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Lovesong

Titel: Lovesong Kostenlos Bücher Online Lesen
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hinzuhalten, und schon ist man sie wieder los. Aber in den meisten Fällen kommt man vom Regen direkt in die Traufe.
    »Hey, Adam. Wo ist denn Bryn?«
    Ich setze meine Brille auf und beschleunige meinen Schritt, auch wenn es dafür längst zu spät ist. Dann bleibe ich stehen und trete auf die Ninth Avenue, die voller Taxis ist. Mia geht einfach weiter den Block runter und labert ununterbrochen in ihr Handy. Die alte Mia hat Handys gehasst, und sie hasste Leute, die damit in der Öffentlichkeit telefonieren und zudem die Gesellschaft einer Person missachten, indem sie einen Anruf von jemand anderem entgegennehmen. Die alte Mia hätte nie so etwas wie schrecklich unhöflich gesagt.
    Ich überlege, ob ich sie einfach so laufen lassen soll. Der Gedanke, in ein Taxi zu springen und zurück ins Hotel zu fahren, bevor sie überhaupt bemerkt, dass ich nicht mehr hinter ihr bin, scheint mir irgendwie verlockend. Soll sie sich doch ausnahmsweise mal fragen, wo ich abgeblieben bin.
    Doch leider sind die Taxis alle besetzt, und fast so, als hätte sie meine Misere riechen können, wirbelt Mia nun herum und sieht mich, sieht, wie der Fotograf auf mich zukommt und mir mit der Kamera vor der Nase herumfuchtelt wie mit einer Machete. Sie blickt zurück auf die Ninth Avenue, der Lawine an Fahrzeugen hinterher. Geh weiter, bitte geh einfach weiter, flehe ich sie im Stillen an. Wenn du dich mit mir zusammen fotografieren lässt, dann nehmen die dich und dein Leben auseinander. Also geh bitte um Himmels willen weiter.
    Doch Mia kommt auf mich zu, nimmt mich am Handgelenk, und obwohl sie einen ganzen Kopf kleiner und über zwanzig Kilo leichter ist als ich, fühle ich mich plötzlich beschützt und dank ihrer Anwesenheit sogar sicherer, als ob ich einen Leibwächter hätte. Sie marschiert geradewegs auf die geschäftige Straße und hält den Verkehr auf, indem sie die Hand hebt. Ein Pfad tut sich vor uns auf, ganz wie bei den biblischen Israeliten, bei deren Auszug aus Ägypten sich das Rote Meer teilte. Sobald wir auf der anderen Straßenseite angelangt sind, schließt sich die Lücke wieder, denn die Ampel ist auf Grün gesprungen, und die ganzen Autos rasen gleichzeitig los. Der stalkende Paparazzo bleibt allein auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig zurück. »Es ist schier unmöglich, jetzt ein Taxi zu ergattern«, meint Mia. »Sämtliche Shows auf dem Broadway sind gerade zu Ende.«
    »Ich hab höchstens zwei Minuten Vorsprung vor dem Typen. Selbst wenn wir ein Taxi kriegen, verfolgt der uns bei dem Verkehr mühelos zu Fuß.«
    »Mach dir keine Gedanken. Dort, wo wir hingehen, kann er uns nicht folgen.«
    Sie eilt zwischen den Menschenmassen hindurch, die breite Straße runter, während sie mich vor sich herschiebt und mich von hinten abschirmt. Dann biegt sie ab in eine dunkle Seitenstraße, eine reine Wohngegend. Auf halber Strecke blockabwärts verändert sich die Umgebung plötzlich, und statt der Ziegelwohnhäuser ist nun ein eingezäuntes Gelände voller Bäume zu sehen, dessen Zufahrtstor mit einem Vorhängeschloss versehen ist, für das Mia wie durch Zauberei auf einmal den Schlüssel in der Hand hält. Mit einem lauten Klicken springt das Schloss auf. »Hinein mit dir«, weist sie mich an und zeigt auf eine Hecke, hinter der sich ein Pavillon befindet. »Versteck dich da drinnen, ich sperr schnell noch ab.«
    Ich komme ihrer Aufforderung nach, und eine Minute später ist sie bei mir. Hier drinnen ist es stockfinster, nur eine Straßenlaterne spendet spärlich Licht. Mia legt einen Finger auf die Lippen und deutet mir an, in die Hocke zu gehen.
    »Wo ist er denn verdammt noch mal abgeblieben?«, höre ich jemanden von der Straße her fluchen.
    »Er ist da lang«, antwortet eine weibliche Stimme, eindeutig New Yorker Akzent. »Ich schwör’s.«
    »Und wo ist er dann?«
    »Vielleicht in dem Park da?«, meint die Frau.
    Jemand rüttelt am Tor, und der Lärm hallt durch die Gartenanlage. »Es ist verschlossen«, sagt der Mann. Trotz der Dunkelheit kann ich erkennen, dass Mia grinst.
    »Vielleicht ist er ja drübergeklettert.«
    »Quatsch, das Tor ist mindestens drei Meter hoch«, erwidert der Kerl. »Über so einen Zaun klettert man nicht einfach so drüber.«
    »Glaubst du, er hat übernatürliche Kräfte?«, meint die Frau nun. »Du könntest doch rein und gucken, ob er da ist.«
    »Ach, soll ich mir vielleicht meine neue Armanihose ruinieren? Nein, alles hat seine Grenzen. Außerdem sieht es nicht so aus, als ob da

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