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Luc - Fesseln der Vergangenheit

Luc - Fesseln der Vergangenheit

Titel: Luc - Fesseln der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ross
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Gesichtszügen, der zarten Sonnenbräune und den braungrünen Augen eine wahre Schönheit war. Zu einer westlichen Jeans trug sie ein weites, buntes Oberteil und ein Tuch, das ihre schwarzen Locken eher betonte als vor neugierigen Blicken verbarg. Ohne Scheu musterte sie ihn prüfend und lächelte dann. »Das klingt, als ob es dir besser geht. Ich bin Alima, Hamids Frau.«
    Allmählich gewöhnte Luc sich an die freundliche Art der Leute und die vertraute Anrede. »Hamid hat bei der Auswahl der Mutter seines Sohnes einen erlesenen Geschmack bewiesen. Mein Name ist Luc und ich bin laut Aussage meiner Ärztin zurzeit ihr größter Quälgeist.«
    Alima lachte hell auf und auch Jasmin hatte Probleme, ihre missmutige Miene beizubehalten. Die Ärztin seufzte übertrieben laut. »Männer sind eine Strafe.«
    Hamids Frau quittierte die Klage mit einem Lächeln. »Sei lieber dankbar, dass er ein Mann ist. Wäre dir ein wimmernder Feigling lieber? Esst, ehe es kalt wird, ich stelle lieber sicher, dass mein Sohn keinen Blödsinn macht. Wir haben bestimmt noch Gelegenheit, uns zu unterhalten.«
    Sie bewegte sich so grazil wie eine Ballerina, aber aus gutem Grund sah Luc ihr nicht nach. Ihm war nicht entgangen, dass Jasmin seine Reaktion genau beobachtete. Nicht umsonst war er mit einer Schwester aufgewachsen und wusste, wann es besser war, auf weibliche Empfindlichkeiten Rücksicht zu nehmen. »Irgendwas stimmt mit dem Land nicht, wenn sich in den Bergen die schönsten Frauen verbergen.« Das war zwar etwas dick aufgetragen und Jasmin verdrehte die Augen, aber dennoch freute sie sich offensichtlich über sein verstecktes Kompliment, auch wenn sie dies sorgfältig verbarg.
    »Alima hat recht. Wir sollten das Essen nicht kalt werden lassen.«
    »Wie lange war ich eigentlich bewusstlos? Mir kommt es zum Essen noch etwas früh vor.«
    »Knapp vier Stunden. Das ist nur der späte Mittagssnack, das eigentliche Essen des Tages wird serviert, wenn die Sonne untergegangen ist.«
    Wie es in traditionellen, afghanischen Familien üblich war, platzierte Jasmin die Schale und das Brot inmitten der Kissen. Wenn sie ihn damit testen oder verunsichern wollte, lag sie falsch. Die Sitten und Gebräuche kannte er seit frühester Kindheit und hatte keine Schwierigkeiten, ohne Besteck zu essen. Ein Stück abgerissenes Brot diente ihm als Löffelersatz und er nutzte konsequent seine rechte Hand, um den Schüsselinhalt in den Mund zu befördern.
    Alima war nicht nur eine Schönheit, sondern auch am Herd ein Genie. Die Kombination unterschiedlicher Gewürze war ein Geschmackserlebnis und versetzte ihn zurück in seine Kindheit. Jasmins Überraschung und ihre wiederholten, verstohlenen Blicke amüsierten ihn. Ihr Umgang mit dem Brot als Besteckersatz war zwar in Ordnung, aber meilenweit von seiner eigenen Routine entfernt. Als sie die Schärfe mit einem Schluck Wasser milderte und mit der linken Hand, die bei Afghanen als unrein galt, ein Stück Fleisch vorm Sturz auf den Boden bewahrte, konnte er sich ein Grinsen nicht länger verkneifen.
    Sie vergaß den Balanceakt mit dem Brot und sah ihn mit einem Anflug von Neid an. »Du bist kein Afghane.«
    »War das eine Frage oder eine Feststellung?«
    »Weiß ich noch nicht, aber keine Ausbildung der Welt bringt einen Europäer oder Amerikaner dazu, die Sprache so fließend zu sprechen oder so zu essen.«
    »Die Sprache beherrschst du doch auch wie eine Einheimische, nur beim Essen würde dir etwas Übung guttun. Du musst das Brot mehr biegen oder gleich die Finger zu einer Wölbung formen.«
    Sie funkelte ihn aufgebracht an, war aber ehrlich genug, zu nicken und seinen Rat zu befolgen. »Klappt tatsächlich. Wie blöd, dass sie alle zu höflich waren, mich auf meine Ungeschicklichkeit hinzuweisen.«
    Eine Zeitlang aßen sie schweigend, aber Luc spürte, dass Jasmin mit ihren Gedanken woanders war. Er hatte mit weiteren Fragen gerechnet und überlegte, was sie beschäftigte. Unvermittelt schob sie ihm das restliche Brot zu. »Wenn du magst, nimm es. Ich habe genug.«
    Das Angebot nahm er, ohne zu zögern, an.
    »Du hast mir keinen Anlass gegeben, an deinem Wort zu zweifeln. Der Hinweis auf mein Notebook war überflüssig. Tut mir leid.«
    Die Entschuldigung kam unerwartet. »Du kennst mich nicht, daher kann ich dir keinen wirklichen Vorwurf machen.«
    Unerwartet kühl nickte sie. »Stimmt, daher kann ich auch nur hoffen, dass du nichts ausnutzt, was du hier erfährst.«
    Ratlos erwiderte er den kalten Blick.

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