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Luc - Fesseln der Vergangenheit

Luc - Fesseln der Vergangenheit

Titel: Luc - Fesseln der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ross
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Deutschen misstrauisch werden.«
    »Danke für den Tipp, darauf wären wir alleine nie gekommen. Was glaubst du eigentlich, wer wir sind? Natürlich harmlose Bauern und Ziegenhirten.« Als ob der Afghane sie gerufen hätte, trabte eine Ziege gemächlich vorbei, sah die Männer kurz an und zog meckernd weiter.
    Gleichzeitig fingen sie an zu lachen. »Okay, du hast mich überzeugt, Kalil.«
    Wesentlich später als geplant kehrte Luc in das Haus zurück, das er sich mit Jasmin teilte. Sie lag zusammengerollt auf der Seite und rührte sich nicht, als er sich vorsichtig neben sie legte. Kaum hatte er sich ausgestreckt, wälzte sie sich auf die andere Seite. »Wo warst du?«
    Ihre Augen blieben geschlossen und ihre Stimme klang ungewohnt heiser. Zärtlich hauchte er ihr einen Kuss auf die Stirn. »Nur mit Kalil etwas um die Häuser gezogen. Alles in Ordnung. Schlaf weiter.«
    »Gut.« Sie stieß noch einen zustimmenden Laut aus und kuschelte sich an ihn, während er gegen das aufsteigende Lachen ankämpfte. Das klang, als ob er lediglich mit Scott ein paar Stunden in der Strandkneipe versackt wäre. Mit den wirren Locken, die ihre hohen Wangenknochen umspielten, und dem leicht geöffneten Mund sah sie im silbernen Mondlicht wie eine Göttin aus, verführerisch und unerreichbar zugleich. Die Versuchung, sich mit einigen leidenschaftlichen Stunden von seiner ungewissen Zukunft abzulenken, war übermächtig, widersprach aber leider seinen Prinzipien. Ihm gebührte eindeutig eine Auszeichnung für seine Zurückhaltung. Seufzend zog er sie enger an sich und schloss die Augen.

8
    Eine Hand berührte Luc vorsichtig an der Schulter und eine aufgeregte Frau redete auf ihn ein, die eindeutig nicht Jasmin war, das begriff Luc, obwohl er sich noch vor wenigen Sekunden im Tiefschlaf befunden hatte. Schlagartig war er hellwach, als er die Schlüsselworte »Jasmin braucht dich« heraushörte.
    Er fuhr hoch und starrte Alima verständnislos an. »Noch mal von vorne bitte.«
    »Hast du zufällig Ahnung von Erster Hilfe oder eine Sanitäterausbildung?«
    »Ja.«
    »Dann komm schnell. Kalil hilft Jasmin sonst, aber der ist heute früh weggefahren, Hamid und die anderen sind unterwegs und Jasmin braucht Hilfe. Sofort.«
    Jetzt machte es sich bezahlt, dass er sogar seine Schuhe zum Schlafen anbehalten hatte. Nur nebenbei registrierte er, dass sein Kreislauf den schnellen Aufbruch mitmachte und lediglich sein Magen gegen das Auslassen des Frühstücks und das ausgefallene Abendessen knurrend protestierte. Alima sprintete durch das Dorf, aber er hielt mühelos mit. Im Gegensatz zu ihr war er nur geringfügig außer Atem, als sie vor einem Haus stehen blieb. Die neugierigen Blicke einiger Männer und Frauen ignorierte er ebenso wie die Ziegen, die ihnen hastig ausgewichen waren.
    Wortlos und nach Atem ringend zeigte sie auf die Haustür.
    Im Inneren war es kühler, durch die Vorhänge auch dunkler, nur eine Fläche war mit Hilfe zweier tragbarer Scheinwerfer extrem hell ausgeleuchtet. »Verdammt.«
    Jasmin kniete neben einem Mädchen mit einer blutenden Wunde im Oberkörper.
    »Was kann ich tun?«
    Sie ignorierte seine Frage und führte eine Sonde in die Verletzung ein. Geduldig wartete Luc auf ihre Anweisung, er wusste von ihrem Teamsanitäter, dass Mediziner ihre eigenen Prioritäten setzten oder eher setzen mussten. Statt nachzufragen oder das Mädchen durch falsche Maßnahmen zu gefährden, nutzte er die Zeit, Jasmin zu beobachten. Bisher hatte er sie lachend und nachdenklich erlebt. Die gut verborgene Traurigkeit in ihren Augen hatte seinen Beschützerinstinkt geweckt und alles an ihr eine bisher nie empfundene Leidenschaft. Jetzt sah er eine weitere Seite von ihr, die erschreckend vertraut war. Nicht nur ihre Kleidung, die aus einem schwarzen Top und einer olivfarbenen Hose bestand, erinnerte ihn an seine Männer. In ihrem Gesicht erkannte er die gleiche Konzentration und Entschlossenheit, die jeder von ihnen im Gefecht hatte. Und nichts anderes war dies für Jasmin: Der Kampf um das Leben des Kindes.
    Sie legte das Instrument an und sah ihn flüchtig an. »Kannst du Infusionen legen? Ich brauche sofort die beiden neben meiner Tasche. Ich muss die Blutung stoppen und kann mich nicht darum kümmern.«
    »Bei Erwachsenen bekomme ich es hin.« Ohne weitere Zeit mit Erklärungen oder Fragen zu verschwenden, suchte Luc alles zusammen, was er brauchte und zögerte dann. Die Nadel war im Vergleich zu dem zarten Kinderarm beängstigend groß und

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