Lovers (German Edition)
Kaffee in einen Becher, und helfe dann Kenneth, die dampfenden Schüsseln mit Rührei, die Körbe mit bunten Stoffservietten und frischem Toast und die kleinen Teller mit Butter und Marmeladengläser ins Esszimmer zu tragen.
Wir haben uns gerade hingesetzt, jeder hat sich Orangensaft eingegossen und den Teller beladen, als Jack reinkommt. Er ist unrasiert, wie es oft früh morgens der Fall ist bei ihm. Ich habe das immer sexy gefunden. Aber heute früh scheint es nur noch zu der dunklen Aura beizutragen, die ihn umgibt. Seine Augen sind sturmumwölkt. Er schaut mich nur einmal finster an, und ich schaue weg. Ich ertrage es nicht, dass er böse auf mich ist. Und wenn ich darüber nachdenke, fällt mir nichts ein, was ich getan haben könnte. Aber das ist eine Lüge. Ich bin schon wieder einfach verschwunden. Ich bin sicher, wenn wir später allein sind, darf ich mir deshalb Vorwürfe anhören.
Alleine. Mit Jack.
Ich erbebe und kaschiere es, indem ich einen Bissen Toast nehme. Die Erdbeermarmelade ist so süß in meinem Mund, dass sie die Bitterkeit übertüncht, die von meiner eigenen Dummheit erzeugt wird.
Jack ist sehr schweigsam, während er isst. Die meiste Zeit nippt er am Kaffee und brütet vor sich hin. Er schiebt die Eier und den Speck auf seinem Teller hin und her. Ich mache im Grunde dasselbe. Ich frage mich, ob er wirklich auf mich sauer ist, oder ob er ein Problem damit hat, dass Audrey heute Nacht nicht zurückgekommen ist. Ich erinnere mich an das, was er gesagt hat. Dass es ihn manchmal noch immer stört, wenn sie ihn ignoriert. Mein Magen verkrampft sich zu einem kleinen, festen Knoten. Vielleicht ist er ja eifersüchtig auf die Zeit, die sie mit Charles verbringt. Vielleicht bedeutet die letzte Nacht ja mir mehr als ihm, und das, was ich auf seinem Gesicht, in seinen Augen zu sehen geglaubt habe, war nichts, nur die üblichen postkoitalen Glückshormone.
Ich will nicht, dass er sie will. Aber verdammt, ich will sie immer noch, irgendwie. Also wie kann ich ihm das zum Vorwurf machen?
Mir dreht sich schon wieder der Kopf.
Er entschuldigt sich und steht vom Tisch auf, ehe wir zu Ende gefrühstückt haben.
“Welche Laus ist ihm denn über die Leber gelaufen?”, fragt Leo und stopft sich eine ganze Scheibe Toast auf einmal in den Mund.
“Ach, sei still, Leo”, ermahnt Viviane ihn, ganz Mutter für uns alle. “Vielleicht ist er einfach verkatert.”
“Tja, das glaub ich nicht”, meint er und starrt mich an.
Ich frage mich, ob er Bescheid weiß. Hat er uns gestern Abend gesehen? Selbst wenn, sollte mir das eigentlich nichts ausmachen. Jack und ich sind beide erwachsen und machen nichts falsch. Mir kommen nur wieder meine alten Gewohnheiten ins Gehege. Ich habe eben das Gefühl, von allen verurteilt zu werden. Leo ist es wahrscheinlich ziemlich egal, wer mit wem schläft, er ist einfach nur neugierig. Ich verhalte mich wirklich paranoid.
Mir ist der Appetit vergangen, aber ich warte, bis alle aufgegessen haben und aufstehen. Ich will Jack nicht so schnell folgen.
Aber natürlich will ich genau das. Ich will hinter ihm herrennen und ihm erklären, warum ich nachts verschwunden bin. Will ihn anflehen, mir zu vergeben. Ihn bitten, mich wieder mit in sein Cottage zu nehmen und mich um den Verstand zu vögeln. Bis ich nicht mehr denken kann. Das scheint ja die einzige Möglichkeit zu sein, um meinen Frieden zu finden.
Ich zwinge mich, noch beim Abräumen zu helfen und die Spülmaschine einzuräumen. Wische alle Arbeitsflächen in der Küche ab, nachdem Patrice und Kenneth schon draußen auf der Terrasse sitzen und Leo zum Duschen nach oben verschwunden ist. Als ich mir die Hände an einem Geschirrhandtuch abtrockne, tritt Viviane neben mich und fragt leise: “Geht es dir gut, Tina?”
“Was? Ja. Alles super. Mir geht’s gut.”
Sie umfasst mein Kinn mit der Hand. “Bist du sicher?”
Ich bin entsetzt, als ich bemerke, wie mir Tränen in die Augen treten. Aber ich schüttle den Kopf und dränge sie zurück.
“Ach, Süße”, sagt Viviane. Ihre großen, braunen Augen sind ganz weich vor Sorge.
“Nein, mir geht’s wirklich gut, versprochen. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.”
Sie starrt mir ziemlich lange ins Gesicht, während ich die Tränen wegblinzle. Schließlich sagt sie: “Du kannst jederzeit mit mir reden, das weißt du.”
“Ich weiß. Ich glaube … Ich muss einfach einen klaren Kopf bekommen. Herausfinden, was ich wirklich will. Und auch, was ich nicht
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