Luc - Fesseln der Vergangenheit
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»Drogenfahndung? Ja klar, ihr seit da unten ja auch ganz aktiv«, überlegte Scott laut.
»Stimmt. Bei mir sieht es etwas anders aus. Offiziell bin ich Anwalt an der Wall Street und war hier, um einen großen Firmendeal zum Abschluss zu bringen. Allerdings hatte ich einen kleinen Nebenauftrag, der zu dem passt, was euch interessiert.«
»Du hast draußen Andi und Kalil erwähnt. Wie kommen die ins Spiel?«
»Tja, ohne die Namen hättest du mich wohl kaum reingebeten. Meinen Boss und mich interessieren nicht die kleinen Dealer auf der Straße. Wir sind hinter den großen Unbekannten im Hintergrund her. Häufig findet ihr die als angeblich erfolgreiche Geschäftsleute mit blütenweißer Weste in der besseren Gesellschaft. Diese Typen und natürlich Afghanistan sind mein Aufgabengebiet. Drüben arbeite ich dann häufig mit militärischer Unterstützung.«
»Daher kennst du Andi.«
»Ja, aber dafür muss ich weiter ausholen und euch gleichzeitig etwas klarmachen. Es gibt nur eine Handvoll Leute, die von meiner Tarnung wissen, und so soll es auch bleiben. Es war keine leichte Entscheidung, heute mit euch zu reden, aber ich sagte ja schon, dass wir ein gemeinsames Interesse haben, so dass es sich für alle lohnen könnte. Ich habe in der Vergangenheit häufig mit einem SEAL -Team zusammengearbeitet, dem ich absolut vertraue.« Ein Schatten zog über Joss’ Gesicht, gefolgt von einem flüchtigen Lächeln. »Wir kennen uns auch privat, so habe ich Andi und sein Team getroffen. Es läuft hier also vieles auf der persönlichen Schiene, offizielle Wege sind mir eher egal.«
Luc hätte zu der Verbindung zu den SEAL s und den angesprochenen privaten Kontakten einige Fragen gehabt, aber Joss’ Miene machte deutlich, dass nicht mit Antworten zu rechnen war. Deshalb beschränkte er sich auf eine: »Reden wir über das Team von Daniel Eddings?«
»Exakt. Mein Boss und Mark … « Joss unterbrach sich. »Das ist nicht weiter wichtig. Wenn ich Hilfe brauche, bekomme ich sie dort und manchmal eben auch von der Bundeswehr, dort aber ausschließlich von Andis Team.«
Luc kannte Mark Rawlins, den Teamchef von Daniel, der bei den SEAL s einen legendären Ruf hatte. Die Zusammenarbeit zwischen DEA und SEAL s war eher ungewöhnlich, aber es hatte hin und wieder Gerüchte über Daniels Team und inoffizielle Kontakte nach Afghanistan gegeben. Auch wenn Joss’ Gesicht schmaler war, glaubte Luc eine gewisse Ähnlichkeit zwischen dem DEA -Agenten und Daniels Teamchef festzustellen.
Joss schien zu ahnen, in welche Richtung sich Lucs Gedanken entwickelten. Warnend hob er eine Hand. »Frag nicht weiter, denk nicht mal drüber nach. Das gehört hier alles nicht her. Ihr wisst selbst, dass sich Gerüchte bei Spezialeinheiten schneller ausbreiten als beim Kaffeekränzchen. Ich kann es nicht riskieren, dass sich herumspricht, wer ich bin und was ich tue. Fakt ist, dass ihr in diesem Fall vielleicht Möglichkeiten habt, die Andi oder Daniels Team nicht haben. Wenn das so ist, kommen wir ins Geschäft. Alles andere hat hier nicht zu interessieren.«
Zögernd nickte Luc.
Sichtlich zufrieden fuhr Joss fort: »Wie du vermutet hast, stamme ich ursprünglich aus Afghanistan und betrachte das Land ebenfalls als meine Heimat. Meine Familie hat dort einen gewissen Einfluss, achtet aber auf strikte politische Neutralität. Trotzdem kann ich einige Fäden ziehen, wenn ich jemanden im Visier habe und ausschalten will.«
Vage Erinnerungen an verschiedene Berichte kamen Luc in den Sinn. »Gezielte Ausschaltung von Warlords oder Taliban, die bis über beide Ohren im Drogenhandel stecken?«
Joss lächelte. »Richtig. Und danach hat es fast immer noch ein paar Geschäftsleute in Nachbarländern erwischt. Du hast das System kapiert, nach dem wir arbeiten. Gezielte und fiese Nadelstiche. Die bringen mehr als jede offene Konfrontation, und ihr glaubt gar nicht, welche Türen sich einem Anwalt öffnen, der dafür bekannt ist, ein Händchen fürs Reinwaschen von Vermögen zu haben.«
Die Risiken, die Joss mit seinem Doppelleben und beim Kampf gegen die Drogenbosse einging, übertrafen ihren eigenen Job um ein Vielfaches. »Und wie kommen die Kazim-Brüder ins Spiel?«
Gähnend setzte Joss zu einer Antwort an, leerte aber dann zunächst seine Cola-Dose. »Ich würde eher sagen, dass es der Punkt ist, an dem ihr ins Spiel kommt. Ich kenne die beiden. Sie haben mir letztes Jahr bei einer Sache geholfen und wissen zwar nicht genau, was ich tue, konnten sich
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