimliche Stadt, die Stadt der Toten - meine Stadt, dachte er grimmig. Dann erkannte er den Stein, der eine Ecke der Baines-Familiengrabstätte markierte.
Es war ein gepflegtes Grab mit einigen kunstvollen Statuen - Figuren, die Tristan zu beobachten schienen, als er sich Carolines Grab von hinten näherte. Als er an ihrem Stein vorbeilief, drehte er sich überrascht um. Auf der Rasenfläche lag Eric gegen den Grabstein gelehnt. Es sah aus, als strecke er sich auf einem Bett aus. Seine Arme und Beine hingen kraftlos herunter, sein Kopf war zur Seite gedreht, seine Wange presste sich gegen den Stein. Einen Moment lang war sich Tristan nicht sicher, ob Eric noch atmete.
Als er näher kam und Eric betrachtete, fiel ihm auf, dass seine Pupillen extrem geweitet waren und seine sonst so hellen Augen fast völlig schwarz schienen.
Er atmete nur schwach und murmelte etwas vor sich hin - etwas, das nur für ein völlig zugedröhntes Hirn Sinn ergab.
Tristan überlegte, ob Eric in diesem Zustand zu bestimmten Handlungen in der Lage war. Konnte er aufstehen , konnte er laufen? Wenn in seinem Kopf ein solches Durcheinander herrschte, konnte er dann etwas tun, was er eine Woche später bereuen würde? Tristan ließ seine Finger Gestalt annehmen und strich über Erics Handfläche.
Plötzlich packte Eric seine Finger und
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