Lovers (German Edition)
will.”
“Tapferes Mädchen. Ich bin so froh, dass du jetzt für dich einstehst und selber auf dich aufpasst.” Viviane lächelt mich an, und ich erwidere das Lächeln.
“Ja, ich glaube, das tue ich wirklich. Obwohl ich eigentlich mehr das Gefühl habe, als würde ich ziellos herumstolpern.”
“Du musst einfach eine Richtung wählen und drauflosmarschieren, Süße.”
“Ich versuch’s.”
“Du schaffst das schon. Ich habe da vollstes Vertrauen in dich.”
Ich lache, und schon wollen mir die Tränen wieder in die Augen schießen, aber ich dränge sie zurück. “Das ist so ziemlich das Netteste, was mir jemand bisher gesagt hat.”
“Ich meine das auch so, Tina.” Sie lächelt erneut und streichelt meinen Rücken. “Willst du mit an den Strand kommen zum Schreiben? Oder brauchst du heute etwas Zeit für dich? Ich kann dich bei den anderen entschuldigen, wenn du willst.”
“Vielleicht … ja, ich sollte mir etwas Zeit für mich nehmen.”
“Ist gut. Du weißt ja, wo du uns findest.”
Ich nicke. Viviane verschwindet nach oben und lässt mich in der Küche allein. Noch immer hängt der Essensgeruch im Raum, und das morgendliche Sonnenlicht ist golden und warm. Ich schenke mir mehr Kaffee ein und trinke ihn, während ich an der Anrichte lehne. Gedankenverloren schaue ich aus dem Fenster.
Draußen bewegen sich die langen Blätter der Eukalyptusbäume in der Brise, nur ein zartes Flattern, das sie wie ein Mauer aus grünen, weißen und braunen Schmetterlingen aussehen lässt. Mein Bauch ist mit demselben Flattern erfüllt.
Es ist mir unmöglich, nicht an ihn zu denken. Ich will ja, und doch wieder nicht. Ich will die Erleichterung spüren, weil ich einfach meinen Gedanken nachgehen kann, ohne mir Sorgen machen zu müssen, was das alles bedeutet: sein Verhalten oder meins. Und zugleich will ich mich ganz in diesen mädchenhaften Fantasien verlieren, in denen Jack mich küsst und mir sagt … Ja, was sagt er mir? Dass er mich liebt?
In Gedanken verspotte ich mich und nehme noch einen Schluck Kaffee. Die heiße Flüssigkeit verbrennt meine Zunge, und ich spucke einen Teil auf die Arbeitsplatte.
Mein Herz hämmert.
“Scheiße”, sage ich leise.
“Ist doch nur Kaffee”, sagt Jack hinter mir.
“Scheiße”, wiederhole ich und wirble zu ihm herum. “Du hast mich erschreckt.”
“Tut mir leid.”
Doch Jack sieht nicht so aus, als täte es ihm leid. Er sieht wütend aus. Wütend und auf eine dunkle Art sexy, aber jetzt noch viel mehr als vorhin. Die Wut steht ihm gut.
“Du bist verärgert”, stelle ich fest.
“Da hast du verdammt recht, ich bin ärgerlich.”
Ich hasse es, dass er jetzt so verdammt schön ist. Seine Augen sind ein dunkelgrünes Blitzen, und sein voller Mund unter dem Bartschatten ist fest zusammengekniffen. Sein Kinn wirkt schärfer und kantiger. Und ein Teil von mir will ihn jetzt einfach nur küssen, denn er wäre nicht ärgerlich, wenn es ihm egal wäre, dass ich verschwunden bin. Der Schmerz in meinem Bauch löst sich und das Flattern ist wieder da.
Gott, ich bin total am Ende.
“Sag mir, warum du so wütend bist, Jack.”
“Du willst, dass ich dir sage, warum ich wütend bin, Bettina? Also gut, ich sag’s dir.”
Er kommt auf mich zu und stellt sich direkt neben mich. Er ist so nahe, dass ich den Sex an ihm riechen kann. Unsere beiden Aromen, die sich von der letzten Nacht noch auf seiner Haut vermischen, nach Schweiß und unseren Säften.
Ich kann nur stumm zu ihm aufblicken und warten. Dieser Geruch hat mich vor Verlangen willenlos gemacht, in Sekunden.
Er fährt mit einer Hand durch seine dunklen Haare, und ich sehe, wie er tief durchatmet.
“Ich bin sauer, weil das hier Scheiße ist. Richtiger Mist. Ich bekomme diese Scheiße von Audrey. Es ist mit dir dasselbe wie mit ihr. Das Vögeln, und dann stiehlt sie sich mitten in der Nacht davon.”
“Ich habe mich nicht davongestohlen”, widerspreche ich.
“Hast du nicht?”
“Ich …”
“Hör damit auf, Bettina.”
Plötzlich erwacht auch in mir die Wut. Eine ungewohnte, aber starke Welle erfasst mich. “Du hörst damit gefälligst auf, Jack. Was erwartest du denn von mir? Ich bin nicht Audrey. Ich bin auch nicht wie du. Ich bin diese Sache mit diesem Gelegenheitssex nicht gewohnt. Ich verstehe die Regeln nicht. Soll ich etwa so tun, als sei alles perfekt und schön, nur weil wir Sex haben? Dass es für mich in Ordnung ist, wenn ich nicht weiß, ob du mich am nächsten Tag überhaupt noch
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