lovely toyboy (German Edition)
Zu allem Überfluss ohne Gummi. Das zeugt doch wirklich von meinem mangelnden Verstand. Und so wähle ich, kaum dass ich mein Elternhaus überstürzt verlassen habe und in meinem Auto, hastig die Nummer von Tom in meinem Handy, um von ihm die dringend benötigte Ablenkung zu erhoffen, während ich ganz langsam ein klein wenig Erleichterung verspüre.
„Hey Sunnyboy, alles frisch?“, begrüßt er mich, wie fast immer, gut gelaunt und nimmt mir direkt noch etwas der Anspannung.
„Hast du gesoffen?“, bin ich über seine Betitelung doch sehr erstaunt und kann es kaum erwarten eine seiner grandiosen Erklärungen, die er grundsätzlich auf Lager hat, zu erfahren.
„Na was? Du hast unserm kleinen Neuankömmling gehörig den Kopf verdreht, Alter. Sobald der deinen Namen hört fängt er an, heller als die Sonne zu strahlen. Er hat auch schon ganz diskret nachgefragt, ob du vielleicht zufällig auf Jungs stehst und einen Freund hast. Ach und wo wir grad dabei sind, wir gehen nachher alle ins Kino. Spätvorstellung. Benjamin ahauch“, trällert er das letzte Wort geradezu und lässt mich nur mit dem Kopf schütteln. Tom ist manchmal echt schlimmer als ein Kleinkind und seine gute Laune passt irgendwie so gar nicht zu meiner Stimmung.
„Ey, lass mich bloß mit deinem Scheiß in Ruhe. Du hast sie doch nicht mehr alle“, kommt mir Toms Andeutung aber doch eigentlich wie gerufen, weil ich so meinen Frust wenigstens an ihm auslassen kann.
„Sind wir heute wieder empfindlich, oder was?“, ist er natürlich direkt alarmiert und lässt mich nur resignierend aufseufzen.
„Okay, wer fährt?“, lenke ich deshalb lieber ein, bevor ich es mir noch mit meinem besten Freund verscherze, weil ich das gerade überhaupt nicht gebrauchen kann und Ablenkung vielleicht die allerbeste Alternative für mich scheint und stimme ihn damit offenbar direkt wieder versöhnlich.
„Benjamin“, flötet er schon wieder und schiebt „wir sind um zehn bei dir“ hinterher, ehe wir uns vorerst voneinander verabschieden.
Kapitel 6
Punkt zehn klingelt es an meiner Wohnungstür und Tom erfasst, kaum dass ich herausgetreten bin, mit einem einzigen Blick meinen, immer noch schwermütigen Zustand. Weshalb bei ihm sofort sämtliche Alarmglocken läuten und er mich kurz zurück in meine Wohnung drängt.
„Was ist los, Alter? Ich dachte seit gestern geht es wieder aufwärts. Aber irgendwie siehst du alles andere als danach aus“, kann er seine Besorgnis natürlich nicht für sich behalten und lässt mich nur schwer aufseufzen. Weil ich ihm doch eigentlich mit meinen Problemen nicht mehr auf den Sack gehen wollte. Schon gar nicht, wenn es sich dabei auch noch um Vico handelt. Da dieses Thema Tom sowieso ein Dorn im Auge ist. Doch was bleibt mir jetzt anderes übrig, wo ich so auf die Schnelle keine passende Ausrede parat habe, die ihm erklärt warum ich augenscheinlich so mitgenommen wirke. Da bleibt mir ja nur die Wahrheit. „Der tolle Architekt, den meine Eltern sich da geholt haben… hab ich dir doch erzählt… das… ist Vico“, kommen mir meine Worte selbst kaum glaubwürdig vor und wenn ich heute Nachmittag nicht selber in den „Genuss“ gekommen wäre, ihm leibhaftig gegenüberzustehen, dann würde ich mir selber nicht glauben. Womit Tom sich scheinbar auch schwer tut.
„Wie, das ist Vico? Der ist doch erst sechsundzwanzig. Wie geht denn das? Du hast doch gesagt deine Eltern hätten sich einen Architekten gesucht der auf Monate ausgebucht ist. Vico hat nicht mal fertig studiert“, kann ich Toms Zweifel an meiner Information durchaus verstehen und frage mich zwangsläufig, wieso und woher er plötzlich soviel über Vico weiß. Allerdings hake ich vorerst nicht nach, weil ich das Thema Vico am liebsten so schnell wie möglich wieder vergessen würde. Oder besser gesagt verdrängen, denn vergessen scheint ja nicht so wirklich zu funktionieren, wie man an dem heutigen Aufeinandertreffen unschwer erkennen konnte.
„Ja was weiß ich denn? Fakt ist, er ist der Architekt und ich… ich… ach scheiße, man… können wir jetzt endlich gehen? Die anderen warten doch unten“, bringe ich es nicht über mich, meinem besten Freund mehr von dem Nachmittag zu erzählen und versuche es schlicht wieder einmal mit Flucht.
„Du was?“, will Tom natürlich sofort alarmiert wissen und gönnt mir somit keinen Aufschub, weshalb ich kaum verständlich „ich hab ihn gefickt“ zwischen meinen Zähnen herauspresse und Toms Blick umgehend
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