Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luc - Fesseln der Vergangenheit

Luc - Fesseln der Vergangenheit

Titel: Luc - Fesseln der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ross
Vom Netzwerk:
aber sie machte sich einen Spaß daraus, ihn abzulenken und seine Hand immer wieder auf Abwege zu bringen. Jeder Laut, den die beiden von sich gaben, fuhr Jasmin direkt ins Herz. Erst als die Frau sich am Reißverschluss des Mannes zu schaffen machte, kam Jasmin wieder zur Besinnung. Ihre Knie waren zu weich, um den Weg zurück ins Wohnzimmer zu schaffen. Langsam ließ sie sich an der Wand hinabgleiten und starrte, die Pistole in der Hand, ins Leere.
    Es musste ihr endlich gelingen, normal weiterzuleben und die Erinnerung an die wenigen Stunden mit Luc aus ihrem Gedächtnis zu verbannen. Jedes Mal, wenn sie glaubte, einen Schritt weiter zu sein, geschah etwas, das sie wieder zurückwarf. Immer noch hörte sie sein Versprechen, dass sie sich wiedersehen würden.
    Mit einem dumpfen Poltern landete die Waffe auf dem Boden und sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. In diesem teuren, überwiegend von Ausländern bewohnten Stadtviertel hatte sie eine sichere Unterkunft, in der Stadt eine Aufgabe und in den Bergen Menschen, die sie liebten. Das musste reichen.
    Sie kannte die Mentalität und Vorgehensweise ihrer Feinde und war sicher, dass hier der letzte Ort war, wo man sie suchen würde. Ihr Onkel hatte ihr einmal geraten, dass es kein besseres Versteck als die Öffentlichkeit gab, und bisher hatte sich seine Weisheit bewahrheitet.
    Tief durchatmend machte sie sich gedanklich eine Liste mit den Dingen, die sie noch erledigen musste. Damit würde sie genug zu tun haben, bis der Tag zu Ende war und eine weitere Nacht auf sie wartete, in der sie sich unruhig umherwälzte.
    Kalil hatte ihr über diverse Umwege eine erstaunlich hohe Summe zukommen lassen und ausdrücklich betont, dass es sich um eine Gegenleistung für Ausgaben handelte, die Jasmin in der Vergangenheit übernommen hatte. Das sah sie anders und sie würde das Geld sinnvoll und vor allem unauffällig ausgeben, um weitere Dinge für das Dorf zu besorgen. Wenn Kalil davon erfuhr, würde er verdammt sauer reagieren. Der Gedanke an den Streit zwischen ihnen, der sicher kommen würde, ließ sie lächeln. Sie freute sich schon auf die hitzige Auseinandersetzung, die sie natürlich für sich entscheiden würde. Aber zunächst musste sie ihre Ansprechpartner in den Kliniken durch Bitten oder Bestechungsgelder dazu bringen, ihr medizinische Ausrüstungsgegenstände und Medikamente zu überlassen.
    Mit neuer Energie konzentrierte sie sich darauf, eine Liste der Dinge zu erstellen, die sie am dringendsten benötigte. Während sie auf ihrem Notebook die ständig wachsende Aufstellung bearbeitete, ließ sie sich in einem kleinen Fenster die Nachrichten von CNN anzeigen. Vielleicht würden die Berichte von den anderen Brennpunkten der Welt sie ausreichend von Luc ablenken, der bei der Überlegung, wie viele Infusionsnadeln sie noch besaß, sofort wieder in ihrem Hinterkopf auftauchte. Seufzend angelte sie mit dem Fuß nach dem flachen Karton unter ihrem Schreibtisch und wollte sich an eine Inventur der vorhandenen Spritzen und Kanülen machen, als der CNN -Moderator eine Live-Schaltung nach Mexiko ankündigte.
    Der Bericht eines amerikanischen Reporters, der eine Spezialtruppe der Polizei bei einer Razzia begleitete, zog sie dermaßen in den Bann, dass sie ihre eigentliche Aufgabe vergaß. Gespannt verfolgte sie die Annäherung der Polizisten an eine herrschaftliche Villa inmitten einer beeindruckenden Parkanlage. Die Botschaft verstand sie sofort: Der Reporter wollte den Zuschauern zeigen, wo die eigentlichen Drahtzieher der Drogenszene saßen. Nach einer geflüsterten Anweisung zoomte der Kameramann die Flotte von Luxuslimousinen dichter heran und konzentrierte sich danach auf eine Poolanlage, die den Direktor eines Fünf-Sterne-Hotels neidisch gemacht hätte. Die Stürmung der Villa und die Auseinandersetzung der Beamten mit einer Brigade schwer bewaffneter Leibwächter war spannender als jeder Krimi.
    Mehr als einmal duckte sich Jasmin unwillkürlich, wenn Kugeln den Reporter und den Kameramann knapp verfehlten. Die beiden mussten Nerven wie Drahtseile haben, trotz der gefährlichen Situation blieben die Bilder scharf und die Stimme des Reporters ruhig und sachlich, wodurch der Bericht noch eindringlicher wurde. Jasmin hielt vor Schreck den Atem an, als ein schwarz gekleideter Mann mit einer Machete auf den Reporter losging. Statt zurückzuweichen, blockte er den Angriff gekonnt ab und schlug den Leibwächter nieder. Den Kopf in den Nacken gelegt rief er lächelnd einem

Weitere Kostenlose Bücher