Luca's Rezepte
bei seiner Abreise. Ich konnte mich nicht satt sehen, an ihm.
Aber auch er musterte mich genau, und nach einer kurzen Irritation konnte ich Sorge in seinen Augen ablesen.
»Was... ist... das...?«, fragte er unsicher und deutete auf mein Gesicht, während er mich anstarrte.
Das Auge! Mir hätte klar sein müssen, dass er es sofort wahrnimmt.
»Du hättest es mir sagen müssen«, klagte er später, wie Lorenzo es vorhergesehen hatte.
»Und dann? Was wäre wohl passiert? Ich bin wirklich gut alleine damit klargekommen. Und das wollte ich auch so, verstehst du?«
Er schüttelte mit dem Kopf, aber er sagte nichts mehr dazu.
»...Es ist etwas kleiner...«
»Nur wenn ich nach links schaue. Da geht es nicht richtig mit. Jetzt drehe ich immer den Kopf, damit es nicht so auffällt...«
Er strich mir behutsam über meine Augenbraue und lächelte.
»Es war eine lange Zeit... viel zu lange...« Seine Finger zwirbelten in meinen Haaren.
»...Du riechst so gut...«
»Ich schmecke auch so...«
»...Da wett ich drauf...«
»Dann komm... Probier...«
Meine Probleme mit Lorenzo ließen sich durch Shiros Rückkehr erst einmal aufschieben. Und vielleicht, ja vielleicht lösten sie sich ja wirklich auf diese Weise ganz von selbst.
Mein Japaner und ich, wir genossen die erste Zeit in vollen Zügen. Die meisten Termine, die ich hatte, waren noch keine verbindlichen und dank Luisa schaffte ich es tatsächlich, mir die ersten drei Tage komplett freizuschaufeln.
Die verbrachten wir am Meer.
Den Lido di Fesima konnten wir bequem mit unseren Rollern erreichen, und wenn er auch mit den Stränden Fanos nicht zu vergleichen war, so schien die Sonne doch zumindest über dem Meer, wie das auf Postkarten allgemein üblich ist.
Hauptsache, wir hatten uns wieder und das war grandios.
Abends dann zogen wir uns ziemlich bald in unser Zimmer zurück. Wir hatten Nachholbedarf, der gestillt werden wollte. Wir rissen die Fenster auf, um die abgestandene Luft hinaus und die Nacht hineinzulassen, zündeten Kerzen an, tranken roten Wein, kühles Wasser und ließen uns treiben.
Er roch wirklich phantastisch. Er sah nicht nur wahnsinnig gut aus, er duftete zart und irgendwie köstlich.
»Mit was haben die dich da gefüttert...? Du riechst wirklich anders als früher...«
»Tee! Unmengen Tee. Grünen vor allem. Das hat eine reinigende Wirkung, weißt du?« Sein Gesicht zeigte allerdings wenig Begeisterung.
»Ach...«
»Hmhm... Und dann vor allem Gemüse und Fisch. Als Suppe oder gedämpft. Wenig Fett...«
»Ach...«
»Ja, ach . Und dann ganz viel fermentierten Kram. Die fermentieren da alles...«
»...Die fermentieren...?«
»Das tun sie! Sie fermentieren alles ! Und dazu gibt's Reis...«
»Klar, logisch...«
»Nein! Nicht klar... nicht logisch...! Hab ich zuerst auch gedacht. Klar, logisch, Reis. Aber den Reis gibt’s wirklich immer, zu allem, zu jeder Tageszeit...« Er klang jetzt fast verzweifelt. »Das ist nicht klar und logisch. Das ist hart. Verdammt hart!«
»Oje... aber du riechst wirklich gut...«
»Können wir vielleicht das Thema wechseln?« Er sah mich fast bettelnd an.
»Okay... tja, also... wie wär’s mit `ner Tasse Tee...?«
Ein Kissen flog gegen meinen Kopf.
Jack und Shiro.
Auf diese Begegnung war ich ehrlich gespannt. Und ich hatte überhaupt keine Vorstellung davon, wie das wohl laufen würde.
Wir trafen uns in einer Bar, wie man sich mit Jack eigentlich immer in einer Bar trifft.
Jack kam zu spät.
Wir saßen unter einem sandfarbenen Sonnensegel, beobachteten das Treiben um uns herum und tranken Campari-Soda.
Shiro trug eine riesige Designer-Sonnenbrille, die er sich in Tokio am Flughafen gekauft hatte. Überhaupt lag ihm die japanische Mode, wofür zwei zusätzliche Koffer bei seiner Rückkehr Bände sprachen. Und sie stand ihm auch verdammt gut. Die Brille jedenfalls war heiß.
» Konnichiwa...«
Das war Jack. Er verbeugte sich leicht, geradezu formvollendet vor Shiro, nickte mir knapp zu, und er strahlte übers ganze Gesicht, was angesichts seiner unglaublichen Lippen stets einen bleibenden Eindruck hinterließ.
Shiros Verblüffung machte einem Lächeln Platz und meine Sorge einer gedehnten Erleichterung.
Jack ging es auf seine Art an - aber er machte es gut.
»Jack - Shiro, Shiro - Jack ...«, übernahm ich meinen Part und ließ es danach einfach laufen.
Die beiden verstanden sich auf Anhieb, was ich mir eigentlich hätte denken können. Jack liebte das
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