Luc - Fesseln der Vergangenheit
aber an deinem Ton gegenüber vorgesetzten Offizieren solltest du noch arbeiten.«
Erst jetzt bemerkte Chris ihn. »Oh verdammt. Boss. Luc … Wieso … ?« Der junge SEAL musterte Luc, als ob er eine Erscheinung wäre, dann schien er endlich überzeugt zu sein und auf seinem von Sommersprossen übersäten Gesicht zeigte sich das übliche Grinsen. »Oh Mann, bin ich froh dich zu sehen.« Der herzhafte Schlag auf den Rücken hätte Luc fast in die Knie gehen lassen.
Jetzt hatte auch Timothy, der Sanitäter ihres Teams, sie erreicht. »Bist du verrückt geworden, Chris? Mensch, Boss, wo kommst du denn her?« Zum zweiten Mal huschte der Strahl einer Taschenlampe über ihn hinweg und verharrte auf seinen Handgelenken. »Das sieht nicht gut aus und du hast etliche Kilos verloren. Sonst noch etwas, das ich wissen müsste? Bis zum Heli sind es fünf oder sechs Kilometer über unwegsames Gelände. Bekommst du das hin?«
Luc rollte demonstrativ mit den Augen. »Glaubst du, ich bin mit einem Taxi bis hierher gekommen? Da werde ich kaum auf der Zielgeraden zusammenbrechen. Was macht ihr hier? Ich dachte, ihr liegt längst wieder am Pazifik.«
Chris drängte Timothy zur Seite. »Ohne dich und Scott gehen wir nirgends hin. Wir haben gehört, dass die Deutschen einen Suchtrupp losschicken, und ganz freundlich unsere Hilfe angeboten.«
Erstmals mischte sich Andi wieder ein. »Über das ›freundlich‹ könnte man sich streiten, aber wir konnten Hilfe gebrauchen. Wo bleibt Matz mit unserem Gast? Allmählich reicht es mir hier. Mike, frag nach, was da los ist.«
Die Nachfrage über Funk erfolgte noch auf Englisch, aber die Antwort übermittelte Mike seinem Boss wiederum auf Deutsch. »Der Kerl erfüllt echt jedes Klischee. Sie mussten eine Pause machen, bis er wieder Luft bekam. Aber nun erreichen sie unseren Standort jeden Moment, obwohl es vielleicht besser gewesen wäre, ihnen entgegenzugehen.«
»Besser vielleicht, aber zu durchsichtig. Weiteres Vorgehen wie geplant.«
Die Deutschen sprachen absichtlich leise, dennoch hatte Luc jedes Wort verstanden. Auch Chris hatte zumindest die Frage mitbekommen und verzog den Mund, als ob er Zahnschmerzen hätte. »Die Deutschen hätten den Kerl besser irgendwo in den Bergen erschießen und vergraben sollen. Kannst du dir vorstellen, dass Timothy explodiert ist?«
Ihr Sanitäter war für seine unerschütterliche Ruhe bekannt und Luc hatte es bisher nicht erlebt, dass jemand oder etwas ihn aus der Fassung gebracht hatte. Das würde interessant werden. »Von wem redet ihr?«
»Der Kerl heißt Melton und gehört zur CIA . Er hat darauf bestanden, uns zu begleiten, obwohl er definitiv hinter einen Schreibtisch gehört. Der Typ ist echt die Pest, hat aber genug Macht, um durchzusetzen, dass er mitkommt. Obwohl Andi auch einigen Einfluss hat, konnte er den Idioten nicht loswerden. Ich habe keine Ahnung, was der hier draußen überhaupt will.«
Er brauchte nicht lange zu warten. Zwei weitere Männer näherten sich ihnen. Einer war wie die Deutschen und die SEAL s mit einem schwarzen Kampfanzug bekleidet und bewaffnet und erkennbar genervt. Der andere trug eine Jeans, über einem Sweatshirt eine Weste mit zahlreichen Taschen und einen Rucksack.
Anders als zuvor Chris ging der Mann langsam und sich immer wieder umsehend auf Andi zu. Abschätzend betrachtete er Luc, wandte sich jedoch zunächst an den Deutschen. »Und jetzt kommt vermutlich die Geschichte, dass sie rein zufällig über DeGrasse gestolpert sind. Oder haben Sie mir etwas Besseres zu bieten, Major?«
Die ersten Sekunden ihres Zusammentreffens reichten, dass Luc der Einschätzung seiner Männer zustimmte. Neben ihm atmete Mike scharf ein und Chris sog zischend Luft durch seine Zähne. Obwohl Melton sich an Andi gewandt hatte, übernahm Luc die Antwort: »Da Sie anscheinend wissen, wer ich bin, können Sie auch mich fragen. Ich bin über die KSK -Soldaten gestolpert und nicht umgekehrt. Verraten Sie mir, wer Sie sind?«
»Das ist im Moment nicht wichtig. Mich interessiert nur, wo Sie sich die letzten Tage aufgehalten haben. Wo sind Sie festgehalten worden?«
Das Verhalten des Mannes verschlug Luc fast die Sprache. »Wie bitte?«
»Ich denke, dass Sie mich verstanden haben. Sie können uns später erklären, wieso Sie hier durchs Gebirge spazieren und ungewöhnlich gut behandelt worden sind. Jetzt will ich wissen, woher Sie kommen.«
Luc ballte die Hand zur Faust, zwang sich jedoch zur Ruhe. Ehe er antworten konnte, schob
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