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Luca's Rezepte

Luca's Rezepte

Titel: Luca's Rezepte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Fenster, durch die man ins Grüne schaute. Über die kleine Küche kam man dann über zwei Stufen in besagten Garten. Dort wuchs ein stattlicher Maulbeerbaum, der im Sommer Schatten spendete. Ein paar Feigenbüsche - das war es. Fast wie bei uns in Fano. Das Bild unseres Innenhofes tauchte plötzlich vor mir auf.
    »Sie ist super!«, bestätigte ich fast neidisch.
    »Denke ich auch...«
    Wir saßen auf zwei abgenutzten Plastikstühlen unter der Maulbeere, Wasser in unseren Gläsern und sahen durch die beiden Fenster in das Innere der Wohnung.
    »Wenn du Geld brauchst, für Möbel oder so, kann ich dir was vorschießen.«
    »Super. Ich bin zur Zeit ziemlich blank.«
    Ich musste daran denken, wie er mir bei der Abreise aus Fano den Umschlag zugesteckt hatte. Wenn es drauf ankam, war Renzo immer für mich dagewesen.
    »Was ist eigentlich aus dem Bild von dir geworden, das bei Antonio hing...«
    Ich weiß nicht, warum ich die Frage genau in diesem Moment stellte, aber sie kam mir in den Sinn und musste gestellt werden. Vielleicht, weil es gut in seine neue Wohnung gepasst hätte oder auch in die unsere.
    »Steht bei Ricardo im Lager«, antwortete er belegt, und ich spürte, dass ihm das Thema immer noch sehr nachhing. Doch warum auch immer, ich bohrte weiter.
    »Wie lange wart ihr eigentlich zusammen?«
    »... Zu-sammen ...« Er dehnte das Wort, während er nachdachte und sein Blick etwas verloren in die Baumkrone wanderte. »Das war nicht so, wie bei dir und Shiro, weißt du...« Er lächelte. »...Zusammen... Ich war oft bei ihm... Zusammen... dazu ist es eigentlich nie gekommen...«  
    Ich sah ihn groß und fragend an.
    »Verstehst du nicht...?«, fragte er irritiert. »...Da war nichts. Nicht so . Er war mein Mentor... er war einfach für mich da, hat an mich geglaubt und, ja , ich habe ihn geliebt, auf eine Weise... sehr sogar... aber... da lief nichts...«  
    »...Ach... äh...«
    Ich war beschämt. Wie simpel war mein Denken, dass ich bei Liebe und bei Lorenzos Verzweiflung über Antonios Tod, automatisch davon ausging, dass die beiden unweigerlich im Bett gelandet waren. Aber ich hatte eine solche Form von Liebe auch noch nie erlebt. Und wieder zeigte mein Bruder eine Seite von sich, die mich überraschte, mich ihm ein Stück näher brachte und die mich vor allem mit Respekt erfüllte.
    »Eine solche Liebe habe ich noch nicht erlebt...«, echote ich meine Gedanken.
    Renzo wirkte überrascht.
    »Du hast gedacht...?«
    Ich nickte.
    Er nickte.
    Wir lächelten uns an, prosteten uns mit dem Wasser zu und wussten nicht recht, was wir sagen sollten.
    »Warst du in ihn verliebt?«, fragte ich schließlich nach.
    » Ver liebt? Nein!«  
    »Aber es sind Männer , die...«  
    »Ja klar, da gibt es keinen Zweifel...«
    »Und...? Warst du schon mal verliebt...?«
    Nun grinste er breit. »Sonst wüsste ich es ja wohl nicht, oder?«
    War ja eigentlich logisch.
    »Klar...«, antwortete ich dünn. »...Logisch...«
    Dann, nach einiger Zeit.
    »Wie war das bei Shiro und dir?«
    »Wie meinst du das?«
    »Na, warst du gleich verliebt in ihn?«
    Noch nie hatte ich darüber gesprochen, und darum wusste ich zunächst überhaupt nicht, was ich dazu sagen sollte.
    »Er hat sich in mich verliebt...«
    Renzo wartete einfach nur ab.
    »Und dann... irgendwie habe ich es dann begriffen, dass es bei mir genau so war«
    »Dass du in ihn verliebt warst?«
    »Ja, genau.«
    »Vorher war da nie was? Eine Ahnung oder so...?«
    »Küche halt...« Ich hob die Schultern und lächelte. »Nein, keine Ahnung. Wie war das bei dir? Wann hast du`s gemerkt?«
    »Gemerkt? Das ist lange her, aber ich hab es nicht wahrhaben wollen. Ich dachte, dass sich das wieder gibt, dass es nichts mit mir zu tun hat. Ich hatte auch Angst. Ich wollte es auch einfach nicht. Ich fand’s... ja...irgendwie krank...«
    Ich verstand genau, was er meinte, es war so vertraut. Und ich dachte an Shiro, der mir damals diese Angst genommen hatte. So jemanden hatte Lorenzo wahrscheinlich nicht gehabt. Da musste er alleine durch. Wie immer eigentlich. Ich warf ihm einen liebevollen Blick zu, und er sah, dass ich ihn verstand.
    Wir saßen dann noch stundenlang unter der Maulbeere, redeten über vergangenes, über kommendes und darüber, wie aufregend die Zeit gerade war. Wir lachten gemeinsam über alte Zeiten, kramten aus unserer Erinnerung Geschichten über die Familie, über Antonio und die Anderen hervor, und wir teilten die Wehmut über den Verlust derselben. Wir waren Bruder und

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