Luc - Fesseln der Vergangenheit
Richtung eines Mannes, der dort mit seinem Sohn Fußball spielte und nun einige Meter zurückweichen musste, parkte er den Porsche direkt neben dem englischen Sportwagen. Eine Diskussion mit einem Militärpolizisten war immer noch besser, als in dieser Situation verspätet bei seinem Vorgesetzten zu erscheinen. Als er ausstieg, rannte der Junge auf ihn zu und betrachtete den Porsche mit andächtigem Staunen. »Hey, Papa. Das wäre doch mal ein Wagen. Der ist noch viel besser als Mamas.«
Mit einem amüsierten Lächeln kam nun auch der Vater näher. »Du solltest dich langsam entscheiden, vorhin war der Triumph noch das einzig wahre Auto für dich.«
»Schon, aber dieser sieht genauso aus wie eins meiner Hot Wheels. Können wir den Triumph nicht hierlassen und so einen mitnehmen?«
Die beiden unterhielten sich auf Deutsch miteinander und ahnten nicht, dass Luc jedes Wort verstand. »Dann musst du ziemlich lange suchen, von dem sind nicht viele gebaut worden«, mischte er sich in ihrer Sprache in das Gespräch ein.
»Hey, sie sprechen ja Deutsch, aber wir können auch Englisch reden. Ich kann das besser als meine Lehrerin. Darf ich mich mal reinsetzen?«
»Klar. Aber Finger weg von den Knöpfen und der Handbremse.«
»Jaja, das sagt Papa mir auch immer. Ich bin doch kein Baby mehr.«
Der Vater des Jungen lächelte erneut und musterte den Porsche anerkennend. »Ich muss meinem Sohn recht geben. Der ist wirklich verdammt gut in Schuss. Haben Sie den selbst restauriert?«
»Ja, mit einem Freund. Und der Triumph gehört Ihnen? Auch ein schönes Auto.«
»Geht so, ziemlich laut und unpraktisch. Er gehört meiner Frau.«
»Dann sollten Sie sich um den Auspuff kümmern. Ich sehe von hier, dass der durch ist.«
Der Junge sprang aus dem Porsche und hatte die letzten Worte noch gehört. »Aber das klingt so richtig gut. Wir lassen das in Hamburg machen, auch wenn Papa sagt, dass der Wagen die Verschiffungskosten nicht wert ist. Damit will er Mama nur ärgern, er weiß ja, wie sehr Mama ihn liebt. Den Wagen meine ich, aber uns natürlich auch.«
Luc biss sich auf die Lippen, um bei der Klarstellung nicht laut loszulachen, und beschränkte sich auf einen unverbindlichen Kommentar: »Mit etwas Pflege wird das ein echtes Schmuckstück.«
»Das hat mein Großvater vorhin auch gesagt. Opa Hector hat mir vorhin den ganzen Motor erklärt und am Ende hatten wir beide ganz schwarze Hände.«
»Himmel, Mirko. Schalte mal einen Gang runter. Du musst hier nicht gleich unsere ganze Familiengeschichte erzählen.« Der Blick des Vaters enthielt eine deutliche Warnung, die bei dem Kind ankam und Luc neugierig machte.
Mit beleidigt vorgeschobener Unterlippe schnappte der Junge sich den Ball. »Ich habe nichts Verbotenes gesagt. Danke, dass ich mir den Wagen ansehen durfte. Das Leder ist klasse und dieser Holzkram auch. Ich heiße übrigens Mirko.«
»Luc. Von Wagen hast du Ahnung. Wenn du keine Lust mehr auf Fußball hast, kannst du dir den noch weiter ansehen, ich muss leider los. War nett, dich kennenzulernen, Mirko.«
Mit einem unverbindlichen Winken verabschiedete Luc sich von den beiden. Der Vater hatte keinerlei Anstalten gemacht, seinen Namen zu nennen, sprach ein absolut akzentfreies Englisch und strahlte etwas aus, das Luc bekannt vorkam. Die Art, wie er seine Umgebung genau im Auge behielt, und seine generelle Zurückhaltung waren typisch für SEAL s und einige ähnliche Berufe. Eine Sekunden lang überlegte Luc, ob der Junge mit seinem Großvater Hector Russel, Lucs Vorgesetzten, gemeint haben könnte. Aber das war ausgeschlossen, da der Admiral keine Kinder hatte. Da er die beiden kaum wiedersehen würde, konnte ihm egal sein, wer oder was der Vater war.
Einladend wies der Admiral auf den Besucherstuhl vor seinem Schreibtisch und wirkte dabei zwar distanziert, aber keineswegs verärgert. »Gut, dass du dich für heute angemeldet hast, sonst hätte ich dich herbitten müssen.«
Lucs Befürchtungen nahmen neue Ausmaße an. »Bekomme ich wenigstens die Chance, meine Sicht der Dinge darzulegen?«
Ohne zu fragen, füllte Hector zwei Gläser mit Mineralwasser und schob ihm eins zu. »Ich unterstelle mal, dass du noch nicht wieder ganz fit bist, ansonsten müsste ich die Frage als Beleidigung auffassen.«
Das saß. Luc spürte, dass sich seine Wangen röteten, und kam sich vor wie ein Schuljunge, der bei seinem Direktor erscheinen musste. Ein kaum merkliches Lächeln spielte um Hectors Lippen. »Zunächst einmal bin ich
Weitere Kostenlose Bücher