Lovesong
großartig. Männer würden morden, um mit ihr zusammen zu sein, sie wären stolz darauf, mit ihr ein Kind haben zu dürfen.
Nur dass gleich von Anfang an, schon in dieser Phase, in der man nicht genug voneinander bekommen kann, eine unsichtbare Mauer zwischen uns stand. Zunächst versuchte ich sie noch einzureißen, aber allein einen einzigen Riss zu bewirken kostete mich bereits endlos viel Mühe. Und dann verlor ich die Kraft, es weiter zu versuchen. Ich suchte nach simplen Rechtfertigungen. So sind Beziehungen zwischen erwachsenen Menschen nun mal, so fühlt sich Liebe nun mal an, wenn man bereits ein paar Kriegsverletzungen davongetragen hat.
Vielleicht gelingt es mir deshalb nicht, zu schätzen, was wir beide miteinander teilen. Und wahrscheinlich gehe ich auch aus diesem Grund mitten in der Nacht, wenn ich nicht schlafen kann, raus, um dem Plätschern des Filters im Pool zu lauschen und dabei über den ganzen Mist nachzudenken, der mich an Bryn stört. Und dabei ist mir eigentlich vollkommen klar, dass das alles nur nebensächliche Dinge sind – dass sie mit ihrem BlackBerry neben dem Kopfkissen schläft, dass sie mehrere Stunden am Tag trainiert, dass sie sich jede Kleinigkeit notiert, die sie isst, und dass sie sich strikt weigert, von einem einmal gefassten Entschluss oder von einem Terminplan abzuweichen. Und mir ist auch klar, dass da tausend gute Dinge an ihr sind, die diese negativen Aspekte ausgleichen. Sie ist so großzügig wie ein Ölbaron und loyal wie ein Pitbull.
Ich weiß, dass es nicht leicht ist, mit mir zusammenzuleben. Bryn meint immer, ich sei zurückhaltend, abweisend, kühl. Sie wirft mir – je nach Laune – vor, ich sei eifersüchtig auf ihre Karriere, ich sei nur rein zufällig mit ihr zusammen, ich würde sie betrügen. All das ist nicht wahr. Seit wir ein Paar sind, hatte ich nichts mehr mit einem Groupie; ich wollte es ganz einfach nicht.
Immer wieder versuche ich ihr zu erklären, dass ein Teil des Problems auch die Tatsache ist, dass wir so gut wie nie an ein und demselben Ort sind. Wenn ich nicht gerade im Studio oder auf Tour bin, dann ist Bryn bei einem Dreh oder auf einer ihrer endlosen Pressereisen. Was ich ihr in dem Zusammenhang jedoch verschweige, ist, dass ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, mehr Zeit mit ihr gemeinsam zu verbringen. Denn es ist nicht unbedingt so, dass alles toll ist, wenn wir uns im selben Raum befinden.
Manchmal, wenn Bryn ein paar Gläser Wein getrunken hat, behauptet sie, dass es Mia ist, die zwischen uns steht. »Wieso gehst du nicht einfach zurück zu ihr, zu diesem Gespenst?«, fragt sie mich provozierend. »Ich hab keine Lust mehr, mich mit ihr messen zu müssen.«
»Keine kann sich mit dir messen«, sage ich dann und küsse sie auf die Stirn. Und das ist nicht mal gelogen. Denn mit Bryn kann wirklich keine konkurrieren. Und dann versichere ich ihr jedes Mal, dass es nicht an Mia liegt; dass es an überhaupt keinem anderen Mädchen liegt. Bryn und ich, wir leben gefangen in einer Seifenblase, mitten im Scheinwerferlicht, ständig unter Druck. Kein Paar würde das aushalten.
Ich schätze aber, wir wissen beide, dass ich nicht ehrlich bin. Und die Wahrheit ist, dass ich Mias Geist tatsächlich nicht entkommen kann. Wenn sie nicht gewesen wäre, dann wären Bryn und ich auch niemals ein Paar geworden. Denn auf unerklärliche, ja unmögliche Weise wollte das Schicksal, dass Mia Teil unserer gemeinsamen Geschichte ist, und nun leben wir inmitten des Scherbenhaufens, den sie uns hinterlassen hat.
8
Die Klamotten gepackt, nach Goodwill geschickt,
Ich habe mich verabschiedet, oben auf dem Hügel.
Das Haus ist leer, die Möbel vertickt,
Bald verschwindet dein Geruch, es bleibt nichts als Schimmel.
Weiß nicht, weshalb ich anrufe, denn niemand hebt ab.
Weiß nicht, weshalb ich singe, denn niemand hört zu.
»Disconnect«, Collateral Damage, Song Nummer 10
Schon mal diesen Witz von dem Hund gehört, der sein Leben lang den Autos hinterherrennt, bis er schließlich eins fängt und dann nicht weiß, was er damit anfangen soll?
Tja, irgendwie habe ich wohl Ähnlichkeit mit diesem Hund.
Denn hier bin ich nun endlich allein mit Mia Hall, etwas, wovon ich schon seit mehr als drei Jahren geträumt habe, und jetzt? Ja, was jetzt?
Wir sitzen in dem Diner, das offensichtlich von Anfang an ihr Ziel gewesen ist, irgendeine Bude drüben auf der anderen Seite der Stadt. »Es gibt hier einen Parkplatz«, erklärt Mia mir, als wir dort
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