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Luc - Fesseln der Vergangenheit

Luc - Fesseln der Vergangenheit

Titel: Luc - Fesseln der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ross
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nicht und rede bitte etwas leiser.«
    Wieder lachte sie auf, dämpfte aber den Laut sofort mit der Hand vor dem Mund. Der mörderische Blick, mit dem er sie bedachte, verfehlte seine Wirkung völlig. »Hast du Hunger?«
    Sein Magen antwortete mit einem unüberhörbaren Knurren und wieder lachte sie leise. »Das Essen kommt sofort. Wie möchtest du essen: europäisch oder afghanisch?«
    »Wenn ich die Wahl habe, bitte ein Steak, medium, mit Pommes und dazu ein Heineken.«
    »Das meinte ich nicht, du kannst dir nur aussuchen, ob du am Tisch essen möchtest oder auf Kissen.« Ihrer Stimme war anzuhören, dass sie mit aller Kraft ihr Lachen unterdrücken musste. Luc zwang seine Lider endgültig auseinander und riss sie im nächsten Moment weiter auf. Der einzelne Stuhl hatte Gesellschaft von einem weiteren und einem einfachen Tisch bekommen und neben der Matratze waren diverse Sitzkissen auf einem verblassten, aber dicken Teppich drapiert worden. In einer Mauernische stand auf einem Vorsprung in Hüfthöhe ein Gaskocher, daneben einige Schüsseln, die als Ersatz für ein Waschbecken dienten.
    Ein wohliges Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit, das überhaupt nicht zu seiner Situation passte und das er vorsichtshalber auf die Aussicht auf etwas Essbares nach tagelangem Verzicht auf Nahrung schob.
    Jasmin schien auf einen Kommentar zu warten, aber er konnte seine widersprüchlichen Gedanken nicht in Worte fassen. Vielleicht war sein Misstrauen gegenüber Hamids Angebot ungerechtfertigt, aber zusätzlich hatte das Ganze etwas Häusliches, das ihn nicht kaltließ. »Die Kissen sind in Ordnung. Was machst du hier eigentlich?« Das kam viel schroffer herüber, als er geplant hatte. »Entschuldige, so war das nicht gemeint. Ich bin froh über deine Gesellschaft, aber ich dachte, du hättest als Ärztin genug zu tun.«
    Ihre Miene entspannte sich bei seinem offenen Eingeständnis wieder. »Auch Ärzte haben ein Recht auf eine Mittagspause. Draußen ist es viel zu heiß, darum kümmere ich mich zuerst um meinen momentan schwierigsten Patienten.«
    »Das ›schwierig‹ hinterfrage ich nicht.« Er bedachte den Arztkoffer, den Rucksack und das Notebook neben den Matratzen mit einem vielsagenden Blick. »Das sieht so aus, als wäre das hier für die nächsten Tage unser gemeinsames trautes Heim.«
    Ein undefinierbarer Ausdruck huschte über ihr Gesicht. »Ich hatte Hamid darum gebeten und er hat es erlaubt. Wenn es dich stört, dann kann ich auch in Hamids Haus oder im Auto schlafen, aber hier hätte ich mehr Platz und wäre gleich da, falls du mich brauchst.«
    Zum Thema ›brauchen‹ hatte er einige Ideen, die nicht das Geringste mit medizinischer Notwendigkeit zu tun hatten. Er räusperte sich, um seine plötzlich staubtrockene Kehle wieder zum Funktionieren zu bringen. »Natürlich geht das in Ordnung. Ich dachte nur … ich habe … ach, vergiss es.« Eine derartige Unsicherheit war ihm fremd, allerdings hatte er sich auch nie zuvor in einer solchen Situation befunden.
    Schwerfällig stemmte er sich auf die Ellbogen hoch und nahm dann den Rest in Angriff. Es klappte bereits wesentlich besser als bei seinem ersten Versuch und ohne nennenswerte Probleme erreichte er die Kissen. Unwillkürlich blickte er zu der weit offen stehenden Tür, aber Jasmin erriet seine Gedanken. »Denk nicht mal daran. Wenn die Sonne hinter den Bergen verschwunden ist und die Temperaturen deutlich unter vierzig Grad liegen, kannst du raus. Vorher nicht, wenn du keinen Ärger mit mir riskieren willst. Und ehe du auf dumme Gedanken kommst: Auf dem Notebook sind meine Patientendaten, einiges an Fachliteratur und ein paar Spiele, die Karte für den Internetzugang liegt im Wagen. Er würde dir also nichts nützen.«
    Wut machte sich in ihm breit, die er mühsam im Zaum hielt. »Dann sieh zu, dass sie in drei Tagen dort auch noch liegt, im Moment ist dein Computer vor mir sicher.«
    Ihre Wangen färbten sich bei seiner scharfen Antwort rot, aber das hatte sie verdient. Niemand stellte sein Wort grundlos und ungestraft in Frage.
    Das Geräusch sich nähernder Schritte sorgte für eine willkommene Abwechslung. Eine junge Frau, die ein Tuch nur nachlässig um ihren Kopf geschlungen hatte, betrat das Haus, in den Händen ein Fladenbrot und eine flache Schüssel, aus der Dampf und ein verlockender Geruch aufstieg. Obwohl sich sein Magen bei dem Duft schmerzhaft zusammenzog, galt Lucs Aufmerksamkeit der Frau, die mit ihren ebenmäßigen, filigranen

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