Luc - Fesseln der Vergangenheit

weitere Vorgehen ist dann nicht über die offiziellen Kanäle angeleiert worden, sondern Jim hat irgendwelche Strippen gezogen. Da ich seine unorthodoxen Methoden kenne und schätze, habe ich sein Vorgehen nicht weiter hinterfragt. Es geht schneller, wenn du direkt mit den Deutschen sprichst, als wenn ich jetzt bei Jim anrufe. Drüben beim Hindernisparcours wartet Daniel Eddings auf dich. Kennst du ihn?«
    »Klar kenne ich Doc, jedenfalls flüchtig. Aber ist der nicht schon seit Jahren in Deutschland stationiert? Es gibt einige, die viel von ihm halten, und einige, die ihn aus seiner Zeit in Coronado kennen, die das genaue Gegenteil von ihm sagen. Auf mich machte er einen guten Eindruck.«
    Sichtlich zufrieden nickte Hector. »Damit liegst du richtig. Rede mit ihm. Wenn du ihn überzeugst, bist du einen wichtigen Schritt weiter. Du kannst ihm uneingeschränkt vertrauen, seine Schwester und er sind wie eigene Kinder für mich.«
    Damit bekam die Bemerkung des Jungen vom Parkplatz eine neue Bedeutung, die Luc zum Schmunzeln brachte. Der Schwarzhaarige musste demnach der Mann von Daniels Schwester sein. »Dann bist du Opa Hector und hast Mirko den Motor des Triumph erklärt.«
    »Opa Hector? Mensch, hau ab, ehe ich es mir anders überlege. Ich hatte keine Ahnung, dass du den Jungen schon kennengelernt hast. Opa … Also, ehrlich.«
    Luc hätte noch einiges zu dem plötzlichen Wandel vom Admiral zum stolzen Großvater zu sagen gehabt, aber das hob er sich für einen späteren Zeitpunkt auf. »Danke, Boss.«

17
    Der Hindernisparcours für die SEAL -Anwärter direkt am öffentlich zugänglichen Strand hatte sich in den letzten Jahren zur reinsten Touristenattraktion entwickelt. Trotz der zweisprachigen Verbotsschilder, die aufgrund ihrer Größe und roten Farbe kaum übersehen werden konnten, traf man dort am Wochenende häufig wohlbeleibte Familienväter an, die vor ihren Söhnen angeben wollten, und dann doch am ersten Hindernis scheiterten. Da ein Zaun aus Kostengründen ausschied und die Zivilisten letztlich nur ihre eigene Gesundheit riskierten, wurden die ungebetenen Besucher geduldet, solange sie die Ausbildung der SEAL s nicht störten.
    Lucs Überraschung, dass der schwarze Triumph dort parkte, hielt sich nach Hectors Bemerkungen in Grenzen. Auf dem Parcours lieferten sich zwei Männer ein erbittertes Duell, während der Junge sie abwechselnd mit witzigen oder fiesen Bemerkungen anfeuerte. Der Blonde wirkte aus der Entfernung wie maximal achtzehn, aber der Eindruck täuschte. Daniel Eddings war nicht nur ein erfahrener SEAL , sondern auch promovierter Arzt. Die Operation während eines Feuergefechts, durch die er seinem Partner im Team das Leben gerettet hatte, war legendär. Der Schwarzhaarige hielt überraschend gut mit, aber dank Daniels Erfahrung hatte er kaum eine Chance, den Wettkampf zu gewinnen.
    Daniel nahm sich die Zeit, Luc beiläufig zuzuwinken, und machte sich dann daran, eine schwankende Strickleiter in Rekordtempo hochzuklettern. Er hatte die Spitze fast erreicht, als Mirkos Vater ihn am Fuß packte und wieder in den Sand beförderte. Fluchend sprang Daniel auf und nahm die Verfolgung auf, um sich am Ende doch knapp geschlagen geben zu müssen.
    Mirko war über Lucs Erscheinen nicht erstaunt, sondern lachte ihn jetzt an und zeigte auf die beiden Männer im Sand. »Das gibt Ärger.«
    Grinsend wehrte der Schwarzhaarige einen angedeuteten Fußtritt von Daniel ab. »Es war deine Idee, dass alle Mittel erlaubt sind.«
    »Das nicht«, beschwerte sich Daniel nach Luft schnappend, aber bereits wieder lächelnd.
    Außer Atem kamen die beiden auf Luc und Mirko zugelaufen. Daniel fasste den Jungen an den Schultern. »Dass eins klar ist, Mirko, moralischer Sieger bin ich, und jetzt weiß ich auch, von wem du das Schummeln geerbt hast. Dein Vater ist kein Stück besser als du.«
    Mirko hielt sich vor Lachen den Bauch. »Und du legst die Wahrheit aus, wie es dir passt. Du hast verloren. Genau, wie Papa angekündigt hat. Viel Spaß nachher beim Kistenschleppen.«
    »Geh du deinen Ball fangen. Wir haben kurz was zu bereden und danach bekommst du einen kostenlosen Vortrag über Fairness.« Daniel schoss Mirkos Fußball Richtung Pazifik und sah dem Jungen lächelnd nach. »Ich liebe ihn. Nur schade, dass er mit seinem Vater so ein Pech gehabt hat. Hey, Luc. Das ist Alexander, der Mann meiner Schwester und normalerweise ein guter Freund. Alexander, das ist Luc, der Teamchef, den Hector vorhin erwähnt hat.«
    Ein