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Lovesong

Titel: Lovesong Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf die ich keinerlei Anrecht habe.
    Mia sieht auf und wirkt auf einmal beschämt. »Tut mir leid. Manchmal vergesse ich total, dass nicht jeder en détail über die Welt der klassischen Musik Bescheid weiß. In der Welt der Klassik ist er jedenfalls eine ziemliche Berühmtheit.«
    Na und? Meine Freundin ist dafür im Rest der Welt total berühmt, denke ich im Stillen. Ob sie wohl über Bryn und mich Bescheid weiß? Aber man müsste den Kopf schon irgendwo in den Wolken haben, um noch nicht von uns beiden gehört zu haben. Oder man müsste sich absichtlich sämtlichen News über mich verweigern. Vielleicht reicht es aber auch, wenn man eine klassische Cellistin ist, die keine Klatschblätter liest. »Klingt ja großartig, der Typ«, sage ich.
    Selbst Mia entgeht mein Sarkasmus offensichtlich nicht. »Nicht so berühmt wie du natürlich«, fügt sie deshalb hinzu, und ihre Begeisterung verwandelt sich in Verlegenheit.
    Ich erwidere nichts darauf. Einen Augenblick ist es totenstill, nur der kontinuierlich dahinfließende Verkehr auf der Straße ist zu hören. Und dann knurrt Mias Magen wieder und erinnert uns daran, dass wir in den Garten getrieben wurden, obwohl wir eigentlich ganz woanders hinwollten.

7
    Komischerweise haben Bryn und ich uns eigentlich über Mia kennengelernt. Na ja, besser gesagt ging es um ein paar Ecken. Im Grunde war die Singer-Songwriterin Brooke Vega schuld. Shooting Star sollten ursprünglich am Tag von Mias Unfall als Vorband von Brookes früherer Band Bikini spielen. Als man mich dann nicht zu Mia auf die Intensivstation lassen wollte, war Brooke ins Krankenhaus gekommen, um das Personal dort für mich abzulenken. Leider ohne Erfolg. Und das war das letzte Mal gewesen, dass ich Brooke gesehen hatte, bis zu jener verrückten Zeit nach dem Tag, an dem Collateral Damage Platinstatus erreicht hatte.
    Damals waren Shooting Star wegen der MTV Movie Awards in L. A. Einer unserer früheren Songs, den wir nie veröffentlicht hatten, war für den Soundtrack zu dem Film Hello, Killer ausgewählt worden, und der war jetzt in der Kategorie »Bester Song« nominiert. Wir gingen leer aus.
    Doch das war egal. Die MTV Awards waren ja nur eine unter vielen Preisverleihungen, bei denen wir reihenweise Auszeichnungen absahnten. Erst ein paar Monate zuvor hatten wir einen Grammy als »Bester Neuer Akt« und einen weiteren für unseren Song »Animate« in der Kategorie »Song des Jahres« entgegengenommen.
    Es war schon seltsam. Man möchte doch meinen, dass ein Platinalbum, ein paar Grammys und Video Music Awards das Größte für einen sind, aber je erfolgreicher wir waren, umso unheimlicher wurde mir das Ganze. Da waren Mädchen, Drogen, Arschkriecher und ein Megahype – ein Hype, der kein Ende mehr nahm. Wildfremde Menschen – nicht einfach nur Groupies, sondern selbst Leute aus der Musikindustrie – kamen auf mich zugerannt, als wären wir uralte Freunde, küssten mich auf beide Wangen, nannten mich »Darling«, steckten mir Visitenkarten zu und flüsterten mir Angebote für Filmrollen oder Werbeauftritte in Spots für japanisches Bier ins Ohr, die nicht mehr als einen Tag in Anspruch nehmen, dafür aber Millionen einbringen würden.
    Ich packte das alles nicht. Gleich nach unserem Auftritt bei den Movie Awards verschwand ich aus dem Gibson-Amphitheater und begab mich in den Raucherbereich. Ich plante gerade meine Flucht, als Brooke Vega auf mich zukam. Hinter ihr sah ich ein Mädchen, das mir entfernt bekannt vorkam. Sie hatte langes schwarzes Haar und grüne Augen so groß wie Untertassen.
    »Wenn das nicht Adam Wilde ist«, sagte Brooke und umarmte mich heftig. Brooke war seit Neuestem solo unterwegs und hatte gerade mit ihrem ersten Album Kiss This ähnlich abgeräumt wie wir, weshalb wir uns in letzter Zeit immer wieder mal bei Preisverleihungen über den Weg liefen. »Adam, darf ich dir Bryn Shraeder vorstellen? Vielleicht kennst du sie ja eh schon; die heiße Braut ist für den »Best Kiss Award« nominiert. Hast du diese gigantische Kussszene in The Way Girls Fall gesehen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, tut mir leid.«
    »Ich hab gegen einen Vampir-meets-Werwolf-Kuss verloren. Lesben-Action sorgt heutzutage längst nicht mehr so für Furore wie früher«, warf Bryn unbewegt ein.
    »Das war nicht fair!«, rief Brooke dazwischen. »Ihr hättet beide einen Preis verdient. Eine Schande ist das. Aber ich lass euch jetzt mal allein, damit ihr gemeinsam eure Wunden lecken und euch kennenlernen

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