Lovesong
könnt. Ich muss wieder da raus und die nächste Nummer ansagen. Adam, wir sehen uns, hoffe ich. Du solltest öfter mal nach L. A. kommen. Ein bisschen Farbe im Gesicht würde dir nicht schaden.« Sie schlenderte davon und zwinkerte Bryn zum Abschied zu.
Schweigend standen wir eine Zeit lang nebeneinander. Ich bot Bryn eine Zigarette an. Sie schüttelte den Kopf, dann sah sie mich mit diesen unglaublich grünen Augen an. »Wir haben dich übrigens verarscht, falls du es nicht gemerkt haben solltest.«
»Klar, logo, hab ich mir schon gedacht.«
Sie zuckte mit der Schulter, und die Sache war ihr kein bisschen peinlich. »Ich hab Brooke gestanden, dass ich dich ganz interessant finde, also hat sie das in die Hand genommen. Sie und ich, wir sind uns in der Hinsicht recht ähnlich.«
»Verstehe.«
»Und, stört dich das?«
»Wieso sollte es mich stören?«
»Na ja, die meisten Kerle da draußen fänden das gar nicht komisch. Schauspieler sind in der Regel entweder total unsicher, oder sie sind schwul.«
»Ich gehör hier nicht dazu.«
Darüber musste sie schmunzeln. Dann sah sie sich meine Jacke an. »Bist du denn ein Deserteur oder so?«
»Hast du Angst, dass sie mir die Hunde auf den Hals hetzen?«
»Schon möglich, aber wir sind hier in L. A. Deshalb jagt dich allenfalls eine Meute süßer kleiner Chihuahuas in Designerhandtaschen. Die können dir nicht viel anhaben. Darf ich dir Gesellschaft leisten?«
»Möchtest du das? Willst du denn nicht lieber im Stillen trauern, dass dir der Award für den besten Kuss entgangen ist?«
Sie sah mir direkt in die Augen, so als hätte sie den Witz verstanden, und das gefiel mir. »Ich beschränke Küsse lieber auf das Privatleben.«
Alles, was ich wollte, war, in die Limousine zu steigen, die draußen auf uns wartete, und ins Hotel zurückfahren. Doch stattdessen fuhr ich mit Bryn. Sie gab ihrem Chauffeur kurzerhand für den Rest des Abends frei, schnappte sich den Schlüssel zu ihrem riesigen SUV und fuhr mit mir von Universal City aus den Berg runter in Richtung Küste.
Wir rasten den Pacific Coast Highway entlang zu einem Strand namens Point Dunne, der nördlich der Stadt lag. Unterwegs hielten wir an, um eine Flasche Wein und Sushi zu besorgen. Als wir endlich am Strand ankamen, hatte dichter Nebel sich über das tintenschwarze Wasser gesenkt.
»Typischer sommerlicher Kälteeinbruch«, meinte Bryn und zitterte in ihrem kurzen, schulterfreien schwarz-grünen Kleidchen. »Erwischt einen jedes Jahr eiskalt.«
»Hast du denn kein Sweatshirt dabei oder so?«, erkundigte ich mich.
»Hätte nicht zu meinem Outfit gepasst.«
»Hier, nimm das.« Ich reichte ihr meine Jacke.
Überrascht zog sie die Brauen hoch. »Oh, ein echter Gentleman.«
Wir saßen am Strand und tranken den Wein direkt aus der Flasche. Sie erzählte mir von dem Film, den sie soeben abgedreht hatte, und von dem Dreh, der kommenden Monat beginnen würde. Außerdem war sie gerade dabei, sich zwischen zwei Drehbüchern zu entscheiden. Eines von ihnen wollte sie mit ihrer eben gegründeten Firma produzieren.
»Du bist also grundsätzlich ein eher fauler Mensch, wie?«, fragte ich im Spaß.
Sie lachte. »Ich bin in einem Dreckskaff in Arizona aufgewachsen. Meine Mom hat mir mein ganzes Leben lang nur gepredigt, wie hübsch ich doch sei und dass ich doch Model oder Schauspielerin werden sollte. Sie hat mich kein einziges Mal draußen spielen lassen – und das in Arizona! –, weil sie nicht wollte, dass ich mir meinen Teint ruiniere. Deshalb dachte ich immer, ich hätte keine Talente, abgesehen von einem hübschen Gesicht.« Sie drehte sich zu mir und sah mir direkt in die Augen, und in dem Moment entdeckte ich das kluge Funkeln darin. Und in der Tat, sie hatte ein sehr hübsches Gesicht, das musste ich zugeben.
»Nun ja, wie auch immer, mein Gesicht ebnete mir letztendlich den Weg nach Hollywood oder, besser gesagt, zur Flucht. Aber leider ist Hollywood nicht viel besser. Alle halten mich für die naive Unschuld, ein hübsches Gesicht, nichts weiter. Aber ich weiß, dass ich mehr bin als das. Wenn ich also beweisen will, dass ich auch Köpfchen hab, wenn ich ganz nach oben will, dann muss ich mir ein Projekt suchen, mit dem ich es schaffe. Und ich hab das Gefühl, dass ich eher eine Chance habe, wenn ich auch als Produzentin auftrete. Es geht eigentlich in erster Linie um Kontrolle. Ja, am liebsten wäre es mir, wenn ich alles kontrollieren könnte.«
»Klar, aber manche Dinge kann man nicht
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